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communications/mitteilungen<br />
«Murphy» de Nicolas Veuthey (Locarno, Léopards de demain -<br />
Compétition suisse)<br />
Pour la mise sur pied et le succès de la<br />
tournée, un panachage de films connus<br />
et moins connus s’est avéré essentiel;<br />
une autre condition importante est<br />
que les cinémas et ciné-clubs puissent<br />
composer leur programme individuellement<br />
afin de pouvoir répondre aux<br />
spécificités locales.<br />
.ch | Nouveaux films suisses est une<br />
manifestation organisée par Cinélibre;<br />
elle est soutenue financièrement par<br />
Swiss Films, la Loterie Romande et le<br />
Pourcent culturel Migros, et par les<br />
Journées de Soleure pour son organisation.<br />
Deutlich mehr ZuschauerInnen für<br />
.ch | Neue Schweizer Filme<br />
Kinos und Filmklubs in 22 Städten<br />
beteiligten sich an der diesjährigen<br />
Veranstaltungsreihe .ch | Neue<br />
Schweizer Filme, die von Februar bis<br />
Juni stattfand. Insgesamt wurden gut<br />
6500 Eintritte gezählt, was mehr als<br />
doppelt so viele Eintritte sind als im<br />
Vorjahr. Vor allem in mittelgrossen<br />
und kleinen Städten, die sich regelmässig<br />
an der Tournee beteiligen,<br />
wurden mehr ZuschauerInnen verzeichnet.<br />
«.ch | Neue Schweizer Filme<br />
ist ein eminent wichtiger Beitrag zur<br />
Filmkultur in der Schweiz», sagt Ivo<br />
Kummer, Direktor der Solothurner<br />
Filmtage: «Die Promotions- und<br />
Koordinationsaktivitäten von Cinélibre,<br />
aber auch die zahlreichen nichtgewinnorientierten<br />
Kinos und Filmklubs<br />
sind Garant dafür, dass der filmkulturell<br />
wertvolle Film bei uns ein<br />
Nischenpublikum findet. Denn es sind<br />
diese Filme, die den stetigen und für<br />
die Zukunft wichtigen<br />
Erneuerungsprozess unseres Filmschaffens<br />
beeinflussen, mitgestalten<br />
und kontinuierlich vorantreiben.»<br />
Erstmals unterstützte die Loterie<br />
Romande das Projekt .ch | Neue<br />
Schweizer Filme. Dies ermöglichte<br />
eine stärkte Präsenz von Filmen aus<br />
der Suisse Romande in den anderen<br />
Sprachregionen der Schweiz. Im<br />
Rahmen der Tournee lief «iXième,<br />
journal d'un prisonnier» von Pierre-<br />
Yves Borgeaud und Stéphane Blok<br />
(Goldener Leopard Locarno 2003) in<br />
der Deutschschweiz als Kinopremiere.<br />
«Je reste sur une impression positive,<br />
car cette collaboration a permis la présentation<br />
de notre film ‹iXième, journal<br />
d'un prisonnier› en Suisse allemande<br />
avec un suivi auprès des exploitants<br />
de la part de Cinélibre», äussert<br />
sich Produzent Heinz Dill: «Je<br />
trouve la formule intéressante et estime<br />
qu'elle mérite d'être développée<br />
de façon plus permanente.»<br />
54<br />
CINE-BULLETIN 8/2004<br />
.ch | Neue Schweizer Filme bietet dem<br />
Publikum jedes Jahr die Möglichkeit,<br />
einheimische Filme zu entdecken, die<br />
in den entsprechenden kleinen und<br />
grossen Städten kaum oder gar nicht<br />
angeboten werden. Mit auf die Reise<br />
gingen dieses Jahr 16 Filmschaffende,<br />
die anlässlich verschiedener Vorstellungen<br />
mit dem Publikum über ihre<br />
Arbeit diskutierten.<br />
Für die Durchführung und den Erfolg<br />
ist die Durchmischung von bekannten<br />
und weniger bekannten Filmen wesentlich.<br />
Als ebenso wesentlich erwiesen<br />
hat sich die Vorgabe, dass die<br />
Kinos / Filmklubs ihre Programme<br />
individuell zusammenstellen und auf<br />
die lokalen Gegebenheiten abstimmen<br />
können.<br />
Organisiert wird .ch | Neue Schweizer<br />
Filme von Cinélibre. Finanziell wird<br />
die Tournee von Swiss Films, Loterie<br />
Romande und Migros Kulturprozent<br />
unterstützt, organisatorisch von den<br />
Solothurner Filmtagen.<br />
FICC-Jury am Internationalen Forum<br />
des jungen Films<br />
Während sich der Wettbewerb mehr<br />
oder weniger auf den (gehobenen)<br />
Mainstream beschränkt, bieten das<br />
Panorama und vor allem das Internationale<br />
Forum des Jungen Films die<br />
Möglichkeit, Filme über Themen und<br />
aus Ländern zu entdecken, die man<br />
