Coverfoto: © Patrizia Tilly - Veranstaltungskalender für Körper Geist ...
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„Man sieht nur mit dem Herzen gut“ Antoine de Saint Exupéry<br />
Liebe kommt aus dem Herzen<br />
In den spirituellen Traditionen aller Völker wird Liebe stets mit dem Herzen verbunden. Das mag<br />
heute vielen als bloßes Klischee erscheinen. Christian Salvesen sieht jedoch in der Verbindung<br />
von Liebe und Herz den Schlüssel zur Weisheit.<br />
Medizin und Yoga<br />
Lange Zeit galt das Herz als das zentrale Organ, das<br />
uns am Leben erhält. Hört es auf zu schlagen, sind wir<br />
tot. Auch wenn die heutige Medizin das Herz wieder in<br />
Gang bringen kann und – was das Überleben in Notsituationen<br />
angeht – stärker auf das Gehirn achtet, im<br />
kulturellen Erbe aller Traditionen erscheint das Herz als<br />
Symbol <strong>für</strong> das Leben und die Liebe. Gedanken werden<br />
dem Verstand, Gefühle dem Herzen zugeordnet. In alten<br />
medizinischen Traditionen galt: Negative Emotionen wie<br />
Angst, Neid und Wut machen krank; positive Gefühle<br />
wie Freude, Dankbarkeit und Mitgefühl erhalten dagegen<br />
die Gesundheit. Im Großen und Ganzen wird das neuerdings<br />
von der modernen Medizin bestätigt.<br />
Im indischen Yoga repräsentiert das Herzchakra<br />
(anahata, das „Unberührte“) den Übergang oder Schnittpunkt<br />
zwischen <strong>Körper</strong> und <strong>Geist</strong>, zwischen Form und<br />
Leere, zwischen persönlichem Ich und Einheitsbewusstsein.<br />
Zugeordnet werden ihm die Thymusdrüse,<br />
die die Abwehrkräfte des Immunsystems anregt, sowie<br />
das Element Luft, der Tastsinn, das Handlungsorgan<br />
Hände, die Farbe grün und der Vokal A. Musikalisch<br />
spricht das Herz bzw. Herzchakra stärker auf Melodien<br />
und Harmonien an als auf Diskomusik, Trommeln<br />
und Klangschalen. Die dem gesunden, ausgewogenen<br />
Herzen entsprechende Haltung ist das sanfte Lächeln<br />
eines Jesus oder Buddha. Es tut dem Herzen gut, wenn<br />
uns jemand anlächelt, und es tut ihm noch besser, wenn<br />
wir einem anderen zulächeln.<br />
Wir sollten nicht glauben, dass unser Herz nur <strong>für</strong><br />
eingängige Popsongs oder berührende spirituelle Texte<br />
zugänglich ist. Es gibt eine „Weisheit des Herzens“, die<br />
alles versteht, was mit der Essenz der Liebe und des Lebens<br />
zu tun hat. Der berühmte Ausspruch von Antoine<br />
de Saint Exupéry „Man sieht nur mit dem Herzen gut“<br />
weist in die Richtung. Doch in Wahrheit ist das Herz<br />
abrundtief, bodenlos, unendlich und ewig.<br />
Sein-Bewusstsein-Seligkeit<br />
In den indischen Veden steht Herz (hridayam) <strong>für</strong> den<br />
unveränderlichen, unabgrenzbaren Bewusstseinsraum,<br />
in dem alle Wahrnehmungen auftauchen und verschwinden.<br />
Das Selbst ist im Herzen, kleiner als ein Hirsekern<br />
und größer als der Himmel, heißt es in der Chandogya-<br />
Upanishad. An anderen Stellen wird dieses grenzenlose<br />
Herz auch als Sat-Cit-Ananda beschrieben.<br />
Der Philosoph Shankara sagt: „Reines Sein (sat), reines<br />
Bewusstsein (cit) und reine Glückseligkeit (ananda)<br />
sind unterschiedslos sowohl im Raum (akasha), in der<br />
Luft, im Feuer, im Wasser, in der Erde als auch in den<br />
KGSBerlin 05/2010<br />
Fotos: www.thsw.de