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Dresden 1945–1948

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Thomas Widera, <strong>Dresden</strong> <strong>1945–1948</strong><br />

18 Einleitung<br />

mischen Wiederaufbau in Sachsen. 44 Den Schlüsselressorts der sächsischen<br />

Landesverwaltung wendet sich Andreas Thüsing zu. 45 Er setzt einen besonderen<br />

Akzent auf den Aufbau der Behörde des Ministerpräsidenten, des Ministeriums<br />

des Innern und des Justizministeriums um nachzuweisen, wie die SED-<br />

Herrschaft durch die Besetzung und Umbildung wichtiger Funktionen im Verwaltungsapparat<br />

durchgesetzt wurde, ehe Sequestrierungs- und Enteignungspolitik<br />

sie untermauerten.<br />

Freilich war in dieser Zeit die SMAD unangefochten das bestimmende Element,<br />

wie Jan Foitzik detailliert belegt. 46 Sowjetische Offiziere steuerten uneingeschränkt<br />

das Geschehen auf allen politischen Ebenen und griffen vor Ort direkt<br />

ein. Ohne Verständnis von Struktur und Funktion der sowjetischen<br />

Besatzungsbehörden blieben ihre handlungsleitenden und die Entwicklung determinierenden<br />

Interessen verborgen, zumal der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit<br />

bis Mitte 1947 in den Ländern der SBZ lag. 47 Den ausschlaggebenden Einfluss<br />

sowjetischer Offiziere an einer Vielzahl sächsischer Beispiele haben Stefan<br />

Creuzberger und Alexandr Haritonow 48 herausgearbeitet, dasselbe ist Ralf Thomas<br />

Baus in seiner Studie über die „Christlich-Demokratische Union Deutschlands“<br />

gelungen. Er weist nach, dass – überraschend für die SMAD und die<br />

deutschen Kommunisten – mit der Gründung der CDU die Überwindung der<br />

konfessionellen Spaltung und Integration des bürgerlichen Lagers gelang. Die<br />

Blockpolitik verhinderte allerdings jedwede demokratische Entwicklung. Eine<br />

„Zerstörung der Demokratie“ fand insofern nicht statt, da für ein Entstehen demokratischer<br />

Strukturen und eine „demokratische Vorgeschichte der DDR“ keinerlei<br />

Voraussetzungen bestanden. 49<br />

Die Besatzungsmacht übte vollkommene Kontrolle über alle politischen Parteien<br />

aus. Handlungsspielräume ließ sie nur dort zu, wo ihr dies nützlich erschien.<br />

Von einem Teil der älteren Forschung zwar anhand zahlreicher Indizien<br />

längst vermutet, 50 festigte nicht zuletzt die bahnbrechende Untersuchung Norman<br />

M. Naimarks diese Erkenntnis. 51 Entscheidend dafür wurde der Zugang zu<br />

den sowjetischen Archiven. Trotz der anhaltenden Einschränkungen bei der<br />

Nutzung sowjetischer Akten vollzog sich seit 1990 eine „kopernikanische Wende“<br />

in der Deutschlandforschung. Dabei konnte sie auf den Ergebnissen der älteren<br />

Forschung aufbauen, die, wie etwa die Studie von Michael Richter zur<br />

CDU zwischen 1948 und 1952, 52 nach wie vor grundlegend sind.<br />

44 Hackenberg, Wiederaufbau.<br />

45 Thüsing, Landesverwaltung.<br />

46 Foitzik, SMAD.<br />

47 Vgl. Arlt, Truppen in Deutschland; Doernberg, Sowjetische Militäradministration; Naimark,<br />

Frage des Stalinismus; Raschka, Sowjetisierung; Strunk, Militäradministration.<br />

48 Creuzberger, sowjetische Besatzungsmacht; Haritonow, Hochschulpolitik.<br />

49 Baus, Christlich-Demokratische Union Deutschlands, S. 467 und 469. Vgl. Fischer, Einfluß<br />

der SMAD.<br />

50 Vgl. Fischer, Neubeginn 1945.<br />

51 Naimark, Russen.<br />

52 Richter, Ost-CDU. Vgl. Richter, Transformation des Parteiensystems.<br />

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen<br />

ISBN Print: 9783525369012 — ISBN E-Book: 9783647369013

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