01.12.2012 Aufrufe

Naturnahe Waldwirtschaft-Dauerwald heute? - Landesbetrieb Forst ...

Naturnahe Waldwirtschaft-Dauerwald heute? - Landesbetrieb Forst ...

Naturnahe Waldwirtschaft-Dauerwald heute? - Landesbetrieb Forst ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

22<br />

<strong>Dauerwald</strong> <strong>heute</strong> – was geht, vor allem mit Blick auf die Lichtbaumarten?<br />

(United Nations 1993) deutlich gemacht, dass es der<br />

Weltgemeinschaft <strong>heute</strong> um mehr geht, als um die<br />

bloße Nachhaltigkeit von Erträgen.<br />

Durch die Konferenz der Landwirtschafts- und <strong>Forst</strong>minister<br />

der Staaten der Europäischen Union (Second<br />

Ministerial Conference 1993) wurden für die Waldbewirtschaftung<br />

schließlich sowohl ökonomische, als<br />

auch ökologische und soziale Aspekte der Nachhaltigkeit<br />

gleichwertig genannt. Gleichzeitig wurde deutlich,<br />

dass die Biodiversität und die Produktivität der Waldökosysteme<br />

als Voraussetzung für die Funktionalität der<br />

Zukunft gesichert werden müssten.<br />

Hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Erträge sind <strong>Forst</strong>leute<br />

seit von CARLOWITZ (1713) davon überzeugt, dass<br />

mit der Regel „nur soviel nutzen, wie im Nutzungszeitraum<br />

nachwächst“ richtig gehandelt würde und dass<br />

von dieser Regel nicht abgewichen werden sollte. Eine<br />

Nutzung, die bei vollständigem Erhalt des Naturkapitals<br />

stattfindet, wird <strong>heute</strong> allgemein als eine Bewirtschaftung<br />

bezeichnet, die dem Anspruch der „starken<br />

Nachhaltigkeit“ genügt (V. EGAN-KRIEGER und OTT 2007).<br />

Die Regel des Herrn von Carlowitz entspricht dieser<br />

Forderung.<br />

Dem gegenüber steht die „schwache Nachhaltigkeit“,<br />

die davon ausgeht, dass das Naturkapital – wenn<br />

schon nicht vollständig – so doch zu großen Teilen<br />

durch menschliche Handlungen und menschliche Erfindungen<br />

ersetzbar sei. Kennzeichnend für die Anwendung<br />

der schwachen Nachhaltigkeit ist der Servicegedanke:<br />

Es geht nicht um das Naturkapital als sol-<br />

ches, sondern um die Nutzbarmachung desselben für<br />

den Menschen. Vertreter der schwachen Nachhaltigkeit<br />

verweisen darauf, dass es möglich ist, nachfolgenden<br />

Generationen den gleichen Wohlstand durch<br />

die Kompensation von Naturkapital durch menschlichen<br />

Erfindergeist zu gewährleisten. Diese Sicht geht<br />

davon aus, dass die Ansprüche gegenwärtiger und<br />

zukünftiger Generationen prinzipiell gleich seien. Das<br />

macht sich auch bemerkbar in einer als dauerhaft angesehenen<br />

ungleichen Wertigkeit verschiedener Naturgüter:<br />

Sauerstoff ist wichtig und bleibt wichtig,<br />

<strong>heute</strong> wirtschaftlich unbedeutende Arten werden dagegen<br />

auch in Zukunft unbedeutend sein.<br />

Es fällt auf, dass in der <strong>Forst</strong>wirtschaft – und wohl<br />

auch in <strong>Dauerwald</strong>betrieben – die Neigung und das<br />

Bewusstsein, für die Biodiversität im Wald die gleiche<br />

starke Nachhaltigkeit in voller Konsequenz zu akzeptieren,<br />

wie das für die Holzproduktion selbstverständlich<br />

ist, eher gering ausgebildet sind. Wäre das nicht<br />

so, müsste es sehr viel mehr Diskussionen unter <strong>Forst</strong>leuten<br />

über Probleme des Erhalts und der Erhöhung<br />

der Artendiversität auch bei Baumarten geben.<br />

4.2 Einzelbaumnutzung als einziges Störungsregime<br />

verhindert größere Artenvielfalt<br />

Wir wollen nach diesen allgemeinen Ausführungen einen<br />

Blick auf den Umgang mit der Artenvielfalt im<br />

<strong>Dauerwald</strong>betrieb werfen. Die Abbildung 13 soll deutlich<br />

machen, dass sich die forstwirtschaftlichen Eingriffe<br />

im <strong>Dauerwald</strong>betrieb von den Störungen im Naturwald<br />

in mehrfacher Hinsicht unterscheiden.<br />

Abb. 13: Lückengrößen-Häufigkeitsverteilung<br />

in einem nordamerikanischen<br />

Eichen Urwald (oben,<br />

aus CLINTON et al. 1993) und in<br />

Buchen-Urwäldern Japans und<br />

Europas (unten, aus WAGNER et al.<br />

2010c).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!