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Winter 09

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eingeschränkt willentlich zu steuern. Sie dauern länger<br />

an, sie verursachen Leiden, sie beeinträchtigen das<br />

tägliche Leben (Beruf, Partnerschaft, Familie, Freunde)<br />

und sie sind nicht selten lebensbedrohend. Konkret kann<br />

sich eine psychische Störung darin ausdrücken, dass eine<br />

Person bestimmte Gefühle wie Freude oder Zuneigung<br />

nicht mehr empfinden kann, dass andere Gefühle wie<br />

Angst oder Traurigkeit das Leben bestimmen oder dass<br />

sie ständigen Gefühlsschwankungen ausgesetzt ist.<br />

Seit jeher ist die Wissenschaft bestrebt, Ordnung in die<br />

unterschiedlichen psychischen Störungen zu bringen, sie<br />

gleichsam voneinander abzugrenzen und zu klassifizieren.<br />

Traditionell ist eine grobe Einteilung in neurotische Störungen<br />

(u.a. Ängste, Phobien) und psychotische<br />

Störungen (u.a. Verlust des Realitätsbezugs; Wahnvorstellungen)<br />

üblich.<br />

Das bekannteste verfeinerte Klassifikationsschema<br />

hingegen ist das weltweit genutzte ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO, die in der F00-99-Klasse<br />

zusammengefasst wird:<br />

- Organisch bedingte psychische Störungen<br />

(Beispiel: Demenz)<br />

- Störungen von Psyche und Verhalten durch psycho-<br />

trope Substanzen (Beispiel: Drogenkonsum)<br />

- Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen<br />

- Affektive Störungen<br />

(Beispiele: Depression; Bipolare Störung)<br />

- Neurotische Störungen<br />

(Beispiele: Angststörung; Phobien)<br />

- Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen<br />

(Beispiel: Essstörungen)<br />

- Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen<br />

(Beispiele: Pyromanie; Kleptomanie)<br />

- Intelligenzminderung<br />

- Entwicklungsstörungen<br />

(Beispiel: Lese- und Rechtschreibstörung)<br />

- Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn<br />

in der Kindheit und Jugend<br />

Psychische Störungen sind nicht nur eine Belastung für<br />

die daran erkrankte Person. Sie können, je nach Art und<br />

Ausmaß der Störung, das gesamte Umfeld der betroffenen<br />

Titel<br />

Personen erreichen, vom Familien- und Freundeskreis<br />

bis hin zur Schul- oder Arbeitswelt. Psychische Störungen<br />

sind zurzeit die vierthäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen<br />

im Rahmen der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung.<br />

Seit 1991 stieg die Zahl der Krankheitstage durch<br />

psychische Störungen um etwa 33 Prozent. Noch dramatischer<br />

vielleicht ist die Aussagekraft eines weiteren<br />

statistischen Werts: Seit 20 Jahren ist die Anzahl der<br />

Krankenhausfälle von 4 Fällen je 1000 gesetzlich Krankenversicherter<br />

auf mittlerweile 9 Fälle angestiegen.<br />

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt außerdem,<br />

dass im Jahr 2020 Depressionen und Angststörungen<br />

die zweit- und dritthäufigste Krankheitsursache<br />

sein werden.<br />

Diese Statistiken wirken sich auf die Arbeitssituation<br />

in Deutschland aus. Leistung und Qualität der Arbeit<br />

leiden immer öfter (wie die Erkrankten!), Arbeitsabläufe<br />

werden gestört. Betroffene sind oft unzuverlässig, eine<br />

Zusammenarbeit mit ihnen ist oft nur noch mit Einschränkungen<br />

möglich. Kollegen gehen zunehmend auf<br />

Distanz zu ihnen, weil sie das veränderte Verhalten nicht<br />

oder nur schwer einschätzen können. Mit fortschreitendem<br />

Krankheitsverlauf kommt es zu vermehrten Fehlzeiten,<br />

was wiederum zu einer Überlastung der Kollegen<br />

führt. Erkrankte gelten dann schnell als Simulanten<br />

oder Drückeberger, werden nicht selten gemobbt. Das<br />

Betriebsklima verschlechtert sich rapide. Andererseits ist<br />

der Umgang mit den Betroffenen nicht selten äußerst<br />

kompliziert. Die Krankheitseinsicht fehlt und damit das<br />

Bewusstsein, Hilfe annehmen zu müssen.<br />

Rücksicht auf labile Menschen wird<br />

in unserer stressigen, durchorganisierten<br />

und auf Leistungsdruck bauenden<br />

Arbeitswelt kaum genommen.<br />

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