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würden. Können dadurch die „local<br />
looser“ den „global playern“, mit denen<br />
sich Ewald Nowotny, Vizepräsident der<br />
Europäischen Entwicklungsbank, auseinandersetzt,<br />
ohne Machtgefälle entgegentreten?<br />
So hilfreich Modelle wie die<br />
„Agenda 21“ bzw. dezentral selbstorganisierte<br />
Projekte der „Bürgergesellschaft“<br />
(das Thema von Warnfried Dettling) im<br />
begrenzten Rahmen auch sind – können<br />
sie gegenüber einer ungezügelten Expansions-<br />
und Konzentrationseuphorie bestehen?<br />
Die prominente Gewerkschaftlerin<br />
Ursula Engelen-Kefer pocht zurecht<br />
eine Umsetzung der Forderungen der UN-<br />
Konferenz für soziale Entwicklung (Kopenhagen<br />
1995), eine Stärkung der Internationalen<br />
Arbeitsorganisation (ILO) und<br />
eine Neuausrichtung der Entwicklungspolitik.<br />
(Vor kurzem ging in Genf die Überprüfungskonferenz<br />
„Kopenhagen +5“ ohne<br />
befriedigende Ergebnisse zu Ende. Die<br />
Weiterarbeit geschieht künftig in der UN-<br />
Sozialkommission. Einen Hoffnungsschimmer<br />
bedeuten die Vorschläge der ILO zur<br />
Verteidigung und Durchsetzung der sozialen<br />
Rechte und Mindeststandards – nicht<br />
nur – für Arbeitnehmer.)<br />
Eines steht fest: Mit neuen Strategien und<br />
Zielen aktivierte Gewerkschaften und außerinstitutionelle<br />
Bürgerbewegungen müssen<br />
den mühsam kaschierten Hypothesen etablierter<br />
Experten ihre fundierten Analysen<br />
und Gegenkonzepte überzeugend und wirksam<br />
präsentieren.<br />
Reimut Jochimsen (Hg.): Globaler Wettbewerb<br />
und weltwirtschaftliche Ordnungspolitik.<br />
Bonn: Dietz, 2000, 293 S.,<br />
ISBN 3801202895, 24,80 DM<br />
Matthias Reichl (Pro Zukunft 3/00, Nr. 259)<br />
Alain Lipietz:<br />
Die große Transformation<br />
des 21. Jahrhunderts<br />
“Unsere Lebensweise, unsere Art und Weise<br />
zu produzieren, zu konsumieren und uns<br />
zu zerstreuen, formt beständig unsere Umwelt<br />
neu.“ Politische Ökologie sei daher<br />
eine Gesellschaftswissenschaft, ökologische<br />
Politik zunächst einmal eine Gesellschaftspolitik:<br />
Eine Politik für das ´bessere<br />
Leben´“. (S.9) Damit bestimmt Alain Lipietz<br />
seinen Zugang zu umweltpolitischem Handeln,<br />
ohne dabei die Brücken zu denen ab-<br />
zubrechen, die vom Eigenrecht der Natur<br />
und aller ihrer Lebewesen (“tiefe<br />
Ökologie“) ausgehen. Der Mitbegründer<br />
der französischen Grünen beruft sich<br />
zugleich auf eine Bestimmung von nachhaltiger<br />
Entwicklung, die nicht nur auf<br />
kommende Generationen gerichtet ist,<br />
sondern auch auf die Ärmsten in der heutigen<br />
Welt. Er spricht daher von einem<br />
„ökologisch-solidarischen Entwicklungsmodell“,<br />
das der von Rawls begründeten<br />
„Minimalgerechtigkeit“ verpflichtet ist.<br />
Da das „materielle Bruttoglück“ pro Kopf<br />
der westlichen Welt nachhaltig jedoch<br />
nicht verallgemeinerungsfähig ist, fordert<br />
der Autor ein differenziertes Vorgehen.<br />
Er setzt auf marktwirtschaftliche<br />
Instrumente, etwa Verschmutzungsabgaben<br />
und -lizenzen sowie Energiesteuern, die zu<br />
besseren Technologien führen, ebenso aber<br />
auf eine „kulturelle Revolution“, durch die<br />
nichtökologische Praktiken delegtimiert<br />
sowie neue „Wohlverhaltensregeln“ und<br />
„Selbstbeschränkungsabmachungen“ im<br />
Rahmen der Zivilgesellschaft etabliert werden<br />
(vgl. S. 70). Durch die Abkehr vom<br />
Konsumismus und den Wandel der Arbeit<br />
hin zu sinnvollen Tätigkeiten (soziale und<br />
kulturelle Arbeit, Ausweitung des Dritten<br />
Sektors - „Arbeit der Gemeinschaft durch<br />
die Gemeinschaft für die Gemeinschaft“, S.<br />
66 - würde ökologisches Wirtschaften greifen,<br />
eine Perspektive, die freilich mit<br />
„Lohnzettelgewerkschaften“ (S. 58) nicht<br />
zu machen sei.<br />
Für die Völker des Südens, die für Lipietz<br />
die Hauptleidtragenden sowohl lokaler<br />
Umweltkrisen (z.B. Smog in den Metropolen,<br />
Degradation fruchtbarer Böden) wie<br />
auch der planetarischen Klimaveränderungen<br />
(Überschwemmungen, Trockenperioden,<br />
Meeresspiegelanstieg) sein werden,<br />
verlangt der Ökologe Zugang zu den „saubersten<br />
Technologien“ (etwa im Rahmen<br />
internationaler Vereinbarungen, z. B. durch<br />
Handel mit Emissionsquoten), weiters die<br />
Einstellung der Subventionierung ökologisch<br />
zerstörerischer Großprojekte sowie<br />
ein Ende des Bemühens, „die EntscheidungsträgerInnen<br />
des Südens zu korrumpieren,<br />
um sie zur Wahl der allergefährlichsten<br />
Entwicklungsmodelle [nämlich,<br />
der unseren] zu verführen“ (S. 124).<br />
Alain Lipietz: Die große Transformation<br />
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