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Methanol-Vergiftung

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Ärzte Zeitung online, 06.04.2009 13:21<br />

<strong>Methanol</strong>-<strong>Vergiftung</strong>: Obduktion der toten Lübecker Schüler angeordnet<br />

LÜBECK (dpa). Nach dem Tod von zwei weiteren Schülern durch gepanschten Alkohol hat die Lübecker Staatsanwaltschaft<br />

ihre Ermittlungen ausgeweitet. Die Behörde habe die Obduktion der beiden jungen Männer angeordnet<br />

und ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, sagte der Pressesprecher Klaus-Dieter Schultz am Montag.<br />

Die 17 und 19 Jahre alten Schüler, die nach einer Feier im türkischen Ferienort Kemer vor zwölf Tagen ins Koma gefallen<br />

waren, starben am Samstag auf einer Intensivstation der Lübecker Uniklinik. Ein 21 Jahre alter Mitschüler war bereits in<br />

der Türkei an einer <strong>Methanol</strong>vergiftung gestorben.<br />

Die Schüler kauften sich bei einem Kellner des Hotels zwei Flaschen Wodka, dazu noch eine Flasche Cola. Diese tranken<br />

sie dann gemeinsam. Durch den gepanschten Schnaps wurden die Schüler schnell müde und gingen schlafen. Bereits in der<br />

Nacht übergaben sich die meisten Schüler.<br />

Erst am nächsten Abend kam der Lehrer ins Zimmer und teilte mit, dass ein Mitschüler bereits tot sei. Daraufhin wurden<br />

die restlichen Schüler mit schon schweren <strong>Vergiftung</strong>ssymptomen ins Krankenhaus eingeliefert. Behandelt wurden die<br />

Schüler dann mit jeweils einem halben Liter Raki.<br />

Wie die Klinik mitteilte, hätten die Ärzte bei dem 17-Jährigen und dem 19-Jährigen schwerste Hirnschädigungen und einen<br />

nicht umkehrbaren Ausfall aller Hirnfunktionen festgestellt. Daraufhin sei bei beiden der Hirntod festgestellt worden,<br />

heißt es in der Mitteilung weiter. Die beiden jungen Männer waren am Donnerstag auf Wunsch ihrer Angehörigen mit<br />

einem Ambulanzflugzeug von Antalya nach Lübeck verlegt worden.<br />

"Die genaue Todesursache kennen wir noch nicht, deshalb haben wir die Obduktion veranlasst", sagte Schultz. Das Ermittlungsverfahren<br />

zum Tod der beiden Schüler soll nach seinen Angaben mit den bereits laufenden Ermittlungen zum Tod<br />

des 21-Jährigen zusammengeführt werden. "Wir müssen jetzt prüfen, was wir von hier aus aufklären können, denn das<br />

eigentliche Geschehen hat sich ja in der Türkei zugetragen", sagte Schultz. Die Jugendlichen gehörten zu einer Schülergruppe<br />

des Lübecker Bildungszentrums Mortzfeld, die auf Klassenreise in der Türkei waren. Insgesamt waren sieben<br />

Schüler erkrankt, nachdem sie von dem angeblich im Hotel gekauften Alkohol getrunken hatten.<br />

<strong>Methanol</strong> - giftiger Alkohol<br />

<strong>Methanol</strong> (CH4O) ist die einfachste chemische Verbindung aus der Reihe der Alkohole. Die farblose Flüssigkeit ist giftig,<br />

kann blind machen und ist nicht zu verwechseln mit Ethanol, dem trinkbaren Alkohol.<br />

Bereits wenige getrunkene Milliliter <strong>Methanol</strong> können zu einer <strong>Vergiftung</strong> führen. Diese äußert sich in Schwindel, Kopfschmerzen,<br />

Rausch, Übelkeit und Sehstörungen oder gar Bewusstlosigkeit und Atemstillstand. Die tödliche Dosis liegt<br />

zwischen 30 und 100 ml. Das Einatmen von <strong>Methanol</strong> (Methylalkohol) ist ebenfalls gefährlich. Auch über die Haut kann<br />

das Gift in den Körper gelangen und Nieren, Leber, Herz und andere Organe schädigen.<br />

Zu einer <strong>Vergiftung</strong> mit <strong>Methanol</strong> kommt es oft, weil die Flüssigkeit mit Trinkalkohol verwechselt wird. Auch in privat<br />

gebrannten Schnäpsen ist der Stoff manchmal enthalten, weil die Herstellung nicht fachgerecht erfolgte.<br />

Zur Behandlung bekommt der Vergiftete unter anderem Trinkalkohol (Ethanol) bis zu einer Blutkonzentration von einem<br />

Promille, um die Umwandlung von <strong>Methanol</strong> in das Zellgift Formaldehyd zu verhindern.<br />

<strong>Methanol</strong> ist ein wichtiges Grundprodukt der chemischen Industrie und wird auch als Lösungsmittel, Frostschutzmittel und<br />

Treibstoff verwendet. <strong>Methanol</strong> wurde früher durch Destillation von Holz gewonnen, heute aber unter anderem aus Kohlenmonoxid<br />

und Wasserstoff.<br />

In der Natur kommt <strong>Methanol</strong> in bestimmten Früchten, Baumwollpflanzen und verschiedenen Gräsern vor. In winzigen<br />

Mengen ist <strong>Methanol</strong> sogar in der Atemluft vorhanden. Auch im Weltraum wurde die Verbindung nachgewiesen.<br />

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