sonst eher selten zu sehen bekommt.<br />
Die FICC-Jury beschränkt sich bei der<br />
Vergabe des Don Quijote-Preises auf<br />
die Filme des Forums, die man keinem<br />
Filmklubpublikum vorenthalten<br />
möchte.<br />
Einer dieser Filme war der österreichische<br />
Film «Auswege» von Nina Kusturica.<br />
Obwohl es sich um eine Auftragsproduktion<br />
handelt, kann der Film<br />
trotzdem mit seiner Eigenständigkeit<br />
überzeugen. Erzählt werden drei<br />
Frauenschicksale, in jeder der parallel<br />
ablaufenden Handlungen haben<br />
Frauen unterschiedlicher Herkunft<br />
unter unterschiedlichen Umständen<br />
mit häuslicher Gewalt zu kämpfen<br />
und finden schliesslich Hilfe in<br />
Frauenhäusern.<br />
Beeindruckt war ich auch von «Folle<br />
embellie» einer französisch-belgischkanadischen<br />
Koproduktion, gedreht<br />
von Dominique Cabrera. Vor dem<br />
Hintergrund des 2. Weltkrieges spielt<br />
sich das Drama um eine Gruppe von<br />
Menschen ab, die dank des Krieges<br />
aus einer Irrenanstalt fliehen können.<br />
Für <strong>kurz</strong>e Zeit scheinen sie so etwas<br />
wie eine bessere Gesellschaft herstellen<br />
zu können. Der Film überzeugte<br />
auch dank herausragender Schau-<br />
spieler wie Jean-Pierre Léaud und der<br />
faszinierenden Julie-Marie Parmentier.<br />
Einer meiner persönlichen Favoriten<br />
des Festivals war der Experimentalfilm<br />
«The Time We Killed» der Amerikanerin<br />
Jennifer Reeves. Sehr persönlich<br />
und mit einer aussergewöhnlichen<br />
und ästhetischen Bildsprache schildert<br />
der Film die Isoliertheit einer<br />
Frau, die ihr Appartment wochenlang<br />
nicht mehr verlässt und verbindet dies<br />
mit der US-amerikanischen Politik<br />
nach dem 11. September.<br />
Auch die Dokumentarfilme des diesjährigen<br />
Forums vermochten zu überzeugen;<br />
sei es durch ein enormes<br />
Engagement von Seiten der Filmemacher<br />
(der vierstündige «Final Solution»,<br />
der auch den Wolfgang Staudte-<br />
Preis gewann), oder durch eine formal<br />
sowie inhaltlich interessante Darstellung<br />
wenig bekannter Tatsachen. Zu<br />
nennen wären da «Neverland: The<br />
Rise and Fall of the Symbionese Liberation<br />
Army», ein Film über eine terroristische<br />
Organisation in den 70er<br />
Jahren, «Out of the Forest», ein beklemmendes<br />
Dokument über diejenigen,<br />
die den Holocaust wahrnahmen,<br />
weil er auch im Wald neben dem eigenen<br />
Haus stattfand; doch sie schwiegen.<br />
Sehr sympathisch war das Porträt<br />
über Amos Vogel, den Gründer des<br />
legendären New Yorker Filmklubs<br />
<strong>Cine</strong>ma16: «Film as a Subversive Art:<br />
Amos Vogel and <strong>Cine</strong>ma 16».<br />
Auch der asiatische, indische und russische<br />
Film war im Forum gut vertreten.<br />
In «Hazaaron khwaishein aisi»<br />
und «Hava aney dey» sah man Bollywood<br />
einmal von der politischen<br />
Seite; Vergangenheitsbewältigung und<br />
drohender Atomkrieg sind die Themen.<br />
Aus Russland gefiel das einfühlsame<br />
Vater-Sohn Roadmovie «Koktebel»,<br />
aus China der Rentner-Gegenpart<br />
«South of the Clouds».<br />
Die lobenden Erwähnungen der FICC-<br />
Jury gingen, zumindest rein geographisch,<br />
in eine andere Richtung, nämlich<br />
einerseits an «B-Happy» aus Peru,<br />
andererseits an «Campfire» aus Israel.<br />
«B-Happy» beeindruckte die Jury<br />
hauptsächlich durch seine Hauptdarstellerin<br />
Manuela Martelli, die in<br />
diesem Film ihre erste Rolle spielte.<br />
Sie ist ein junges peruanisches Mädchen,<br />
das trotz schwerster Schickschalsschläge<br />
unbeirrt und stoisch<br />
ihren Weg geht. Sie habe vor nichts,<br />
überhaupt nichts Angst, erzählt sie zu<br />
Beginn des Films per Voice over.<br />
Während einer Art Opfergang, der die<br />
ganze Filmlänge dauert, verliert sie<br />
niemals ihren Mut. Und man glaubt<br />
beiden, der Darstellerin und der Figur,<br />
was da am Anfang noch so pathetisch<br />
klang. Der Film basiert auf einer<br />
Bekanntschaft zwischen Regisseur<br />
Gonzalo Justiano und einer jungen<br />
Kellnerin.<br />
