75 Jahre St. Antonius-Kirche 1936 - Pastoralverbund Schwerte
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<strong>75</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>St</strong>.<strong>Antonius</strong> 2o11<br />
Auch <strong>Schwerte</strong> musste sich auf den Krieg einstellen. Der Verkehrsknotenpunkt <strong>Schwerte</strong> wurde<br />
zur Garnisonsstadt, die Wasserversorgung musste bewacht werden. Es kam zu Panikkäufen. Der<br />
<strong>Schwerte</strong>r Magistrat, der zuerst noch gezögert hatte, Höchstpreise festzusetzen, fror die Preise für<br />
die wichtigsten Lebensmittel ein. Da Deutschland bislang ein Drittel seiner Nahrungsmittel aus<br />
dem Ausland importiert hatte, kam es zu Engpässen in der Versorgung. An die Bevölkerung wurden<br />
Brotkarten ausgegeben, die Bäcker erhielten Getreidemengen zubemessen. Wegen der Bewirtschaftung<br />
ergab sich oft <strong>St</strong>reit. Die Bäcker beschimpften Getreidehändler, die <strong>St</strong>ädter blickten<br />
voll Neid auf die Bauern. Mit den Pfarrern Schnurbus und Wischnath unter der Leitung von Prof.<br />
Feldhügel, wurde ein Hilfsausschuss zur Versorgung der Soldaten, die in den Zügen den <strong>Schwerte</strong>r<br />
Bahnhof passierten, gebildet. Die beiden Pfarrer predigten für die Entfaltung des deutschen<br />
Geistes, für die deutsche Wirtschaftskraft. /3/<br />
„Ruhe und Ordnung“ kehrten nach den Wahlen 1919 in <strong>Schwerte</strong> nicht ein. Die Außenpolitik<br />
schlug bis auf die Gemeindeebene durch, denn die von den Alliierten erzwungene Annahme des<br />
Versailler Vertrages erregte alle gesellschaftlichen Gruppen. Für Unruhe sorgten auch die immer<br />
noch bestehende Knappheit an Lebensmitteln und die von der Lohn-Preis-Spirale und politischen<br />
Forderungen verursachten Massenstreiks im nahen Ruhrgebiet. Die <strong>Schwerte</strong>r Werke verhinderten<br />
im Herbst 1919 knapp einen Massenstreik, wenngleich die Erregung und die Erbitterung unter<br />
den Belegschaften wuchsen, weil das <strong>St</strong>eigen der Löhne mit dem Sinken der Kaufkraft nicht Schritt<br />
hielt. Die wiederholten <strong>St</strong>reiks der Bergleute im Ruhrgebiet wirkten sich auch auf <strong>Schwerte</strong> aus,<br />
denn wegen der Kohleknappheit kam es zu <strong>St</strong>romausfällen. Dadurch bedingt folgten Feierschichten<br />
und Verdienstausfälle. Wegen des Kohlemangels wurde Holz aus den Wäldern gestohlen.<br />
Spontane Arbeitsniederlegungen führten zu Beginn des folgenden <strong>Jahre</strong>s zum <strong>St</strong>reik der Eisenbahner.<br />
Im Vergleich zu anderen <strong>St</strong>ädten in Westdeutschland liefen die Auseinandersetzungen in <strong>Schwerte</strong><br />
eher glimpflich ab. Die Langzeitfolgen waren jedoch erheblich, denn bei der Reichstagswahl am<br />
6. Juni 1920 erlitt die Weimarer Koalition aus MSPD, DDP und Zentrum reichsweit und vor allem in<br />
Westdeutschland gegenüber der vorangegangenen Wahl zur Nationalversammlung dramatische<br />
<strong>St</strong>immverluste. Die Mehrheits-SPD fiel in <strong>Schwerte</strong> von 48,1 auf 20,7 % zurück und wurde von den<br />
Unabhängigen überflügelt. Überall legten DVP und DNVP zu. 1924 fiel sie bei den Kommunalwahlen<br />
noch hinter KPD, Zentrum und eine bürgerliche Wählergemeinschaft zurück.