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titEl-TheMa ganz offensichtlich kurz davor an AIDS zu sterben, zu schwach um zu sprechen und zu laufen. Niemand hatte viel Hoffnung für sie. Die Ärzte sagten einer der Familien, die Lerato regelmäßig besuchten, dass sie sich diese Mühe nicht machen müssten, da sie ohnehin bald sterben würde. Die Familie weigerte sich und entgegnete: “Und wenn sie sterben wird, wird sie dabei wenigstens gehalten und geliebt.” Sie hielten weiterhin Wache an ihrem Bett. Wunderbarerweise erholte sich Lerato. Heute ist sie eine starke 10-jährige. Ihre Geschichte elektrisierte nicht nur die Gemeinde, sondern den ganzen Ort. So entstand die Arbeit Lerato‘s Hope. Lerato war nur die Spitze des Eisbergs der immensen Not in Südafrika. Eine Not, die so groß ist, dass sich dort niemand vorstellen kann, sie allein zu bewältigen. Also bildet man Partnerschaften. Und die Partnerschaften bilden weitere Partnerschaften. Es ist sehr verwirrend, wenn man als Journalist versucht, alles zu ordnen. Willow ist nur einer von Leratos Partnern. Lerato wiederum tut sich mit anderen Organisationen zusammen. Daher meine Verwirrung, ob ich drei oder eigentlich sechs Projekte besucht habe. Zum Beispiel arbeitet Lerato mit Izandla Zethemba zusammen. Um zu diesem Projekt zu gelangen, fahren wir die Klipfontein Road hinunter, die innerhalb weniger Kilometer von einer wohlhabenden Gegend mit sauberen, befestigten Straßen in ein völlig verarmtes 14 Gebiet führt. Wir fahren auf einen Parkplatz voller Schlaglöcher, der zu einem grünen Gebäude gehört, dessen Fenster und Türen mit Gittern gesichert sind. Wir treten in einen großen Raum, in dem offensichtlich kurz zuvor Kinder gewesen sein müssen: An den Wänden hängen Kunstwerke, auf den Tischen liegen halbfertige Handarbeitsprojekte. Die Kinder sind in der Schule, erklären ein junger Mann und eine junge Frau, Xolile und Unathi. Sie sind Studenten, die sich ein Jahr von der Universität freigenommen haben, um bei Izandla zu arbeiten. Izandla wurde von der Khanyisa Community Church gestartet, die sich um 40 verwaiste Kinder und 80 Familien aus der Umgebung kümmert. Man teilt Essenspakete aus und bietet HIV-Präventionsprogramme und Selbsthilfegruppen an. Izandla hat viel auf die Beine gestellt. Dennoch ist der Bedarf viel größer. Das frustriert Xolile und Unathi an manchen Tagen. “Wenn man die Leute besucht und sieht, wie groß die Not ist, wünscht man sich, man könnte ihnen ihr Leiden wegnehmen.” Auch wenn sie nicht jede Not lindern können – die beiden Studenten sind „am Ball“. Ein Hafen im Township- Chaos Wir fahren die Klipfontein Road weiter hinunter. Rechts und links säumen unzählige Hütten die Straße. Sie sind aus allen erdenklichen Materialien errichtet: Sperrholz, Wellblech, Betonblöcke. Wir biegen in eine tief zerfurchte Schotterstraße und gelangen zu einer Siedlung, die auf einen Müllberg gebaut ist: „Bar- celona“ heißt sie und besteht aus 2.000 Hütten. Der Geruch von verrottendem Müll dringt ins Auto, obwohl alle Fenster geschlossen sind. In einem neu errichten Gebäude aus weißen Steinen befindet sich das Hauptquartier von Ubuntu. Wir treffen Cobi De Bonte, eine niederländische Frau, die das Projekt leitet, und Mama Beauty, eine schwarze Südafrikanerin, die “Gemeinde-Mutter”. Ubuntu kümmert sich um Kinder, die von großer Armut und AIDS betroffen sind. Es gibt einen Frühstücks-Club für Kinder, ohne den sie hungrig zur Schule gehen würden. 40 bis 50 Kinder bekommen hier etwas zu essen – jeden Morgen. Ubuntu bietet auch eine Theatergruppe, einen Gospelchor, einen Fußball-Club und eine Jugendgruppe an – alles geleitet von Leuten aus der Nachbarschaft. Wenn es diese Aktivitäten nicht gäbe, würden die Kinder ziellos umherirren, wären vernachlässigt und dem Missbrauch ausgesetzt. Ubuntu ist ein Hafen der Geborgenheit. Mama Beauty ist in der Nachbarschaft stets präsent, eine Anlaufperson für plötzlich auftretende Nöte. Wie in der letzten Nacht, als sie einer Mutter und drei Kindern Unterschlupf bot, weil ihr Freund oder Mann sie aus der Hütte warf. Ein anderes Mal wird sie zu einer Betreuungsperson für eine Mutter, die ins Krankenhaus oder sich einen Job suchen muss. De Bonte sagt: “Dies ist ein Township, und ein Township ist Chaos. An einem Tag hat man einen Job. Am nächsten Tag ist man krank. Am dritten Tag lebt Willow setzt sich dafür ein, dass Schwarze und Weiße gemeinsam beten und arbeiten, um ihre Townships zu verändern.
