Hätte Kant gesurft? - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Hätte Kant gesurft? - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Hätte Kant gesurft? - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Notebook-Klassen für alle? Wie sich <strong>der</strong> Unterricht verän<strong>der</strong>n muss<br />
StöcKeR: Einige sagen, dass die Verfügbarkeit neuer Medien die soziale<br />
Spaltung för<strong>der</strong>t, weil diejenigen, die durch das Elternhaus privilegiert<br />
sind, damit Kluges anstellen und so profitieren, während die an<strong>der</strong>en die<br />
Medien für weniger kluge Dinge nutzen. Wie ist Ihr Eindruck?<br />
ReeSe-ScHäfeR: In <strong>der</strong> schulischen Welt scheint dieser Punkt größere Auswirkungen<br />
zu haben. Es kommt immer darauf an, wie die Medien eingesetzt<br />
werden. Und da ist wie bei allen Lernprozessen ein unterstützendes<br />
Elternhaus entscheidend.<br />
StöcKeR: Kann die digitale Medienevolution dazu beitragen, dass sich soziale<br />
Unterschiede verringern?<br />
RoSa: Sicher ist das so. Das Medium liefert die Möglichkeiten, die Probleme,<br />
die es schafft, auch zu lösen. Zum Lernen müssen die Schüler<br />
über ein eigenes Gerät verfügen und dieses auch mit nach Hause nehmen<br />
können. Dann erobern sie das Gerät selbst, entwickeln Medienkompetenz<br />
und lernen selbstmotiviert.<br />
ReeSe-ScHäfeR: Das Problematische solcher For<strong>der</strong>ungen ist natürlich, dass<br />
die Geräte ständig erneuert werden müssten. Denn sie veralten ja unglaublich<br />
schnell. Damit ist die Bereitstellung einer Grundausstattung<br />
für alle Schüler keine einmalige Investition über einen bestimmten Geldbetrag,<br />
son<strong>der</strong>n sie setzt sich immer weiter fort. Die vorhandenen Finanzmittel<br />
müssen klug eingesetzt werden, die reine Bereitstellung <strong>der</strong><br />
Hardware löst das Problem nicht. Es muss auch genügend Kompetenz in<br />
<strong>der</strong> spezifischen Lehrerschaft an <strong>der</strong> Einzelschule vorhanden sein, damit<br />
sie genutzt wird.<br />
RoSa: Wenn wir die Digitalisierung <strong>der</strong> Schule konsequent umsetzten,<br />
dann bräuchten wir keine Schulbücher mehr und keine großen Schulgebäude<br />
mit Fachräumen. Die Schulen <strong>der</strong> Zukunft werden, so denke ich,<br />
Basislager werden, in denen man sich trifft und verabredet, was es an<br />
diesem Tag zu entdecken gilt. Von einem solchen Basislager können die<br />
Schüler/innen ins echte Leben ausschwärmen, sie können beispielsweise<br />
mit ihrem I-Phone in den Wald gehen und diesen erforschen, statt dass<br />
sie im abgeschlossenen Zimmer sitzen und auf das Bild eines Baumes<br />
starren.<br />
StöcKeR: Lassen Sie uns mit dieser Zukunftsvision schließen. Frau Rosa,<br />
Herr Prof. Reese-Schäfer, ich danke Ihnen für das Gespräch.<br />
53