«Campfire» erzählt von einer Mutter<br />
und ihren zwei Töchtern während der<br />
Siedlungsgründungen in Israel um<br />
1980. Um den ideologischen Anforderungen<br />
der sektiererischen Siedler zu<br />
genügen, ist die Mutter auf der Suche<br />
nach einem neuen Mann. Eine<br />
Tochter steht hinter ihr, die andere<br />
stellt sich ihr mit voller Kraft entgegen.<br />
Das Drama von Joseph Cedar kreist<br />
um schwierige Themen wie die Siedlungspolitik<br />
Israels, vaterlose Familien<br />
und Vergewaltigung, ohne einfache<br />
Antworten bieten zu wollen. Auch dieser<br />
Film überzeugte durch die herausragenden<br />
Darstellerinnen sowie ein<br />
sehr gutes Drehbuch.<br />
Der Juryentscheidung zur Verleihung<br />
des Don Quijote-Preises fiel einstimmig<br />
und diskussionslos. «Dopo Mezzanotte»<br />
heisst der Film aus Italien.<br />
Die Geschichte um Martino, Nachtwächter<br />
im Turiner Filmmuseum und<br />
eine Art moderner Buster Keaton, der<br />
sich die ganze Nacht im Museum<br />
Stummfilme anschaut, überzeugte alle<br />
Jurymitglieder auf Anhieb. Der Film<br />
zitiert Filmgeschichte, baut eine<br />
Ménage-à-trois auf und schimpft am<br />
Schluss über Berlusconi. Der Film<br />
wurde laut Regisseur Davide Ferrario<br />
mit sehr wenig Geld, in sehr <strong>kurz</strong>er<br />
Zeit und mit viel Enthusiasmus produziert.<br />
Und diesen Enthusiasmus merkt<br />
man dem Film auch deutlich an. Einer<br />
dieser Filme, die einem von der ersten<br />
bis zu letzten Minute ein Lächeln auf<br />
die Lippen zaubern. Bleibt zu hoffen,<br />
dass der ausserhalb des italienischen<br />
Studiosystems produzierte Film den<br />
verdienten Erfolg finden wird. Mit<br />
dem Don Quijote-Preis mag ein erster<br />
Schritt in diese Richtung getan sein;<br />
der Film hätte es jedenfalls verdient,<br />
in Filmklubs gezeigt zu werden.<br />
Dominic Schmid, Mitglied<br />
der FICC-Jury, Filmgilde Biel<br />
FICC-Jury am Festival international<br />
de films de Fribourg<br />
Gleich acht von dreizehn Beiträgen<br />
im diesjährigen Spielfilmwettbewerb<br />
waren Filme aus asiatischen Ländern.<br />
Hinzu kamen drei lateinamerikanische,<br />
ein maghrebinischer und ein<br />
europäischer Film. Filme aus Schwarzafrika<br />
waren im Wettbewerb des diesjährigen<br />
Freiburger Filmfestivals keine<br />
zu sehen. Der ursprüngliche Rahmen<br />
des Festivals, Filme aus dem «Süden»<br />
zu zeigen, wurde beim Spielfilmwettbewerb<br />
stark erweitert. An die Stelle<br />
von Filmen aus Ländern der Dritten<br />
Welt, wie man früher sagte, traten<br />
Filme aus asiatischen Wirtschaftszentren,<br />
die in Technik und Machart<br />
dem US-amerikanischen oder europäischen<br />
Film in nichts nachstehen.<br />
Zu den in mehreren Wettbewerbsfilmen<br />
aufgegriffenen Themen gehören<br />
die Orientierungslosigkeit, die<br />
sich vor allem bei Jugendlichen bemerkbar<br />
macht, die Selbstzerstörung<br />
und der (inszenierte) Selbstmord.<br />
Andere Themen sind die Gewalt, in<br />
teils irrsinniger und unbegreiflicher<br />
Form, oder das Eintreiben von Schulden<br />
mit brutalsten Methoden.<br />
Der Don Quijote-Preis der FICC-Jury<br />
ging an den marokkanischen Film «Alf<br />
Chahr» («Mille mois»). Faouzi Bensaïdis<br />
Film besticht durch das Spiel<br />
mit Ornamentik und durch eine bezaubernde<br />
Fotografie, die von Detailaufnahmen<br />
und ungewöhnlichen<br />
Kameraeinstellungen geprägt ist. Sein<br />
erster Spielfilm erzählt die Geschichte<br />
des jungen Mehdi, der bei seiner<br />
Mutter und seinem Grossvater im<br />
Atlasgebirge aufwächst. Sein Vater ist<br />
wohl aus politischen Gründen für<br />
unbestimmte Zeit im Gefängnis.<br />
Mehdi ist befreundet mit einem etwas<br />
älteren Mädchen, das sich unkonform<br />
und rebellisch verhält. Sie raucht, betet<br />
nicht und nimmt an Studenten-Demos<br />
teil. Durch den plötzlichen Tod des<br />
Mädchens bei einem Autounfall erhält<br />
die Leichtigkeit des Films einen abrupten<br />
Einschnitt. Der Film, der die<br />
Kluft zwischen Tradition und westlicher<br />
Moderne, zwischen Stadt und<br />
Land sichtbar macht, erzählt zahlrei-