EditorialInhaltsverzeichnisWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>WAIDMATTBLATT<strong>Nr</strong>. <strong>45</strong>, <strong>Nov</strong>ember <strong>2011</strong>Erscheint viermal jährlich undwird kostenlos an alle Mitgliederund Interessierte verteilt.2EditorialImpressumLiebe GenossenschafterInnen,Liebe LeserInnenHaben Sie heute schon Ihre Nachbarn gesehen? Hat er/sieangelächelt? Wissen Sie wie es um Ihre Nachbarn steht?Haben Sie jemandem mit Zucker, Eiern, Kaffee oder sonstigemaushelfen können? Wenn Sie diese Fragen mit ja beantwortenkönnen, haben Sie bereits vieles richtig gemacht,auf dem Weg für ein gutes Zusammenleben. Unsere BaugenossenschaftWaidmatt besteht aus vielen interessantenund interessierten BGW’lern die jeden Tag Nachbarschaftvon Neuem gestalten. Eine gute Nachbarschaft zu habenvermag keine noch so gute Architektur, kein noch so gutesWohnkonzept zu ermöglichen. Es sind wir die Bewohner einesHauses, einer Siedlung die den Unterschied machen.Ihre Nachbarn brauchen Sie! Jeder von uns kann einen positivenBeitrag für seine Nachbarschaft beitragen. Ob alsZuhörer, Erzähler, Unterstützer, Kollege oder Freund oder einfachmit einem Lächeln bei einer Begegnung. Doch wiewird man eine gute Nachbarin/ein guter Nachbar? Vielleichtkönnen Sie sich Fragen: Was könnte ich zur Bereicherungdes Lebens meines Nachbarn beitragen? Nun wissenkann man das eigentlich erst wenn man seine Nachbarnkennt. Und wie wohnt es sich mit dem Präsidenten als Nachbar?Leider ist auch er nicht immer der ideale Nachbar.Lange Arbeitszeiten und viele Reisen ermöglichen mir keinentäglichen Kontakt mit Ihnen allen. Umso mehr freut esmich jedoch, dass in meiner „Heimatsiedlung“ freundlichunterstützt werde. Und so kommen meine Familie und ichauch immer wieder gerne in unser Zuhause.Bald ist Weihnachtszeit und im Namen des Vorstandes undaller MitarbeiterInnen möchte ich Ihnen an dieser Stellewunderbare Feiertage wünschen und eine gute gemeinsameZeit mit Ihrer Nachbarschaft. Vielleicht ist es eine guteGelegenheit auf unsere Nachbarn zu zugehen und ein paarRezepte auszutauschen. Ich freue mich schon auf den Gutzli-Duft,der sich aus unserem Gemeinschaftsraum verbreitenwird. Und wer weiss ob sich für 2012 vieles noch positivergestaltet? Der Vorstand der BGW sowie alle unsere MitarbeiterInnensetzen sich täglich dafür ein - auch im neuen Jahr2012.Herzlichst grüsst SieSven Köhler, PräsidentRedaktionsteamGertrud Graf(gertrud.graf@waidmatt.ch)Barbara Lussi(barbara.lussi@gmail.com)Fabio Brunetto(f.brunetto@waidmatt.ch)MitwirkungSven Köhler, Stefan AeschiPostadresseRedaktionsteamBG Waidmattc/o Fabio BrunettoWehntalerstrasse 4928046 ZürichKonzeption, LayoutRedaktionsteam WBDruckropress, ZürichAuflage650 ExemplareFotosEigenes ArchivFotolia.de4-5 Vorstand6-10 Geschäftsstelle11-17 Genossenschaft18 BGW Junior<strong>Nachbarschaften</strong> im QuartierWeihnachtsgrüsseDie Bedeutung <strong>Nachbarschaften</strong> in der Schweiz imVergleich zum AuslandIndividualität und ÖffentlichkeitTagebuch FurttalstrasseMiteinander der GenerationenNeuzuzügerinterview mit Frau Körkel-WeyPortrait mit Frau GinterSo können Konflikte vermieden werdenNachbarschaft von Beginn an entwickelnWas ist Nachbarschaftshilfe? Interview mit Frau AlbrechtSamichlaus zum ausmalen19 kreuz und querDie lieben, lästigen Nachbarn20 Mehr als WohnenAgendaUrsprünge des gemeinnützigen Wohnungsbaus (Teil 2)2Haben Sie Fragen oder Anmerkungen? Bitte schreiben Siemir: sven.koehler@waidmatt.ch 3
VorstandWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>NACHBARSCHAFTEN IM QUARTIERDie ursprüngliche Bedeutung des Wortes Nachbar kommt aus dem Westgermanischen und lässt sichzusammengefasst als Nahebei Wohnender übersetzen. Diese Wortübersetzung beinhaltet einige wichtigeAspekte, mit denen wir uns im folgenden Artikel beschäftigen wollen.Persönliche BeziehungenDer Mensch ist ein soziales Wesen,er braucht soziale Kontakteund persönliche Beziehungenfür seine Entwicklung und dieZugehörigkeit zu einer Gruppe.Neben dem privaten- und demArbeitsumfeld ist auch die Einbindungin seinem Wohnumfeldwichtig für sein Wohlbefinden.Eine schon länger zurückliegendeGrundlagenforschung zu sozialenNetzwerken und sozialerUnterstützung hat ergeben, dasszwischenmenschliche Bindungenund soziale Netzwerkewichtig sind für die Vermeidung,Bearbeitung und Bewältigungvon unterschiedlichen Belastungen,denen wir in unserem Lebenausgesetzt sind. Je nachLebenssituation ändert sich dieZugehörigkeit zu einer Gruppe,die persönlichen Beziehungenbleiben zum Teil bestehen, anderekommen