Der Textilveredler und Produzent von Trägergeweben und - WTFE
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Die Chemiefaserindustrie in China<br />
Dr. Wilhelm Rauch, Industrievereinigung Chemiefaser e.V.<br />
Die Chemiefaserindustrie befindet sich nicht auf dem<br />
Rückzug aus China, sondern versucht vielmehr dort, wo<br />
es wirtschaftlich sinnvoll erscheint, präsent zu sein. Dabei<br />
ist die Entscheidung zum Produktionsstandort China<br />
nicht nur kostengetrieben zu verstehen, sondern vielmehr<br />
eine Notwendigkeit, um den chinesischen Markt <strong>von</strong> dortigen<br />
Produktionsstätten aus besser beliefern zu können,<br />
als dieses <strong>von</strong> Europa aus möglich ist. Die Herstellung<br />
<strong>von</strong> Chemiefasern ist kapitalintensiv <strong>und</strong> erfolgt mit modernsten<br />
Produktionsanlagen, sodass der Lohnkostenvorteil<br />
Chinas, der zweifellos vorhanden ist, nicht die primäre<br />
Rolle für die Standortwahl spielt.<br />
Es sind vor allem die in Europa <strong>und</strong> speziell in Deutschland<br />
exorbitant hohen Energiekosten, die in Kombination<br />
mit den steigenden Rohstoffkosten die Wirtschaftlichkeit<br />
des Industriestandortes Europa zunehmend in Frage stellen.<br />
Durch eine umsichtige Wirtschafts- <strong>und</strong> Energiepolitik<br />
stellt China auf diesen Sektoren erfolgreich die Weichen<br />
für die Zukunft seiner Industrie, um mit ihr den Lebensstandard<br />
der Bevölkerung zu heben. Dabei ist sich China<br />
durchaus bewusst, dass nur mit modernen Anlagen der<br />
dortigen Umweltverschmutzung Einhalt geboten werden<br />
kann. Deshalb wird um Investitionen für den Aufbau neuer<br />
Industrieanlagen geworben. Blickt man dagegen nach<br />
Europa, so wird die Industrie in eine Defensivhaltung ge-<br />
Die deutsche Heimtextilindustrie <strong>und</strong> Handelspartner China<br />
Hans Joachim Schilgen, Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie e.V.<br />
„Bisher engagieren sich nur wenige unserer Mitgliedsunternehmen<br />
direkt, beispielsweise mit einer eigenen Tochtergesellschaft<br />
oder Niederlassung in China. Von einem<br />
Rückzug dieser Unternehmen vom chinesischen Markt ist<br />
uns aktuell nichts bekannt. Bestätigen können wir jedoch,<br />
dass das Gros unserer Mitgliedsunternehmen dem Standort<br />
Deutschland treu ist <strong>und</strong> in Deutschland produziert.<br />
Ergänzend haben Produktionsverlagerungen vornehmlich<br />
Richtung Osteuropa stattgef<strong>und</strong>en.<br />
Trotz des enormen Wachstumspotenzials ist China zurzeit<br />
kein prioritärer Exportmarkt für deutsche Hersteller<br />
<strong>von</strong> Heimtextilien. <strong>Der</strong> Exportanteil liegt derzeit im unteren<br />
einstelligen Prozentbereich. Die Gründe sind vielschichtig:<br />
<strong>Der</strong> chinesische Markt ist hart umkämpft. Hochwertige<br />
<strong>und</strong> damit auch höherpreisige Produkte aus deutscher<br />
oder europäischer Produktion treffen auf niedrigpreisige<br />
Produkte aus lokaler bzw. anderer asiatischer Produktion.<br />
Eine Annäherung der Zollsätze beim Im- <strong>und</strong> Export<br />
<strong>von</strong> Waren aus bzw. nach China hat zwar stattgef<strong>und</strong>en,<br />
forward textile technologies November 2008<br />
dennoch sind die Zollsätze bei der<br />
Einfuhr europäischer Heimtextilien<br />
nach China leider immer noch höher<br />
als die Einfuhrzölle für chinesische<br />
Heimtextilien in die EU. Dies sorgt für<br />
ein zusätzliches Ungleichgewicht im<br />
bilateralen Handel zwischen der EU<br />
<strong>und</strong> China.<br />
China 41<br />
drängt, aus der heraus man sich für<br />
seine industrielle Tätigkeit rechtfertigen<br />
muss. Als das herausragende<br />
Beispiel sei die mit der REACh-<br />
Verordnung eingeführte Beweislastumkehr<br />
genannt, nach der industriell<br />
tätigen Unternehmen zunächst<br />
unterstellt wird, eine Belastung für<br />
Mensch <strong>und</strong> Umwelt zu sein, bis<br />
diese das Gegenteil bewiesen ha-<br />
Dr. Wilhelm Rauch<br />
ben. Aber auch die derzeit nicht<br />
vorhandene realistische deutsche Energiepolitik sowie<br />
die europäischen Vorstellungen zum Emissions-Zertifikathandel<br />
zeigen, dass Industrie in Europa zunehmend unerwünscht<br />
zu sein scheint. Die Belastungen, die bei der<br />
Umsetzung der vorliegenden Pläne zum Emissions-Zertifikathandel<br />
auch auf die Chemiefaserindustrie zukommen<br />
würden, entziehen der Branche die Wettbewerbsfähigkeit,<br />
da das Handelssystem nur europäisch aufgestellt ist. Für<br />
den Umweltschutz hat dieses keinen Belang.<br />
Die Chemiefaserindustrie wird auch diese neuen Belastungen<br />
überleben, denn in einem globalen Dorf ist der<br />
Standort sek<strong>und</strong>är. Nur Europa <strong>und</strong> seine Menschen haben<br />
viel zu verlieren.<br />
Hans Joachim Schilgen<br />
Viele Unternehmen mit heimtextilem<br />
Bezug betrachten <strong>und</strong> bearbeiten den chinesischen Markt<br />
vornehmlich unter Sourcing-Aspekten. 2000 bezifferte sich<br />
der Anteil deutscher Importe an Gardinen aus China (mengenmäßig)<br />
auf 4,6%. Vier Jahre später, also 2004, lag er<br />
bereits bei 29%. Ähnlich verlief die Entwicklung im Bereich<br />
Bettwaren. Im Jahr 2000 lag der Importanteil an Bettwaren<br />
gefüllt mit Fasern aus China wertmäßig bei 12%, 2004 lag<br />
er bei 30% <strong>und</strong> 2007 sogar bei 41%. Bei Bettwaren gefüllt<br />
mit Federn <strong>und</strong> Daunen war der Importanteil aus China mit<br />
56% in 2007 sogar noch höher.“