Hätte Kant gesurft? - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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Wissen und Bildung im Internet-Zeitalter<br />
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gezeigt, was zu inhaltlicher Medienkompetenz gehört, beispielsweise<br />
ein kritischer, analytischer und bewerten<strong>der</strong> Blick,<br />
Reflexion,<br />
Medienkunde,<br />
Selbstreflexion über die Nutzung <strong>der</strong> neuen Medien,<br />
<strong>der</strong> verantwortliche Umgang mit den Möglichkeiten des Internets.<br />
Medienkompetenz kann nicht ex Cathedra vermittelt werden. Erfor<strong>der</strong>lich<br />
sind Erfahrungsräume, in denen Medienkompetenz aufgebaut<br />
werden kann. Das kann in Ganztagsschulen besser gelingen als in <strong>der</strong><br />
traditionellen Halbtagsschule. Meist wird jedoch immer noch davon ausgegangen,<br />
dass Medienkompetenz außerhalb <strong>der</strong> Schule erworben wird.<br />
Dies trifft sicher für die technische Medienkompetenz zu, die inzwischen<br />
nahezu alle Schüler/innen weitgehend ohne eine Vermittlung in <strong>der</strong><br />
Schule beherrschen und in <strong>der</strong> sie oft ihren Lehrern und Lehrerinnen<br />
überlegen sind.<br />
Der Erwerb inhaltlicher Medienkompetenz außerhalb <strong>der</strong> Schule ist dagegen<br />
immer noch weitgehend abhängig vom Elternhaus. Wir können davon<br />
ausgehen, dass Kin<strong>der</strong> von Eltern mit höheren Bildungsabschlüssen<br />
inhaltliche Medienkompetenz in <strong>der</strong> Regel zu Hause erwerben. Die Untersuchung<br />
von Prof. Pfeiffer zeigt aber deutlich die Gefahren fehlen<strong>der</strong><br />
inhaltlicher Medienkompetenz bei Kin<strong>der</strong>n von Eltern mit niedrigen<br />
Bildungsabschlüssen, insbeson<strong>der</strong>e auch bei Kin<strong>der</strong>n aus Migrationsfamilien,<br />
die meist keine Chance haben, inhaltliche Medienkompetenz zu<br />
Hause zu erwerben. Hier liegen die Herausfor<strong>der</strong>ung und <strong>der</strong> Auftrag<br />
von Kin<strong>der</strong>garten und Schule, inhaltliche Medienkompetenz für alle zu<br />
vermitteln. Die Erfüllung dieses Auftrags gehört immer noch nicht zum<br />
Alltag unserer Bildungseinrichtungen.<br />
Es bestätigt sich lei<strong>der</strong>, dass sich seit <strong>der</strong> Konferenz des Netzwerk Bildung<br />
„Neue Medien in <strong>der</strong> Bildung“ im Mai 2008 in den Schulen nur wenig getan<br />
hat. Nach wie vor können nur wenige Schulen die wichtige Aufgabe<br />
erfüllen, inhaltliche Medienkompetenz für alle zu vermitteln. Das Problem<br />
liegt immer noch in <strong>der</strong> unzureichenden IT-Ausstattung <strong>der</strong> Schulen, im<br />
fehlenden Support für die vorhandenen Computer und in <strong>der</strong> unzureichenden<br />
Fortbildung <strong>der</strong> Lehrenden. Die JIM-Studie 2010 zeigt: Wenn <strong>der</strong><br />
Computer zum Lernen genutzt wird, dann findet dies meist zu Hause statt.<br />
Nur in einer von dreizehn Schulen steht jedem Schüler ein Computer im<br />
Klassenzimmer zur Verfügung. Nur selten gibt es ein fächerübergreifendes<br />
Konzept für die Nutzung digitaler Medien im Unterricht.