Wem nützt der Welthandel? - Landesinstitut für Lehrerbildung und ...
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2. Freier Handel = zukunftsfähiger Handel?<br />
Freihandel versus Protektionismus<br />
Freihandel bezeichnet einen internationalen<br />
Handel von Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen, <strong>der</strong><br />
nicht durch einschränkende staatliche Maßnahmen<br />
begrenzt ist, son<strong>der</strong>n ausschließlich o<strong>der</strong><br />
ganz weitgehend nach marktwirtschaftlichen<br />
Prinzipien, durch Angebot <strong>und</strong> Nachfrage gesteuert<br />
ist.<br />
Als den freien Handel einschränkende staatliche<br />
Maßnahmen gelten vor allem Einfuhrzölle<br />
<strong>und</strong> kontingente, aber z.B. auch <strong>für</strong> Importe<br />
bestehende Genehmigungsverfahren. Der Freihandel<br />
soll die internationale Arbeitsteilung<br />
sicherstellen, in <strong>der</strong> sich die nationalen Ökonomien<br />
auf die Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />
spezialisieren, die sie am kostengünstigsten anbieten<br />
können (Theorie des komparativen Kostenvorteils).<br />
Protektionismus bezeichnet eine Wirtschaftspolitik,<br />
die im internationalen Waren <strong>und</strong> Dienstleistungsaustausch<br />
inländische Produzenten vor<br />
ausländischer Konkurrenz schützt <strong>und</strong> dazu die<br />
o.g. einschränkenden Maßnahmen einsetzt.<br />
Be<strong>für</strong>worter <strong>und</strong> Kritiker des Freihandels schätzen<br />
die mit ihm verb<strong>und</strong>enen Chancen <strong>und</strong><br />
Risiken unterschiedlich ein. Die Be<strong>für</strong>worter des<br />
Freihandels gehen davon aus, dass eine durch<br />
Freihandel gekennzeichnete Weltwirtschaft den<br />
Wohlstand <strong>und</strong> die Lebensqualität <strong>der</strong> in den<br />
Weltmarkt integrierten nationalen Volkswirtschaf<br />
ten dauerhaft erhöht. Freihandel garantiert<br />
aus ihrer Sicht Preissenkungen durch Erweiterung<br />
<strong>der</strong> Beschaffungsmärkte <strong>und</strong> damit einhergehend<br />
eine Erhöhung <strong>der</strong> Realeinkommen,<br />
die Sicherung <strong>der</strong> Beschäftigung durch Vergrößerung<br />
<strong>der</strong> Absatzmärkte sowie Wettbewerb <strong>und</strong><br />
Innovationsdynamik, die verhin<strong>der</strong>n, dass Kapital<br />
<strong>und</strong> Arbeitskräfte in unproduktiv gewordenen<br />
Produktionszweigen geb<strong>und</strong>en bleiben. Kritiker<br />
hingegen betonen die Beschränkung staatlicher<br />
Handlungsspielräume in Krisensituationen <strong>und</strong><br />
bei Strukturanpassungsprozessen, die Gefahr <strong>der</strong><br />
weltweiten Absenkung von Sozial <strong>und</strong> Umweltstandards,<br />
die Gefahr einseitiger Spezialisierung<br />
<strong>und</strong> daraus resultieren<strong>der</strong> Abhängigkeiten, die<br />
Nichtberücksichtigung ungleicher Ausgangsbedingungen<br />
zwischen Industrie <strong>und</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> die Notwendigkeit, „infant<br />
industries“ vor ausländischer Konkurrenz zu<br />
schützen, damit diese sich überhaupt bis zur<br />
Wettbewerbsfähigkeit entwickeln können. Die<br />
Idee eines fairen freien <strong>Welthandel</strong>s muss angesichts<br />
einer in weiten Bereichen fehlenden globalen<br />
Regulierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Durchsetzung existieren<strong>der</strong><br />
Machtstrukturen als Fiktion gelten<br />
(s. auch Vorwort von H. Flassbeck, S. 5).<br />
l www.bpb.de/publikationen/<br />
YDP302,2,0,Theoretische_Gr<strong>und</strong>lagen_des_<br />
internationalen_Handels.html<br />
Längst gilt die Freihandelsdoktrin nicht mehr so<br />
eingeschränkt wie in den Nachkriegsjahrzehnten<br />
o<strong>der</strong> gar im Neoliberalismus <strong>der</strong> ReaganÄra.<br />
Eine ökosoziale Markwirtschaft, die sich an dem<br />
umfassenden Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung<br />
(s. S. 6) orientiert, hat partiell in das politische<br />
Denken <strong>und</strong> Handeln Eingang gef<strong>und</strong>en<br />
(siehe z.B. Forum Ökosoziale Marktwirtschaft:<br />
www.foes.de), ist aber noch keineswegs zur gesellschaftlichen<br />
Leittheorie geworden.<br />
l BMZ: Ökologisches Wirtschaften – Green<br />
Economy, 2011: www.bmz.de/de/<br />
publikationen/reihen/infobroschueren_flyer/<br />
infobroschueren/Materialie209_<br />
Informationsbroschuere_02_2011.pdf<br />
Gerade auch auf internationaler Bühne stehen<br />
sich Nachhaltigkeitsansätze aus dem UNKontext<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftsliberalismus von IWF <strong>und</strong> WTO<br />
oft unversöhnlich gegenüber. Für den Einzelnen<br />
ist dieser Konflikt hinsichtlich seiner Erwartungen<br />
an den Staat <strong>und</strong> seines Verhaltens als mündiger<br />
Bürger <strong>und</strong> Konsument von gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong><br />
Bedeutung.<br />
WTO – Geschichte<br />
Nach einer Phase des Protektionismus von 1914<br />
bis 1945 setzt die bis heute sich fortsetzende<br />
erneute Liberalisierung <strong>der</strong> Weltwirtschaft ein.<br />
1947 verabschieden 23 Gründungsmitglie<strong>der</strong> das<br />
GATT (General Agreement on Tarifs and Trade –<br />
Allgemeine Zoll <strong>und</strong> Handelsabkommen), ein<br />
multilaterales Handelsabkommen, dessen Ziel es<br />
ist, im internationalen Handel bestehende Zölle<br />
<strong>und</strong> nicht tarifäre Handelshemmnisse zu beseitigen<br />
<strong>und</strong> Eingriffe in die internationale Arbeitsteilung<br />
abzubauen. Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
tritt dem GATT 1951 bei.<br />
Im GATT sind vier Gr<strong>und</strong>prinzipien als Regeln<br />
<strong>für</strong> den internationalen Handel verankert:<br />
• Meistbegünstigung: Alle handelsbezogenen<br />
Zugeständnisse, die ein Land einem Mitglieds <br />
land gewährt, muss es allen an<strong>der</strong>en Mitgliedslän<strong>der</strong>n<br />
ebenfalls gewähren (Ausnahmen<br />
bei Schaffung von Zollunionen,<br />
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