man in einem anderen Township. Wir leben mitten im Chaos.“ “Im Prinzip sind die beiden Frauen die Grundpfeiler dieser Organisation”, sagt Rowan Haarhoff, Leiter von Lerato. “Wenn sie verschwinden, verschwindet die Organisation. So einfach ist das.” Zwei weitere Menschen die „am Ball“ sind. Eine halbe Stunde später sind wir beim Beautiful Gate (Schönes Tor). Das Gebäude dieser Hilfsorganisation ist von einem massiven Sicherheitszaun umgeben. Auch der Dienst von Beautiful Gate ist, wie die anderen, die ich an diesem Tag besuche, biblisch grundsolide. Die Organisation sieht seinen Dienst darin, Familien wieder zusammenzuführen. „Wir glauben, dass der beste Platz für ein Kind in einer Familie ist“, sind die Verantwortlichen überzeugt, und dass der beste Weg, Familien zu unterstützen, der ist, „ihre Gemeinde zu befähigen, dass sie Unterstützung anbietet.” Nach stabilen Schätzungen der Mitarbeiter sind von den 230.000 Menschen, die in ihrem unmittelbaren Umfeld leben, etwa 63.000 HIV-positiv. Dadurch leben tausende von Kindern ohne Eltern. Entweder wurden sie von ihnen verlassen oder sind nicht mehr in der Lage, für sie zu sorgen. Beautiful Gate nimmt diese Kinder auf und gibt ihnen ein vorübergehendes Zuhause, während man versucht, sie wieder mit ihren Eltern oder Großfamilien zusammenzubringen. Der Leiter, Vaughan Stannard, sagt: „Die meisten Kinder hier machen sich keine Sorgen um HIV, sie machen sich Sorgen, dass sie keine Mama oder keinen Papa haben.” Da das Zusammenführen von Familien oft langwierig ist, bietet die Organisation Programme nach der Schule an, eine Essensverteilung und medizinische Behandlung. Für die Kinder, die dort für einige Wochen oder Monate leben, setzt Lerato’s Hope etwa 20 Ehrenamtliche ein, die die Kinder mit zu Ausflügen und Bootsfahrten nehmen. An einem Vormittag konnte ich drei Dienste der Pinelands Baptist Church besuchen, die durch Lerato’s Hope unterstützt werden. Mit einem bescheidenen Budget von 45.000 Dollar beschäftigt Lerato’s Hope ein paar Angestellte, die über 50 Ehrenamtliche anleiten. Gemeinsam berühren sie jedes Jahr das Leben von Hunderten, die schutzlos unzähligen Widrigkeiten ausgesetzt sind. Angesichts dieser Leistung ist es nicht überraschend, dass Willow gerade ihnen zur Hilfe kommt – einen Lieferwagen bezahlt, der die Essenspakete transportiert, Gehälter und Essensverteilung bezuschusst und einiges mehr. Testen, testen, testen Lerato engagiert sich stark für Basisorganisationen. Andere Projekte legen den Fokus ihrer Arbeit auf andere Bedürfnisse. Bei meinem Besuch traf ich z.B. Pastor John Maloma von “Seeker‘s Tower Ministries” in Vereeniging, einer Industriestadt südlich von Johannesburg. Als ich mit meinem Mietwagen vor dem Haus anhalte, grüßt mich Maloma, ein ehemaliger Geschäftsmann, der Pastor geworden ist. Obwohl die Straße wie leergefegt ist, sagt er mir, ich solle mein Auto besser hinten auf dem gut geschützten Parkplatz abstellen. Er zeigt mir den Gottesdienstsaal, einen großen Mehrzweckraum. Die Gemeinde ist von fünf Mitgliedern auf über 400 gewachsen – ein bunter Mix aus Nigeria, Sambia, Simbabwe und Kongo. Alle hoffen, in Südafrikas vergleichsweise aufstrebender Wirtschaft Arbeit zu finden. Sie kommen auch, weil die Gemeinde offen über HIV spricht und mit Menschen arbeitet, die positiv auf Antikörper getestet wurden. Seeker‘s Tower bietet kostenlose AIDS-Tests und Beratung für diejenigen, die positiv getestet sind. Pro Monat konnten 40 bis 60 Patienten in der Gemeinde getestet werden. Als Willow erfuhr, wie viel mehr Menschen getestet werden könnten, wenn sie eine mobile Einrichtung hätten, haben die Verantwortlichen nicht lange gezögert. Sie halfen der Gemeinde einen neuen Anhänger zu kaufen. Daraufhin stieg die Anzahl der Tests im anschließenden Monat auf über 300. Einen andereren Schwerpunkt verfolgt “Table View Assembly of God”. Dass diese NGO in Kapstadt Essen an hungrige Menschen verteilt, scheint eigentlich nichts Besonderes zu sein. Bis man begreift, dass bei einer Arbeitslosigkeit von über 40% viele kaum Geld haben, um Lebensmittel zu kaufen. Unterernährung greift um sich. Und Essen für Hungrige zu kaufen, hat für die Regierung keine Priorität. Wenn Gemeinden vor Ort und andere Organisationen � titEl-TheMa Die spärliche Küche in einer der zahlreichen Hütten auf dem Müllberg von „Barcelona“. 15
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