BAUKAMMER BERLIN
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griff „Ingenieur“ wird es nach Ansicht von Gebbeken im<br />
deutschen Sprachgebrauch künftig allerdings durchaus<br />
schwer haben. Und nicht nur damit ist der Universitätsprofessor<br />
äußerst unzufrieden: „Aufgrund des Bologna-<br />
Prozesses wird sich die Qualität der Ausbildung in<br />
Deutschland weiter verschlechtern.“<br />
Dabei hatten sich Bildungspolitiker mit dem sogenannten<br />
Bologna-Prozess wahre Wunder von der Einführung der<br />
gestuften Abschlüsse versprochen. Weil Bachelor und<br />
Master international üblich sind, sollten sie Studenten das<br />
Auslandsstudium erleichtern. Das Studienmodell, das<br />
nach und nach Diplom, Magister und Staatsexamen ersetzt,<br />
sollte zur Runderneuerung der Studieninhalte beitragen,<br />
zu deutlich kürzeren Studienzeiten und niedrigeren<br />
Abbrecherquoten führen.<br />
„Die Abschlüsse sollten international vergleichbar werden“,<br />
erklärt Gebbeken.<br />
Tatsächlich seien die Ziele nach fünf Jahren Praxiserfahrung<br />
verfehlt worden, kritisiert er. „Nach wie vor ist die<br />
Vergleichbarkeit der Abschlüsse nicht gegeben.“ Durch<br />
die kürzeren Studienzeiten habe der Stress für die Studenten<br />
erheblich zugenommen. Die Folge: Für ein Auslandssemester<br />
bliebe den Studenten kaum Zeit, sie seien immobil<br />
geworden. „Im Mittelpunkt steht allein das Prüfungswissen,<br />
was aber nicht mit Bildung verwechselt werden<br />
darf“, berichtet Gebbeken. Der Ingenieurstudiengang<br />
sei noch schwieriger geworden und die bereits hohe<br />
Abbrecherquote noch einmal gestiegen. Nun bliebe<br />
ein Drittel bis die Hälfte der Studenten auf der Strecke.<br />
Wer beim Bachelor bleibt, wird laut Gebbeken in Berufen,<br />
bei denen es auf Zeugnisse ankommt, in niedrigeren<br />
Gehaltsklassen stecken bleiben. Er empfiehlt deshalb alle<br />
Studenten den Master-Abschluss zu machen: „Nicht mehr<br />
der Bachelor, sondern der Master muss der Regelabschluss<br />
des universitären Studiums sein.“<br />
Quelle: DIB-Beilage Bayern 1-2/2009<br />
■ Bundesrat stimmt Novellierung<br />
Vergaberecht zu<br />
Am 13. Februar hat der Bundesrat dem Gesetz zur Modernisierung<br />
des Vergaberechts zugestimmt, das den<br />
Bundestag, wie berichtet, am 19. Dezember 2008 passiert<br />
hatte. Es werden damit die Vorschriften der §§ 97 ff.<br />
GWB über die Vergabe öffentlicher Liefer- und Dienstleis -<br />
tungsaufträge ab 206.000 Euro und öffentlicher Bauaufträge<br />
ab etwa 5,3 Mio. Euro dem europäischen Recht angepasst.<br />
Zur Verbesserung des Zugangs mittelständischer<br />
Unternehmen zu öffentlichen Aufträgen sieht das Gesetz<br />
u.a. eine Verpflichtung vor, große Aufträge in Lose aufzuteilen,<br />
auf die auch kleine und mittlere Unternehmen erfolgreich<br />
anbieten können.<br />
Quelle: ingletter Nr. 2 der IngK Sachsen<br />
■ BDB-Bundesvorstand:<br />
Bachelor und Master<br />
„Die Diskussion um den neuen ersten Studienabschluss<br />
Bachelor begleitet uns jetzt schon viele Jahre. In diesem<br />
Zusammenhang kann ich nur zu gut verstehen, dass viele<br />
das Thema eigentlich leid sind und nichts mehr davon<br />
hören wollen. Wie die HOAI ist die Angelegenheit aber<br />
viel zu wichtig für unseren Beruf und unsere Gesellschaft,<br />
als dass wir uns aus der Diskussion zurückziehen könn-<br />
4<br />
ten. Schon lange geht es dabei nicht mehr nur um ein gestuftes<br />
