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Waidmattblatt Nr. 45 Nachbarschaften (Nov. 2011)

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GenossenschaftWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>NACHBARSCHAFTEN VON BEGINN AN ENTWICKELNWer in ein Mehrfamilienhaus umzieht, wird neue Bekanntschaften machen. Jeder muss selber Wissen,wie er mit seinen Mitmenschen umgeht. In diesem Artikel werden einige Tipps gegeben, welche dasZusammenleben von Anfang an erleichtern.«WAS IST NACHBARSCHAFTSHILFE?» INTERVIEW MIT FRAU BARBARA ALBRECHTWas ist Nachbarschaftshilfe, warum ist sie so wichtig und wie kann man sie fördern? Das <strong>Waidmattblatt</strong>im Gespräch mit Barbara Albrecht, 54J, Vermittlerin der Nachbarschaftshilfe Zürich Affoltern.In einem Mehrfamilienhaus lebtman eng zusammen. Vor allemin älteren Bauten wird man diestäglich spüren. Man wird sichhören, sei es beim Duschenoder Staubsaugen. Fast täglichwird man jemanden im Treppenhausüber den Weg laufen.Einander auszuweichen undganz anonym zu leben wirdnicht möglich sein.Aus diesem Grund empfiehlt essich, wie auch im privaten Umfeldden Nachbarn freundlichentgegen zu treten. Als neuerMieter verhält es sich ein wenigwie an einem neuen Arbeitsplatz.Man sieht neue Gesichterund ist meistens ein wenig nervös.So geht es mir zumindest.Doch es gibt da einige Tipps wieman sich schnell zu einem Teilder Gemeinschaft machenkann.Es ist immer von Vorteil, wennman sich kennt. Mit ziemlicherSicherheit werden sich die anfangsmeist kritischen Bewohnernicht beim neuen Mieter vorstellen.Deshalb ist mein erstes Tippmachen Sie den ersten Schritt.Sie müssen ja nicht gleich besteFreunde werden, aber ein kurzes„Hallo“; vielleicht mit einemStück Kuchen, wirken meistWunder.Vielleicht ergibt sich bereits vorBezug der Wohnung die Möglichkeitsich vorzustellen. Sei esmit einem Schreiben oder miteinem Aushang. Nutzen Sie diesallenfalls direkt für die Mitteilung,dass Sie die Besucherparkplätzeam ersten Tag für den Umzugbenötigen. Die Geschäftsstellesowie die Bewohner werden mitIhrer Vorankündigung dafür Verständniszeigen. Bitte vergessenSie jedoch nicht die Mitteilungan die Bewohner mit einem Fotozu gestalten oder mindestensIhren Namen zu vermerken.Denn die Bewohner sollen auchsehen, von wem sie ist.Die ganz Mutigen gehen aufsGanze und werden eine kleineEinweihungsparty auf die Beinestellen. Als Feiertag eignet sichder Freitag. Sofern Sie eine eherkürzere „Kennenlernparty“ wünschen,wählen Sie bitte einenTag während der Woche. SolltenSie eine sehr kleine Wohnungmieten, kann die Party beischönem Wetter sicherlich auchdraussen stattfinden. Allenfallsmit kleinem Rundgang durchdie Wohnung. Notfalls könnenSie auch auf eines unserer Siedlungslokaleausweichen.An der Party müssen Sie nichtein 5 Gang Menü anbieten. Einwenig Fingerfood und Getränkein ausreichender Menge unddie Party wird zum Erfolg. In der„Landi“ zum Beispiel kann manals kleiner Tipp bestimmte Getränkemengenauch in Kommissionnehmen.Sollten Sie zur Party Ihre privatenFreunde einladen, vernachlässigenSie bitte Ihre Nachbarnnicht. Sonst wird es für dieselangweilig und Sie lernen diesenicht kennen.Ich bin mir sicher, Sie werdengenug Gesprächsthemen haben.Ein wenig Small-Talk überRestaurants in der Nähe, Zugverbindungen,Abfallentsorgung,oder was auch immer. Dochbitte sprechen Sie nicht überPolitik und Ähnliches. Die Personenmöchten Sie kennenlernenund nicht wissen, was Herr Mörgeliund Co. gerade wieder für„Unfug“ im Bundeshaus treiben.Besondere Vorsicht bezüglichLärm ist auch beim Einzug angebracht.Schrammen im Treppenhausund Türrahmen, nächtlicherUmzug, schreiende Personenbeim Verladen der Kommode;möchten Sie, so eine neuePerson kennenlernen?Die Ihnen durch die Geschäftsstellegesandte Hausordnungvon Anfang an zu beachten istvon Vorteil. Lassen Sie es nichtsoweit