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Dresden 1945–1948

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Thomas Widera, <strong>Dresden</strong> <strong>1945–1948</strong><br />

10 Einleitung<br />

ger Büroleiter im Politbüro des Zentralkomitees der SED. Er hatte der „Kommission<br />

zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung“ einen<br />

„unverzeihlichen geschichtlichen Fehler“ vorgehalten. Die Historiker hatten bisher<br />

nicht den Nachweis erbracht, „wie die wenigen deutschen Kräfte nach dem<br />

Zusammenbruch des Faschismus mit Hilfe und Unterstützung der sowjetischen<br />

Genossen den Weg für ein neues Deutschland frei gemacht haben“. Er forderte<br />

seinen früheren Dresdner Mitstreiter Weidauer auf, die „verantwortlichen<br />

Genossen“ der Wissenschaft im Sinne der Partei zu instruieren. 5<br />

Auch der hochrangige kommunistische Funktionär Fritz Selbmann, 6 gleichfalls<br />

einer der Dresdner Akteure, wollte eine „anständige Parteigeschichte mitschreiben<br />

helfen“, damit das vergangene Geschehen „in seiner Entwicklung<br />

richtig“ dargestellt werde. 7 Die Ansätze dieser Funktionäre, jeder auf seinem<br />

Betätigungsfeld der Stadt und ihrer Geschichte verbunden, unterschied nichts<br />

in ihrem Bemühen um die Interpretation der Vergangenheit und den Entwurf<br />

eines passenden Geschichtsbildes.<br />

Otto Schön kritisierte die „Genossen der Pädagogischen Hochschule“ am<br />

Ort und trug den Studenten des Faches Geschichte auf, sich mit „den ersten<br />

Schritten zur Neugestaltung des Lebens in der DDR und in diesem Falle in<br />

<strong>Dresden</strong>“ auseinander zu setzen. 8 Als Bürochef im Politbüro, dessen Autorität<br />

durch seine Dresdner Zeitgenossenschaft noch gewann, erteilte er eindeutige<br />

Hinweise, damit die Studenten, die Historiker und die Adressaten des zu entwerfenden<br />

Geschichtsbildes die „ganze Größe der Aufgaben, die damals vor<br />

uns standen“, auch wirklich begriffen. Die bloße Schilderung der „prächtigen<br />

deutschen Genossen und deutschen Menschen“ und der Arbeit der „sowjetischen<br />

Organe“ genüge nicht, da es in jenen Jahren darum gegangen sei, „ein<br />

völliges Umdenken der Menschen zu erreichen“ und ihnen „das richtige Verhältnis<br />

zur Demokratie klar zu machen“. Auch der damalige Chef der Informa-<br />

verordneter <strong>Dresden</strong>, 1947–1950 Landesleitung SED Sachsen. 1950–1968 Mitglied des<br />

ZK der SED und Leiter des Büros des Politbüros des ZK der SED, 1958–1968 Abgeordneter<br />

der Volkskammer.<br />

5 Schön an Weidauer vom 4.12.1967 (SächsHStAD, SED-BL <strong>Dresden</strong> V/2.052.062,<br />

nicht paginiert).<br />

6 Fritz Selbmann 1899–1975, Bergmann, USPD, seit 1922 KPD, verschiedene politische<br />

Funktionen, 1928/29 Besuch der Lenin-Schule in Moskau. 1930–1932 Abgeordneter<br />

des Preußischen Landtags, 1932/33 Mitglied des Reichstages, 1933 Verhaftung und<br />

langjährige Zuchthausstrafe, 1940–1945 Konzentrationslager. 1945 KPD-Kreisleitung<br />

Leipzig, seit September 1945 Vizepräsident der Landesverwaltung Sachsen für Wirtschaft,<br />

1946–1948 Minister für Wirtschaft und Wirtschaftsplanung, 1946–1948 Mitglied<br />

des Landtages Sachsen. 1948/49 stellvertretender Vorsitzender der DWK, hohe<br />

Regierungs- und Parteiämter in der DDR bis 1958, Verlust seiner Funktionen in Verbindung<br />

mit der sogenannten „Schirdewan-Wollweber-Fraktion“.<br />

7 Erinnerungen von Fritz Selbmann, o. D. [wahrscheinlich während eines Gesprächs in<br />

den sechziger Jahren angefertigte Aufzeichnungen] (SAPMO-BArch, SgY 30 1098/2,<br />

Bl. 348).<br />

8 Schön an Weidauer vom 14.5.1968 (SächsHStAD, SED-BL <strong>Dresden</strong> V/2.052.062,<br />

nicht paginiert).<br />

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen<br />

ISBN Print: 9783525369012 — ISBN E-Book: 9783647369013

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