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75 Jahre St. Antonius-Kirche 1936 - Pastoralverbund Schwerte

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<strong>75</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>St</strong>.<strong>Antonius</strong> 2o11<br />

seln gesprengt, durch welche der lebendige Verkehr seiner katholischen Untertanen mit ihrem Mittel-<br />

und Einheitspunkte in Rom bis dahin gehemmt worden, und er hat gewollt, dass in seinen<br />

<strong>St</strong>aaten der <strong>Kirche</strong> die Regelung und Verwaltung ihrer inneren Angelegenheiten ihren eigenen<br />

Händen zurückgegeben werde.“ Über dieses Ziel der Selbstverwaltung schienen den liberalen<br />

Kräften im Deutschen Reich die ‚Ultramontanen‘ (mit streng päpstlicher Gesinnung) aber weit hinaus<br />

zu streben. Die Lehre des Vatikanischen Konzils über Primat und Unfehlbarkeit des Papstes<br />

erregte Zweifel hinsichtlich der staatstreue der Katholiken. Diese stärkere Ausrichtung nach Rom<br />

traf in eine politisch sensible Phase. Die Reichsgründung hatte für Bismarck die Kontrolle aller<br />

möglicherweise auseinander strebenden Kräfte dringend geboten erscheinen lassen. So nahm<br />

man die kirchlichen Vorgänge zum willkommenen Anlass einer Kampfansage. Als eine der ersten<br />

Maßnahmen erging ein Niederlassungsverbot für die Jesuiten und verwandte Orden im Deutschen<br />

Reich. Nach Aufhebung der Artikel der preußischen Verfassung, die die Unabhängigkeit der <strong>Kirche</strong><br />

garantierten, griffen dann die so genannten Maigesetze von 1873 direkt in kirchliche Rechte ein.<br />

Sie riefen entschiedenen Widerstand hervor. Martin weigerte sich, die Forderung, jede Anstellung<br />

eines Priesters anzumelden und anerkennen zu lassen, zu erfüllen.<br />

1873 liefen nach Art einer Volksabstimmung aus allen Pfarreien des Bistums Solidaritätsadressen<br />

bei Bischof Martin ein, die regelmäßig im ‚<strong>Kirche</strong>nblatt‘ veröffentlicht wurden. Als sich im Frühjahr<br />

1874 die Verhaftung des Bischofs immer stärker abzeichnete, erfolgte bistumsweit …die zweite<br />

<strong>St</strong>ufe der ‚Mobilmachung‘, der <strong>St</strong>ernmarsch auf Paderborn. Nie zuvor war die Bischofsstadt nach<br />

Einschätzung des Bürgermeisters Ziel solcher Menschenmengen gewesen. Allein in den Monaten<br />

März und April 1874 sah das fahnengeschmückte Paderborn Deputationen von über 50 000 Männern<br />

und Frauen, die dem Bischof den ‚Tribut felsenfester Treue‘ leisteten und Ergebenheitsadressen<br />

von Gleichgesonnenen mit mehr als 100 000 Unterschriften überreichten. Sie kamen mit der<br />

Eisenbahn, in Kutschen und auf Leiterwagen oder einfach zu Fuß. Einer der Sonderzüge – wohl<br />

aus dem Ruhrgebiet – führte sage und schreibe 28 Waggons.<br />

Martins Verhaftung erfolgte 1874, die staatliche Absetzung und seine Expatriierung 18<strong>75</strong>.<br />

Wie in keiner anderen Phase der Bistumsgeschichte von 1821 bis 1930 wuchs im folgenden die<br />

Anzahl der Katholiken zwischen 1888 und 1919. Während die Gesamtbevölkerung im Bistum Paderborn<br />

um nur 47 % zunahm, stieg die Anzahl der Katholiken von 877 379 auf 1 668 039.<br />

Die Zuwanderung, insbesondere aus dem kurkölnischen Sauerland, aus dem Paderborner<br />

Land und dem Rheinland hatte die Verteilung der Konfessionen in <strong>Schwerte</strong> und<br />

im Umland verändert.<br />

Schon 1885 wohnten über 1.800 Katholiken in <strong>Schwerte</strong>, das waren 21%. Bis 1905 stieg die Zahl<br />

auf über 4.300 oder 28,5% aller Einwohner. Gegenüber 1868 war die Zahl der Katholiken in der<br />

<strong>St</strong>adt <strong>Schwerte</strong> um das Fünffache gestiegen. Mehr als ein Drittel aller nach <strong>Schwerte</strong> Zugewanderten<br />

waren katholisch. 1905 lebten in Geisecke dreimal so viele Katholiken wie 1868.

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