Studiensystem mit dem Bachelor als ersten schnellen<br />
Regelabschluss. Es geht vielmehr um den stetigen<br />
Rückzug des Staates aus der Verantwortung für die Hochschulausbildung.<br />
Mit dem Bologna-Prozess geht das System der Akkreditierung<br />
von Studiengängen einher, was nichts anderes als<br />
die Aufgabe der staatlichen Verantwortung für die Entwicklung<br />
der deutschen Hochschullandschaft bedeutet.<br />
Der freie Bildungsmarkt, der alleine alles zum Guten<br />
richten wird, ist also das Ziel der Bestrebungen. Gibt es<br />
da nicht gerade einen anderen Marktschauplatz, dem<br />
man ebenso zutraute, ohne staatliche Lenkung auszukommen<br />
und der uns jetzt vor größte Probleme stellt? In<br />
diesem Zusammenhang wirkt es schon ein wenig skurril,<br />
wenn Bund und Länder gerade im Kampf gegen die Wirtschaftskrise<br />
die Investition in die Bildung wiederentdecken.<br />
Ohne Zweifel ist diese Initiative aber zu begrüßen<br />
und löst hoffentlich einen Prozess aus, der über<br />
den Zeitraum der Konjunkturpakete hinausgeht.<br />
Alexander von Humboldt schrieb: „Wissen und Erkennen<br />
sind die Freude und die Berechtigung der Menschheit; sie<br />
sind Teile des Nationalreichtums, oft ein Ersatz für die<br />
Güter, welche die Natur in allzu kärglichem Maße ausgeteilt<br />
hat.“ Für unser Land ist dieser Satz wichtiger als für<br />
viele andere auf dieser Welt. Bildung ist unsere wichtigste<br />
Ressource, sie ist die Basis für unser Bestehen auf dem<br />
weltweiten Markt. Wenn andere Länder unsere Ideen aufnehmen<br />
und preiswerter produzieren, müssen wir schon<br />
die nächste Idee parat haben. Weltmeister der Ideen werden<br />
wir aber nur, wenn wir auch professionell trainieren<br />
und die dafür nach Humboldt entwickelten Methoden<br />
nicht für einen „Bachelor“ über Bord werfen. Vergleichen<br />
wir unsere Stellungnahmen und Beschlüsse zur Hochschulausbildung<br />
mit der aktuellen Entwicklung, so ist es<br />
schon erschreckend, wie sehr sich unsere Vorhersagen<br />
bewahrheiten. Wer hätte vor einigen Jahren gedacht,<br />
dass der Deutsche Hochschulverband den Bologna-Prozess<br />
so schnell für misslungen erklären würde und nicht<br />
nur die Abkehr von Kurzzeitstudiengängen, sondern sogar<br />
die Rückkehr zum Dipl.-Ing. fordert.<br />
Wir haben jedoch keinen Grund, uns jetzt in unserer Meinung<br />
bestätigt zurückzulehnen. Vielmehr gilt es, die<br />
Chance zu nutzen und mit der stärker werdenden Kritik<br />
weiter für eine Hochschulausbildung zu kämpfen, die den<br />
Studierenden eben die Problemlösungskompetenz vermittelt,<br />
mit der sie sich sicher durch den immer anspruchsvolleren<br />
Berufsalltag des Architekten bzw. Ingenieurs<br />
bewegen können. Es geht nicht darum, unbedingt<br />
Altes zu bewahren. Nein, es geht vielmehr darum, Bewährtes<br />
zu erhalten und sinnvoll zu reformieren, anstatt<br />
es für Worthülsen, die lediglich eine Reform suggerieren,<br />
zu zerstören. Für unser Land geht es dabei um die Wahrung<br />
von Wohlstand und die Existenz auf dem Weltmarkt.<br />
Für unseren Beruf geht es um die Qualität des Bauens,<br />
einem der prägendsten Bestandteil unserer Gesellschaft."<br />
Christoph Schild, BDB-Präsidiumsmitglied<br />
Quelle: BDB-Informationen, Chronik 2007/2008<br />
■ Wertsteigernde Maßnahmen bei<br />
rund 1,7 Millionen Wohnungen geplant<br />
Die Renovierung des Gebäudebestands ist die Herausforderung<br />
der nächsten Jahre – und für den Bau vielleicht