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Schlesischer Gottesfreund - Gesev.de

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BEITRÄGE 154Während <strong>de</strong>r Tagung zum Ge<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>s 100. Geburtstagesvon Bischof D. Hans-Joachim Fränkel, auf <strong>de</strong>r zugleich an75 Jahre Barmer Theologische Erklärung erinnert wur<strong>de</strong>,hielt OKR i.R. Dr. H.-J. Kühne einen Vortrag unter <strong>de</strong>mThema: „Frei für Gott - Die Bischofsvorträge Hans-JoachimFränkels“.Den gesamten Vortrag abzudrucken übersteigt die Möglichkeiten<strong>de</strong>s „<strong>Gottesfreund</strong>es“. Daher soll nur ein kleinerAbschnitt hier wie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r in beson<strong>de</strong>rerWeise das Eintreten Fränkels für die Freiheit <strong>de</strong>sGlaubens und <strong>de</strong>s Gewissens <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n läßt. DieseAuswahl ist nicht willkürlich getroffen son<strong>de</strong>rn geschiehtvor <strong>de</strong>m Hintergrund, daß in diesem Herbst <strong>de</strong>r politischenWen<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r damaligen DDR vor 20 Jahren gedacht wird.Die kursiv gedruckten Abschnitte sind direkte Zitate aus<strong>de</strong>n Bischofsvorträgen, während die Vortragspassagen vonDr. Kühne im Normalsatz stehen.Frei für GottDie Bischofsvorträge Hans-Joachim FränkelsBischofsvorträge als beson<strong>de</strong>re Schwerpunkte von Synodaltagungenwaren in <strong>de</strong>r Kirchenordnung so gar nichtvorgesehen. Entsprechend <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Kirchenkampferwachsenen Stellung <strong>de</strong>r Kirchenleitung hatte <strong>de</strong>r Bischofnur <strong>de</strong>n „Bericht über die Tätigkeit <strong>de</strong>r Kirchenleitung,sowie über die für die Kirche be<strong>de</strong>utsamen Ereignisse“ zuerstatten. So verstehen sich von Anfang an alle Bischofsvorträgeals jeweilige Ergänzungen <strong>de</strong>r Kirchenleitungsberichteund erscheinen im offiziellen synodalen Sprachgebrauchmeist auch als Bericht, seltener als Vortrag. Abersie wer<strong>de</strong>n zu Schwerpunkten eigener Art: Ermutigung <strong>de</strong>rGemein<strong>de</strong>n, Information und Bildung für die Synodalen,kirchliches Wort in die Öffentlichkeit ...3. Menschenrechte3.1 Glaubens- und GewissensfreiheitIn einem Land mit <strong>de</strong>m Anspruch, <strong>de</strong>n Marxismus-Leninismus durchzusetzen und Menschen zu sozialistischenPersönlichkeiten zu bil<strong>de</strong>n, mußte die Frage <strong>de</strong>rGlaubens- und Gewissensfreiheit für eine Kirche zumDauerthema wer<strong>de</strong>n. Es ist für Fränkel kein Thema nur um<strong>de</strong>r Kirche, son<strong>de</strong>rn letztlich um <strong>de</strong>r Gesellschaft, ja <strong>de</strong>rMenschlichkeit willen. Nach<strong>de</strong>m die DDR-Verfassung von1968 verabschie<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n war, verbin<strong>de</strong>t Fränkel im Bischofsvortrag1969 das Verständnis <strong>de</strong>s Sozialismus als„Gestalt eines gerechteren Zusammenlebens <strong>de</strong>r Menschen“mit <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach Gerechtigkeit und Freiheitund damit eben insbeson<strong>de</strong>re nach Beachtung echter Glaubens-und Gewissensfreiheit.Verwirklichung <strong>de</strong>s Sozialismus als Gestalt einesgerechteren Zusammenlebens zielt darauf, daß mit <strong>de</strong>mSozialismus Gerechtigkeit und Freiheit untrennbar verbun<strong>de</strong>nsind. Ich halte es für einen Irrtum, daß eine sozialistischeGesellschaftsordnung ihrem Wesen nach die mit echterGlaubens- und Gewissensfreiheit gegebene Begrenzung<strong>de</strong>s I<strong>de</strong>ologischen nicht erträgt. Die einen erliegen diesemIrrtum aus <strong>de</strong>r an sich verständlichen Sorge um dieBewahrung <strong>de</strong>r sozialistischen Errungenschaften, diean<strong>de</strong>ren aus einer Resignation, die <strong>de</strong>r Macht <strong>de</strong>s dieGeschichte lenken<strong>de</strong>n Herrn zu wenig vertraut.