dazu. Wohnenwir länger am gleichen Ort, erlebenwir, wie sich unser Umfeldzusammen mit uns verändert,die Nachbarskinder werdengross, Frau Meier ist jetzt pensioniert,die Migros wurde schondreimal umgebaut und auch wirwerden älter. Wir erinnern unsan gemeinsame Erlebnisse mitden Nachbarn, gute undschlechte und fühlen uns mitunserem Quartier verbunden.Wir gehören dazu.Konfliktpotential Nachbarschaftbensweisen, Wert- und Moral-machen zu können. Seit dem bei möglichen Konflikten zu ver-4 5vorstellungen können immerwieder zu Konflikten in derNachbarschaft führen. Nebendem persönlichen, eigenen Verhalten,Tipps und Tricks dazusind weiter vorne im Heft zu finden,können auch Projekte, diedas gegenseitige Verständnisuntereinander fördern, dazubeitragen, dass Konflikte zu gutenLösungen führen.Gesellschaftliche EntwicklungUnsere Gesellschaft ist in einemstetigen Wandel begriffen, inder heutigen Zeit arbeiten vielhäufiger beide Elternteile, tagsübersind weniger Kinder imQuartier anzutreffen, sie sind inder Krippe oder im Hort. Es gibtweniger Möglichkeiten derspontanen Begegnungen, wenigerZeit für einen Kaffe zwischendurch,weniger Belebungdes öffentlichen Raums. Da wiruns nicht mehr so häufig imQuartier aufhalten, wissen wirauch nicht, dass Herr Müller jelänger je mehr Schwierigkeitenhat, seinen täglichen EinkaufTod seiner Frau vor 4 Jahren ister merklich gealtert. Er möchteaber so lange als möglich in seinereigenen Wohnung bleiben.Hätten wir Zeit und wüssten wirum seine Situation, wäre es unsein Leichtes, für ihn mit einzukaufenund ihm so das Lebenein wenig zu erleichtern.Um eine gute Nachbarschaftund die gegenseitige Unterstützungzu ermöglichen, werdenheutzutage vermehrt professionelleOrganisationen damit betraut,die nachbarschaftlichenKontakte gezielt zu fördern unddie Menschen wieder zusammenzu bringen.Projekt KontaktpersonenIn einer Hochhaussiedlung wurdedas Projekt Kontaktpersoneninitiiert, um die Anonymität zudurchbrechen und die häufigvorkommenden Konflikte zwischenden BewohnerInnen zuminimieren. Pro Stockwerk wurdeeine Person bestimmt, die alsAnsprechperson für die übrigenBewohnerInnen zur Verfügungsteht. Die Kontaktperson ist selberMieterIn und wird von derVerwaltung ausgesucht. Zu ihrenAufgaben gehört die persönlicheBegrüssung von NeuzuzügerInnen.Sie informiert über bestehendeRegeln, Angebote undAktivitäten und bietet sich an,mitteln. Damit wird erreicht, dassdie neuen MieterInnen sich inihrem neuen Zuhause willkommengeheissen fühlen. Zusätzlichwerden regelmässige Treffendurchgeführt, zu denen dieStockwerkbewohnerInnen persönlicheingeladen werden. Diesefinden jeweils abends stattund dauern je nach Bedarf 1 - 2Stunden. Die Erfahrungen mitdiesem Projekt sind positiv, Konfliktekonnten besser und schnellergelöst werden und es entstandenKontakte unter den BewohnerInnen,die zu gemeinsamenAktivitäten und Engagementsführten.Liebe GenossenschafterInnenStiftung Liebenau DeutschlandIn diesem generationenübergreifendenProjekt befasste mansich mit der Wohn- und Lebenssituationvon ältern Menschen.Umfragen haben ergeben, dasssich die meisten Menschen Selbständigkeit,Sicherheit und einlebendiges Wohnumfeld bis inshohe Alter wünschen. Es wurdeein Modell entwickelt, das dieseBedürfnisse aufnimmt.Der Einsatz von GemeinwesenarbeiterInnen,meist SozialarbeiterInnenoder SozialpädagogInnenstellt eine Vernetzung derFrohe Festtage und „es guets Nöis“wünscht IhnenBewohnerInnen untereinandersicher. Sie beraten, unterstützengemeinsame Aktivitäten undvermitteln nachbarschaftlicheoder professionelle Hilfe. Zusätzlichstehen sie in Verbindung mitder Gemeinde und deren Angeboten,wie Spitex oder anderePflegeleistungen. Diese werdenzum Teil direkt im ServiceZentrum in der Siedlung angeboten.Im Service Zentrum findensich auch Räume für Aktivitätenwie Altersturnen, Krabbelgruppen,Mittagstische undähnliches. Diese Anlässe werdenin der Regel von den BewohnerInnenmit Unterstützung der Gemeinwesenarbeitselbständig organisiert.Lebendige <strong>Nachbarschaften</strong>können auf unterschiedlicheArten entstehen, durch Eigeninitiativeder BewohnerInnen,durch Projekte von professionellenOrganisationen; eines habensie alle gemeinsam, sie tragenzu einer guten Lebensqualitätin den Quartieren bei.(Quelle: Altershilfe der StiftungL i e b e n a u D e u t s c h l a n dwww.stiftung-liebenau.de)Gertrud GrafVorstand BGWder Vorstand und die Mitarbeitenden der BG WaidmattVerwandte und Nachbarn kannman sich nicht aussuchen, sagteine Volksweisheit. Als nahebeiWohnender erleben wir auchdie negativen Seiten der Nachbarschaft.Unterschiedliche Le-