kommen, dass Sie zuerstder Nachbar belehren muss.Und zu guter letzt das Wichtigstein meinen Augen, Ist man Neumieterin einem Mehrfamlienhaussollte man sich zumindestanfangs in gewisser Weise, wiean einem neuen Arbeitsplatz,unterordnen und sich eingliedern,auch wenn dies manchmalschwer fällt. Doch gegenBewohner, welche sich ihnen alsNeuzuzüger daneben benehmen,gilt es, sich selbstverständlichmit gesundem Menschenverstanddagegen zu wehren.Die Geschäftsstelle wird Ihnengerne mit Rat und Tat zu Seitestehen.Ich hoffe, dass Ihnen die genanntenTipps etwas für Ihrenzukünftigen Umzug bringen werden.Vielleicht haben Sie nochgute Vorschläge, welche ich bisdato noch nicht gehört habe.Ich bin gespannt von Ihnen zuhören.Fabio BrunettoGeschäftsstelleFrau Albrecht, welchen Beitragleistet die Nachbarschaftshilfe?Die Nachbarschaftshilfe vermitteltDienstleistungen. Angefangenbeim Blumen giessen undBesorgungen machen, aufgehörtbei Kinderbetreuung, Begleitungfür Arzt- und Amtsbesucheund Besuchsstunden. Deutlichliegt der Schwerpunkt aufder Betreuung von Senioren.Ihnen gerade möchten wir dieMöglichkeit bieten, ab und andie Tapeten zu wechseln: ausder Wohnung heraus zu kommen,ins soziale Leben einzutreten.Grundsätzlich aber ist Nachbarschaftshilfefür alle gedacht.Nachbarschaftshilfe ist für alljene, die sie in Anspruch nehmen,kostenlos. Dafür aber ist sieauf zwei Stunden pro Wochebeschränkt.Warum braucht es das Angebotder Nachbarschaftshilfe? Hatdenn nicht jeder von uns Familieund Freunde, die Hilfsbedürftigenzur Hand gehen können?Das Problem ist zweigleisig: BeiSenioren etwa sind die eigenenKinder oftmals am Arbeiten,manchmal auch im Ausland,können darum nur eingeschränktHilfe leisten.Vielfach aber sind Betroffene –egal welchen Alters – gehemmt,an der Türe gegenüber anzuklopfenund um Hilfe zu bitten.Da liegt die Hemmschwelle: Sicheingestehen zu müssen, denAlltag nicht alleine bewältigenzu können. Oft traut sich aberauch der Nachbar nicht, nachzufragenund Hilfe anzubieten –und das, obwohl er durchausbereit wäre, Hilfe zu leisten.Während der eine Angst hat, zurLast zu fallen, hat der andereAngst, eine Grenze zu überschreiten.Irgendwer muss dieseBarriere öffnen. Da kommen wirins Spiel.Müsste man davon ausgehen,dass Nachbarschaftshilfe in Genossenschaftenleichter umzusetzenist als sonstwo?Da habe ich eine Idealvorstellung– und einen Sinn für Realität.Man könnte denken, dassder Genossenschaftsgedankenicht nur für günstigen Wohnraumeintritt, sondern auchnachbarschaftlichen Kontakt –und damit Nachbarschaftshilfe– fördert. In der Realität aberstösst man hier auf dieselbeSchwierigkeit wie im Rahmenprivaten Wohnens. Auch hierhat der Einzelne Angst, zu weit indas Reich des anderen einzudringenund eine Grenze zuüberschreiten.Dabei müsste Nachbarschaftshilfeals Chance erkannt werden:als Chance, sich einzubringenund selbst entlastet zu werden.Dann etwa, wenn dasRentnerpaar von gegenüberzum Abendessen eingeladenwird – und ein anderes Mal aufdie Kinder aufpasst.Wie könnte Nachbarschaftshilfein der Genossenschaft gefördertwerden?Das beginnt damit, dass die VerwaltungOffenheit und Hilfe vorlebt:Damit etwa, dass sie neueMieter vorstellt – oder sie dazuermuntert, sich selbst vorzustellen.Irgendwer muss damit anfangen,auf den anderen zuzugehen.Das ist enorm wichtig:Dass man den Nachbarn kennenlernt und ihm mit Respektgegenübertritt, egal woher erkommt und wie er lebt.Eine mögliche Plattform bietetdafür etwa der jährliche Tag desNachbarn: Hier kann man ungezwungenzusammenkommen.Darauf baut alles Weitere auf:Wenn man sich besser kenntund den Hintergrund und dieProbleme des anderen kennt, istdie Hilfsbereitschaft sicher grösser.Denn:Wissen schafft Verständnis.Links:www.nachbarschaftshilfe.chwww.tagdernachbarn.chBarbara LussiVertretung Genossenschaft16 17

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