[...] Esgehört zur gesellschaftspolitischen Verantwortung allerChristen, für ein Klima einzutreten, in <strong>de</strong>m man sich inOffenheit und Wahrhaftigkeit begegnet. Der Freimut, seinerMeinung und Überzeugung auch dann Ausdruck zuverleihen, wenn sie amtlich nicht ge<strong>de</strong>ckt ist, stellt einensittlichen Wert in je<strong>de</strong>r Gesellschaft dar und för<strong>de</strong>rt dasvertrauensvolle Zusammenarbeiten und Miteinan<strong>de</strong>rleben<strong>de</strong>r Menschen. (Vortrag 1969)Mit scharfen Worten prangert er 1973 das Fehlen wirklicherGlaubens- und Gewissensfreiheit an, die in <strong>de</strong>nSchulen zur Zerstörung <strong>de</strong>s Glaubens <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und in <strong>de</strong>rGesellschaft zu einer Atmosphäre <strong>de</strong>r Angst führt, was inkeinem Fall mit <strong>de</strong>r beabsichtigten Aufnahme <strong>de</strong>r DDR indie Vereinten Nationen zu vereinbaren sei.Es geht überhaupt nicht nur um einzelne Fälle. Es gehtum ein Klima, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r christliche Glaube unsererKin<strong>de</strong>r zerstört wird. [...] Es geht um eine Atmosphäre <strong>de</strong>rAngst, in welcher Eltern aus Sorge um ihre Existenz unddas Fortkommen ihrer Kin<strong>de</strong>r uns ihre Nöte oft nur unter<strong>de</strong>m Siegel <strong>de</strong>r Verschwiegenheit anvertrauen. Es geht imGanzen auch dort, wo es nicht zu irgendwelchen spektakulärenFällen kommt, um einen Prozeß mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utlicherkennbaren Ziel, christliche Unterweisung und Erziehungunserer Kin<strong>de</strong>r unwirksam, wenn nicht überhaupt unmöglichzu machen. Das alles ist nicht recht vor Gott, <strong>de</strong>r unsalle zur Versöhnung ruft und <strong>de</strong>m wir alle Rechenschaftschul<strong>de</strong>n, wir wissen's o<strong>de</strong>r wissen's nicht. Das alles mußgrundlegend geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, so daß die Glaubens- undGewissensfreiheit zur vollen Geltung kommt. (Vortrag 1973)Die Freiheit <strong>de</strong>r Glaubensausübung ist für Fränkel „eingrundlegen<strong>de</strong>s Freiheitsrecht, das in keinem Katalog <strong>de</strong>rMenschenrechte fehlen darf“, so sehr man diese Freiheitvon <strong>de</strong>r Freiheit <strong>de</strong>s Glaubens, die allein Gott schenkt unddie „die Welt we<strong>de</strong>r geben noch nehmen kann“, unterschei<strong>de</strong>nmuss. Denn „auch in Ketten ist <strong>de</strong>r Mensch frei fürGott“ ...3.2 Vorgegebensein <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong>n Menschenrechte... Fränkel sieht in <strong>de</strong>r DDR die Menschenwür<strong>de</strong> und dieMenschenrechte an i<strong>de</strong>ologische Vorleistungen gebun<strong>de</strong>nund damit in ihrem Wesen verkannt. Er for<strong>de</strong>rt mit <strong>de</strong>rAnerkennung <strong>de</strong>s Vorgegebensein <strong>de</strong>r Menschenrechtezugleich die Begrenzung <strong>de</strong>s i<strong>de</strong>ologischen Führungsanspruchs<strong>de</strong>r Partei - ein für die DDR-Verhältnisse ungeheuerlicherAnsatz.Freiheit, Rechtsgleichheit usw. sind im Marxismus-Leninismus an das Maß <strong>de</strong>r Leistung für <strong>de</strong>n Sozialismusgebun<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n also auf Grund erfüllter Bedingungennachträglich zugesprochen. Damit aber wer<strong>de</strong>n Menschenwür<strong>de</strong>und die mit ihr verbun<strong>de</strong>nen Freiheiten wieGrundrechte in ihrem Wesen verkannt. Sie sind das, was siesind, nur, wenn sie als <strong>de</strong>m Menschen vorgegeben anerkanntund nicht unter das Soll einer bestimmten Gesinnung

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