GBM-epf-Friedenspreis 2012 an Bündnis „Dresden nazifrei“
GBM-epf-Friedenspreis 2012 an Bündnis „Dresden nazifrei“
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6 akzente Kultur / Leserpost<br />
Kunstexkursion<br />
des Freundeskreises „Kunst aus der DDR“<br />
Die erste Kunstexkursion <strong>2012</strong> findet<br />
am 3. Mai statt. Sie führt uns<br />
nach Chemnitz. Wir wollen uns in zwei<br />
Museen Kunstwerke von bedeutenden<br />
Künstlern des 19. und 20. Jahrhunderts<br />
<strong>an</strong>sehen.<br />
Im „Museum Gunzenhauser“ erwarten<br />
uns auf vier Etagen Werke der<br />
Klassischen Moderne, der Kunst zwischen<br />
den beiden Weltkriegen und<br />
aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts,<br />
u. a. von Otto Dix, Conrad<br />
Felixmüller, von Jawlenski, Kirchner,<br />
Münter, Beckm<strong>an</strong>n, Henkel,<br />
Schmidt-Rottluff, Altenbourg, Schumacher,<br />
Nay, Baumeister, Warhol und<br />
<strong>an</strong>deren. Das Gebäude, in dem das Museum<br />
seit 2007 untergebracht ist – ein<br />
ehemaliges B<strong>an</strong>kgebäude –, ist von<br />
einer sehenswerten Architektur. 2009<br />
wurde das Museum mit dem Architekturpreis<br />
des Bundes der Architekten<br />
Sachsen ausgezeichnet.<br />
Für den Nachmittag haben wir uns vorgenommen,<br />
die Ausstellung „Die Peredwishniki<br />
– Maler des russischen<br />
Realismus“ im Museum am Theaterplatz<br />
zu besuchen. Dort präsentieren<br />
die Staatliche Tretjakow-Galerie<br />
Moskau und das Staatliche Russische<br />
Museum St. Petersburg 90 Werke<br />
aus ihren Sammlungen – eine einzig-<br />
artige Schau, die in Deutschl<strong>an</strong>d Seltenheitswert<br />
besitzt. Die Peredwishniki<br />
(W<strong>an</strong>dermaler) waren eine in ihrer<br />
Wirkungsgeschichte bedeutende<br />
russische Sezessionsbewegung in<br />
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />
Zu sehen sind Gemälde, die bisher<br />
noch nie in Deutschl<strong>an</strong>d ausgestellt<br />
waren, darunter zwei Arbeiten von<br />
Ilja Repin.<br />
Wir werden wie immer unsere Fahrt im<br />
modernen Reisebus der Firma „Wörlitz-Tourist“<br />
am Ostbahnhof beginnen<br />
und dort auch wieder <strong>an</strong>kommen.<br />
Die Fahrt beginnt am 3. Mai um 8.00<br />
Uhr am Ostbahnhof (Koppenstraße/<br />
Ecke Straße Am Ostbahnhof) und endet<br />
gegen 21.30 Uhr <strong>an</strong> der gleichen<br />
Stelle.<br />
Der Reisepreis beträgt 30,00 € je Person;<br />
darin sind die Fahrtkosten für<br />
den Bus und der Eintritt in beide Museen<br />
enthalten.<br />
Wir bitten, diesen Preis bis zum<br />
15. April in der Geschäftsstelle der<br />
<strong>GBM</strong> einzuzahlen oder auf das<br />
Konto der <strong>GBM</strong> Nr. 13192736 (BLZ<br />
10050000) bei der Berliner Spar-<br />
kasse unter dem Stichwort „Chemnitz“<br />
zu überweisen.<br />
Irene Schmidt<br />
Dr. Gottfried Ulbricht<br />
ANMELDUNG<br />
für die Kunstexkursion nach Chemnitz<br />
An die Geschäftsstelle der <strong>GBM</strong><br />
Weitlingstraße 89, 10317 Berlin<br />
Name: ____________________ Vorname: ___________________<br />
Adresse: __________________________________________________<br />
__________________________________________________<br />
Tel.-Nr.: ___________________ Personenzahl: _______________<br />
Datum:____________________ Unterschrift: ________________<br />
Nachruf für Heinrich Tessmer<br />
Am 22. J<strong>an</strong>uar 2005 eröffnete Walter<br />
Womacka in unserer <strong>GBM</strong>-Galerie<br />
eine vielbeachtete Ausstellung mit<br />
Malerei und Graphik von Heinrich<br />
Tessmer. In seiner Laudatio würdigte<br />
er das künstlerische Werk Tessmers,<br />
das von hohem Anspruch geprägt ist<br />
und die besten Traditionen europäischer<br />
bildender Kunst nahtlos fortsetzt.<br />
Er sagte damals: „Wie viele Maler<br />
gibt es heute noch, die so etwas<br />
