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DAS MAGAZIN FüR SCHACHSPIELER - Schachwelt

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20<br />

PERSÖNLICH<br />

terview, das er in Jugoslawien gab,<br />

kritisch über seinen Gegner. Daraufhin<br />

fiel er in Ungnade; seine Bezüge<br />

wurden gekürzt, Auslandsreisen<br />

untersagt. Als er schließlich wieder<br />

in den westeuropäischen Ländern<br />

spielen durfte, nutzte er die Teilnahme<br />

am Turnier in Amsterdam 1976<br />

dazu, nicht mehr in die UdSSR zurückzukehren.<br />

Wie jeder weiß, wählte<br />

er später die Schweiz als neuen<br />

Wohnsitz.<br />

Es folgten darauf die üblichen Maßnahmen,<br />

welche die Vertreter riesenhafter,<br />

schwacher Staatsgebilde<br />

gegen winzige, starke Einzelpersonen<br />

in solchen Fällen zu ergreifen<br />

pflegen. Kortschnois Name wurde<br />

in der UdSSR ab jetzt totgeschwiegen<br />

und durfte nicht mehr in den<br />

Mund genommen, geschweige denn<br />

gedruckt werden. Den sowjetischen<br />

Spielern wurde verboten, an Turnieren<br />

teilzunehmen, in denen Kort-<br />

GM Viktor Kortschnoi war stets ein beliebter Gast und Simultangeber.<br />

Auf unserem Bild spielt er gegen die Innerschweizer Schachspieler im<br />

Emmen Center.<br />

schnoi mitspielte. Die in der UdSSR<br />

zurückgebliebenen Familienmitglieder<br />

wurden schikaniert. Man<br />

versuchte sogar, ihn aus dem Weltmeisterschaftszyklusauszuschließen,<br />

aber ohne Erfolg.<br />

Ob die Turnierveranstalter nun auf<br />

die Einladung von Kortschnoi verzichteten<br />

oder auf die Teilnahme<br />

sowjetischer Spieler, wie es in Wijk<br />

aan Zee 1980 geschah: in jedem<br />

Fall ermangelte ihm die so wichtige<br />

Spielpraxis mit vielen der stärksten<br />

Schachmeister.<br />

Dies hinderte ihn jedoch nicht daran,<br />

den Staatsvertretern der UdSSR seine<br />

Existenz nachdrücklich zu zeigen.<br />

Im ersten Kandidatenwettkampf,<br />

den er im Frühjahr 1977 gegen Petrosjan<br />

austrug, spielte er ziemlich<br />

verkrampft, gewann aber schließlich<br />

6½:5½. Im folgenden Zweikampf gegen<br />

Polugaevskij, der über 16 Partien<br />

ging, begann er jedoch mit drei Sie-<br />

gen und hatte nach 7 Partien 6 Punkte!<br />

Damit war es klar, wer Sieger des<br />

Kampfes werden würde; auch wenn<br />

Polugaevskij ab jetzt Widerstand zu<br />

leisten vermochte. Das Endergebnis<br />

lautete 8½:4½.<br />

Ähnlich begann der Finalkampf gegen<br />

Spasskij über 20 Partien: nach<br />

10 Partien hatte Kortschnoi 7½<br />

Punkte gesammelt. Dann verlor er<br />

aber 4 Partien hintereinander, zum<br />

Teil durch ganz grobe Aussetzer. Es<br />

kennzeichnet seine Willenskraft, daß<br />

er sich dann zusammenraffen konnte;<br />

er remisierte die nächsten beiden<br />

Partien und beendete den Wettkampf<br />

mit zwei Siegen.<br />

Nie hat, so glaube ich, Kortschnoi<br />

kämpferischer, ideenreicher, zielstrebiger<br />

gespielt als in diesen beiden<br />

Wettkämpfen, auch wenn man<br />

den Partien die Nervenanspannung<br />

aller Beteiligten deutlich anmerkt.<br />

[Fortsetzung im nächsten Heft]<br />

Robert Hübner Köln<br />

Viktor Kortschnoi beehrte 1999 den Schachklub Stans zum 50-jägrigen<br />

Jubiläum und verbreitete mit seiner guten Laune trotz Regenwetter<br />

eine ausgezeichnete Stimmung. Am Simultan im Pestalozisaal nahmen<br />

anschliessend 30 geladene Gäste und Spieler teil.

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