Wem nützt der Welthandel? - Landesinstitut für Lehrerbildung und ...
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Dumping auf Afrikas Märkten?<br />
1999 hatten die Geflügelproduzenten in <strong>der</strong> EU<br />
ein handfestes Problem. Aufgeschreckt vom belgischen<br />
Dioxin-Hühnerskandal kam es zu einem<br />
Einbruch <strong>der</strong> Nachfrage bei den Verbrauchern.<br />
Weil allerdings niemand in <strong>der</strong> EUZentrale Brüssel<br />
Interesse an einem Anwachsen eines Hühnchenberges<br />
hatte, einigten sich die Agrarminister<br />
auf ein umstrittenes Mittel: die Exportsubvention.<br />
50 Cent pro Kilo Hühnerfleisch wurden angesichts<br />
<strong>der</strong> als „marktverzerrend“ definierten<br />
Situation bewilligt, wodurch die Preise <strong>der</strong> lokalen<br />
afrikanischen Produzenten unterboten wurden.<br />
Ein Desaster <strong>für</strong> die Züchter in Ghana,<br />
Kamerun <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en afrikanischen Län<strong>der</strong>n,<br />
oftmals Frauen, gegen das sich auch die Regierungen<br />
nicht wehren konnten.<br />
Kamerun <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e afrikanische Län<strong>der</strong> hatten<br />
sich gegenüber dem internationalen Währungsfonds<br />
(IWF), <strong>der</strong> <strong>Welthandel</strong>sorganisation<br />
(WTO) <strong>und</strong> auch gegenüber <strong>der</strong> Europäischen<br />
Union (EU) zu niedrigen Zöllen verpflichtet – oftmals<br />
im Austausch <strong>für</strong> Kredite. Die Folgen sind<br />
verheerend. In Ghana gingen nahezu eine halbe<br />
Million Arbeitsplätze verloren. Ähnlicher Bedrohung<br />
sind die in <strong>der</strong> Hühnerproduktion Tätigen<br />
in Kenia o<strong>der</strong> Togo ausgesetzt. Einzig in Kamerun<br />
hat die Kampagne einer Bürgerbewegung, un-<br />
terstützt durch europäische Nichtregierungsorganisation<br />
(NRO), <strong>für</strong> einen Wandel gesorgt.<br />
Allerdings ist es auch dort nicht so einfach,<br />
die nationale Hühnerproduktion, die einst mit<br />
Mitteln <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit aufgebaut<br />
wurde, wie<strong>der</strong> zu beleben. Es fehlt an<br />
Kreditprogrammen <strong>und</strong> staatlicher Anschubfinanzierung,<br />
klagen Experten. Zwar hat die Europäische<br />
Union mittlerweile Abstand von den<br />
direkten Exportsubventionen genommen, aber<br />
Afrikas Bauern fällt es angesichts steigen<strong>der</strong><br />
Futtermittelpreise immer schwerer mit den hoch<br />
subventionierten Hühnerfabriken in <strong>der</strong> EU zu<br />
konkurrieren.<br />
Entwicklungsexperten plädieren daher nicht<br />
nur <strong>für</strong> Kreditprogramme <strong>für</strong> die Kleinbauern,<br />
damit sie wie<strong>der</strong> auf die Füße kommen, son<strong>der</strong>n<br />
auch <strong>für</strong> Einfuhrzölle, um die nationale Produktion<br />
gegen die ausländische Billigkonkurrenz, die<br />
indirekt auch weiterhin geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> subventioniert<br />
wird, wenigstens vorübergehend zu schützen.<br />
Gegen die Lobby <strong>der</strong> Fleischexporteure ist<br />
das nicht nur in <strong>der</strong> EU schwer durchzusetzen.<br />
A Aufgaben:<br />
1. Druck auf die Hühnerproduktion in<br />
Westafrika: Erstelle eine Prozessskizze,<br />
indem du die gefetteten Passagen des<br />
Textes oben mit Wirkungspfeilen ver<br />
bindest. Du musst sie dabei manchmal<br />
leicht umformulieren o<strong>der</strong> ergänzen.<br />
2. Kritik aus dem Süden: Hör dir das Interview<br />
mit Jacob Kotchi, dem Repräsentanten<br />
<strong>der</strong> kamerunischen Bürgerbewe<br />
gung ACDIC, zur Marktöffnung in Afrika<br />
an: www.youtube.com/watch?v=m<br />
FSMQNc1EN0 (englischsprachiges<br />
Kurzvideo) <strong>und</strong> skizziere die von ihm<br />
vertretene Entwicklungsstrategie.<br />
3. Huhn ein Einzelfall?<br />
• Liste mit Hilfe <strong>der</strong> folgenden Quellen<br />
auf, welche an<strong>der</strong>e Nahrungsmittel aus<br />
<strong>der</strong> EU, die Existenz von Bauern <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Nahrungsmitteproduktion in welchen<br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>n gefährden.<br />
• Fasse mit Hilfe <strong>der</strong> ersten Quelle unten in<br />
einem Vermerk zusammen, was <strong>der</strong> Agrarpolitik<br />
<strong>der</strong> EU den Vorwurf des Dumpings<br />
einbringt <strong>und</strong> was mit Umstrukturierung<br />
<strong>der</strong> Subventionen gemeint ist.<br />
www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2010/<br />
oktober/exportschlagerhungerkrise<br />
(v.a. Abs. „Dumping durch Steuergel<strong>der</strong>“)<br />
www.misereor.de/themen/wirtschaftfuerdiearmen/weltagrarhandel.html<br />
www.kritischeragrarbericht.de/fileadmin/<br />
DatenKAB/KAB2008/Mari.pdf (nur S. 78)<br />
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