können? In einer Zeit, in der es keine<br />
Werte mehr gibt, keine künstlerischen<br />
Maßstäbe, in der sich jeder Künstler<br />
nennen darf, in der das Geld der Maßstab<br />
ist, tut es gut, dass es solche Bilder<br />
gibt. ...<br />
Mit Konsequenz ist Heinrich Tessmer<br />
seinen Weg geg<strong>an</strong>gen.“ Und er<br />
wünschte ihm noch viele Jahre fruchtbaren<br />
Schaffens. Es blieben ihm aber<br />
nur noch sieben Jahre. Am 9. 1. <strong>2012</strong><br />
starb der 68-jährige nach kurzer,<br />
schwerer Kr<strong>an</strong>kheit. Sein Nachlass<br />
lagert nun im ehemaligen Atelier-<br />
haus von Heinrich Ehmsen, in dem<br />
er mit seiner Familie wohnte. Doch<br />
auch in vielen Sammlungen in Berlin,<br />
Aachen, Russl<strong>an</strong>d, Luxemburg und in<br />
der Schweiz befinden sich Werke von<br />
ihm. Er zählte zu den eigenwilligen<br />
Großen der Kunst in der DDR. Seine<br />
Werke waren gekennzeichnet durch<br />
expressive bildnerische Ph<strong>an</strong>tasie<br />
und malerische Kostbarkeit. Zu seinen<br />
großen Vorbildern gehörte der rumänische<br />
Altmeister Corneliu Baba. In seiner<br />
autobiografisch <strong>an</strong>gelegten Künstlerschrift<br />
„Rabenstein“ beschreibt er<br />
seine Begegnung mit diesem „letzten<br />
Meister der reinen Malkultur“, der<br />
seine künstlerische H<strong>an</strong>dschrift über<br />
die folgenden Jahrzehnte <strong>an</strong>regte.<br />
Wir verlieren mit Heinrich Tessmer<br />
einen Künstler, der mit der <strong>GBM</strong><br />
freundschaftlich und kritisch verbunden<br />
war, und werden sein Andenken<br />
in Ehren halten.<br />
Im Namen des Arbeitskreises Kultur<br />
Dr. Peter Michel<br />
Ein großer D<strong>an</strong>k<br />
Die Jenenser Kunsth<strong>an</strong>dwerkerin<br />
Ulli Wittich-Großkurth, die erst<br />
kürzlich in der Galerie der <strong>GBM</strong> in Berlin<br />
eine umf<strong>an</strong>greiche, viel beachtete<br />
Ausstellung ihrer keramischen Arbeiten<br />
zeigte, schuf im Auftrage des Bundesvorst<strong>an</strong>des<br />
der <strong>GBM</strong> den diesjährigen<br />
<strong>Friedenspreis</strong> der <strong>GBM</strong> und des Europäischen<br />
Friedensforums, der am 15.<br />
Februar <strong>2012</strong> feierlich <strong>an</strong> das Aktionsbündnis<br />
<strong>„Dresden</strong> <strong>nazifrei“</strong> übergeben<br />
wurde.<br />
Die Keramikerin, die in diesem Jahr<br />
ihren 80. Geburtstag feiert, nimmt gemeinsam<br />
mit ihrer Familie seit l<strong>an</strong>gem<br />
<strong>an</strong> Aktionen gegen den Neofaschismus<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d teil, auch <strong>an</strong> den Sitzblockaden<br />
in Dresden. So kommt die<br />
Gestaltung dieses <strong>Friedenspreis</strong>es aus<br />
eigenem, intensivem Erleben. Sie<br />
wählte die Technik des keramischen<br />
Reliefs, in dem Gestaltungsweisen des<br />
Flach- und Hochreliefs – bis hin zu<br />
vollplastischen Elementen – vereint<br />
sind und schuf in mühevoller Kleinarbeit<br />
und in erzählerischer Fülle gleichzeitig<br />
eine zeichnerische Struktur.<br />
Erlebnisse in Dresden sind dargestellt:<br />
Eine zusammengerückte Menschengruppe<br />
mit der Fahne der VVN wendet<br />
sich unzähligen Menschen zu, die in<br />
die Bildtiefe drängen und vor dem P<strong>an</strong>orama<br />
der Altstadt über die Elbbrücke<br />
Eine R<strong>an</strong>dnotiz in der „Berliner Zeitung“<br />
vom 1. 2. <strong>2012</strong> mit der Überschrift<br />
„Experten diskutieren braunes<br />
Erbe der DDR“ ließ mich aufmerksam<br />
werden. Dem dazugehörigen Artikel auf<br />
Seite 5 wohnen vor allem die üblichen<br />
Unterstellungen und Voreingenommenheiten<br />
inne. Natürlich fehlen auch die<br />
Oststimmen nicht, die z. B. Ähnlichkeiten<br />
zwischen „Nationalsozialismus<br />
und SED-Regime“ bekundeten. Selbstverständlich<br />
ärgere ich mich über den<br />
Artikel und seinen Hintergrund. Als ich<br />
darüber nachdachte, konnte ich nicht<br />
umhin, weitere Zusammenhänge zu<br />
sehen.<br />
In Zeiten, in denen politische und ermittlungstechnische<br />
Pleiten der Polizei-<br />
und Justizorg<strong>an</strong>e der BRD gegenüber<br />
rechtsterroristischen Mördern immer<br />
ersichtlicher werden, muss wieder einmal<br />
die DDR herhalten, um das Wirken<br />
der Neonazis der heutigen BRD zu begründen.<br />
Der obengen<strong>an</strong>nte Artikel ist<br />
nur ein Steinchen im Mosaik der politischen<br />
Propag<strong>an</strong>da. Offensichtlich gelingt<br />
es den politisch Ver<strong>an</strong>twortlichen<br />
und ihren Meinungsmachern nicht, die<br />
Ged<strong>an</strong>ken <strong>an</strong> die DDR aus den Köpfen<br />
zu vertreiben. Also darf m<strong>an</strong> keine Gelegenheit<br />
auslassen, um die DDR auftragsgemäß<br />
zu delegitimieren. Für mich<br />
sind diese ständigen Angriffe und medialen<br />
Ergüsse einfach unerträglich. Sie<br />
zwingen förmlich dazu, mich mit allen<br />
Fasern meines Herzens gegen diese<br />
Politik, diese Geschichtsfälschungen<br />
und Verleumdungen zu wehren. Natürlich<br />
ist mir bewusst, dass Fehler gemacht<br />
wurden, die nicht notwendig wa-<br />
ziehen. Der Vordergrund links wird bestimmt<br />
von Erinnerungen <strong>an</strong> die Zerstörung<br />
Dresdens, <strong>an</strong> Trümmer und<br />
Flammen. Ein zerschlagenes Hakenkreuz<br />
mahnt als Symbol <strong>an</strong> die Gefahr,<br />
die noch nicht geb<strong>an</strong>nt ist. M<strong>an</strong> muss<br />
dieses detailreiche Werk wie eine Graphik<br />
„lesen“, um sich seinen Inhalt voll<br />
zu erschliessen.<br />
Unser D<strong>an</strong>k gilt Ulli Wittich-Großkurth,<br />
die sich seit Jahren eng mit der <strong>GBM</strong><br />
verbunden führt. Wir wünschen ihr Gesundheit<br />
und Schaffenskraft. P.M.<br />
Die dem Aktionsbündnis übergebene<br />
Plakette<br />
Ged<strong>an</strong>ken über eine Zeitungsnotiz<br />
ren. Aber hinterher ist m<strong>an</strong> immer klüger.<br />
Trotzdem bin ich nicht bereit, mein<br />
Leben in den 40 Jahren DDR und meine<br />
Einsichten und Erfahrungen dem Mainstream<br />
der BRD zu opfern.<br />
Umso erschreckender ist es für mich,<br />
dass einige Gefährten – die ich eigent-<br />
lich <strong>an</strong> meiner Seite wähnte – der Meinung<br />
sind, wir sollten doch die alten<br />
Geschichten ruhen lassen, weil die<br />
DDR schon vor 20 Jahren unterging.<br />
Wir müssen vergessen und Kompromisse<br />
machen. Dem k<strong>an</strong>n ich nur entgegensetzen,<br />
dass uns die <strong>an</strong>dere Seite<br />
ja nicht vergessen lässt. Sie will auch<br />
nicht den Kompromiss, sondern unsere<br />
absolute Unterwerfung. Das gilt sowohl<br />
für jeden Einzelnen als auch für<br />
alle Org<strong>an</strong>isationen, die sich dem Diktat<br />
der herrschenden Politik nicht unterordnen<br />
wollen. Das betrifft z. B. auch<br />
die <strong>GBM</strong>, die in den verg<strong>an</strong>genen 20<br />
Jahren schon einige Anschläge auf ihre<br />
klare politische Grundhaltung, ihre<br />
Ziele, ihrer Erfolge, ja selbst auf die Geschäftsstelle<br />
hat über sich ergehen lassen<br />
müssen. Durch unsere Entschlossenheit<br />
, die gemeinsamen Ziele zu verwirklichen,<br />
haben wir diese Angriffe<br />
abwehren können. Und das soll auch in<br />
Zukunft so bleiben.<br />
Unsere Antwort auf die zunehmende<br />
Verbreitung neofaschistischer Ideologie<br />
und entsprechender Aktivitäten war die<br />
Verleihung des <strong>Friedenspreis</strong>es der<br />
<strong>GBM</strong> und des Europäischen Friedensforums<br />
<strong>an</strong> das <strong>Bündnis</strong> <strong>„Dresden</strong> <strong>nazifrei“</strong><br />
am 15. Februar <strong>2012</strong>.<br />
Helga Hörning,<br />
Mitglied des Vorst<strong>an</strong>des