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Naturnahe Waldwirtschaft-Dauerwald heute? - Landesbetrieb Forst ...

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Veränderungen von Vegetation und Standort traditioneller <strong>Dauerwald</strong>reviere<br />

im Verlaufe von eineinhalb Jahrhunderten<br />

Gleichzeitig lässt der Vegetationszustandsvergleich der<br />

Zeitreihe – Istzustand der Vegetation zu Möllers Lebzeiten<br />

im Jahre 1911 (Abbildung 8) – Istzustand der Vegetation<br />

im Jahre 1934 (Abbildung 11) – Istzustand<br />

der Vegetation im Jahre 1960 (Abbildung 13) mit dem<br />

Vegetationszustand im Jahre 1990, die anfangs ganz<br />

allmähliche, nunmehr bereits fast 80 Jahre dauernde<br />

Herausbildung einer differenzierten Wald- und <strong>Forst</strong>vegetation<br />

in Bärenthoren erkennen, die in den letzten<br />

beiden Jahrzehnten durch den Stickstoff als Katalysator<br />

beschleunigt verlief und die natürlichen Standortsunterschiede<br />

immer klarer widerspiegelt (siehe hierzu<br />

Abbildungen 2 und 3). Mit der Deindustriealisierung<br />

großer Teile der ehemaligen DDR und den Einbau von<br />

Filteranlagen gehen die Stickstoffeinträge seit Anfang<br />

der 90er Jahre im Vergleich zu den 80er Jahren um bis<br />

zu 40 % zurück (EINERT UND BARTH (2001)). Dieser<br />

N-Rückgang lässt sich anhand des Rückgangs der<br />

Calamagrostis-Kiefernforsten und der in Sukzession<br />

befindlichen Kiefernforsten auch in der Vegetation Bärenthorens<br />

erkennen, siehe Abbildung 15 in der vergleichenden<br />

Betrachtung zu Abbildung 14.<br />

Neben der weiteren Ausbreitung der Spätblühenden<br />

Traubenkirsche in die Kiefern- und Lichtlaubholzforsten<br />

fällt insbesondere im Norden und Nordosten Bärenthorens<br />

der hohe Anteil an Laub- und Nadelholzkulturen<br />

auf, die ihre Ursache an den Sturmschäden<br />

des Orkans Kyrill im Winterhalbjahr 2007 haben, siehe<br />

Abbildung 16. Der Anteil der Kiefern-Buchenhalbforste<br />

und Kiefern-Laubholzmischforste hat sich im Vergleich<br />

zu 1990 auf den lehmbeeinflußten Standorten<br />

im Westen Bärenthorens vergrößert.<br />

Als neue Vegetationseinheit hat sich im Nordosten<br />

und Osten Bärenthorens, auf den plaggenbeeinflussten<br />

Nedlitzer Sandbraunerden, der Blaubeer-<br />

Drahtschmielen-Kiefernforst (ockerfarben in Abbildung<br />

15 dargestellt) herausgebildet. KRUTZSCH UND<br />

WECK (1934) beschrieben das Fehlen dieser Vegetationseinheit.<br />

Bärenthoren hat ca. 130 Jahre nach Erstbeschreibung<br />

(1872/84) mit dem Einwandern der Blaubeere in die<br />

Kiefernforsten den Vegetationszustand des <strong>Dauerwald</strong>es<br />

Gross Ziethen Anfang bis Mitte des 19. Jahrhundert<br />

erreicht, dessen Entwicklung im folgenden beschrieben<br />

wird:<br />

Die Waldentwicklung des Reviers Groß Ziethen<br />

von 1820 bis zur Gegenwart<br />

Im Unterschied zu Bärenthoren handelt es sich nach<br />

den Untersuchungen von HAUSENDORFF (1941) bei der<br />

Waldfläche des Reviers Groß Ziethen um einen alten<br />

Waldstandort. Abbildung 17 gibt den Waldzustand des<br />

Reviers Groß Ziethen im Jahr 1822 wieder, der sich<br />

etwa zur Hälfte aus Birken- (rosa dargestellt) und Kiefernbeständen<br />

(braune Farbgebung) zusammensetzte.<br />

Im Betriebswerk von 1820 war zusätzlich vermerkt,<br />

dass alle Waldbestände Groß Ziethens einen zweischichtigen<br />

Bestandesaufbau hatten. Bis auf eine Fläche<br />

im äußersten Südosten, in der ein zweischichtiger<br />

Kiefernbestand im Jahre 1820 kartiert wurde, bestand<br />

der Oberstand bzw. Überhalt aus Traubeneichen und,<br />

mit geringeren Anteilen, auch Rotbuche. So stockten<br />

57 ha Birken- und Birken-Kiefern-Mischbestände mit<br />

200jährigen Traubeneichen und Rotbuchen im Überhalt,<br />

z. T. mit Wacholder unterwachsen, im Jagen 104,<br />

im Nordosten des Reviers. Der Anteil der mit Rotbuche<br />

bestockten Fläche geht in den folgenden Jahrzehnten<br />

durch Nutzung zurück. Im Betriebsplan von<br />

1865 ist nur noch von der westlichen Teilfläche des<br />

Jagens 104, der 104 Bg, auf etwa 8 Hektar „von Birken<br />

im lichten Stande, …, durchmischt mit sehr ungleichaltrigen<br />

Kiefern Stangen und Baumhölzern und<br />

wenig Buchen… Durchstanden mit überhaubaren<br />

meist anbrüchigen Eichen..“ die Rede. Daneben existiert<br />

noch in der späteren Abteilung 222 ein kleiner<br />

Kiefernbestand im Nordwesten des Reviers, der mit<br />

einzelnen Traubeichen und Rotbuchen im Oberstand<br />

durchsetzt ist.<br />

Abb. 16: CIR Luftbild aus dem<br />

Jahr 2007 (vom Landebetrieb<br />

<strong>Forst</strong> Sachsen-Anhalt freundlicherweise<br />

zur Verfügung<br />

gestellt). Im Nordosten ist das<br />

Ausmaß der durch Kyrill geworfenen<br />

Baumbestände (120 000 fm<br />

Holz im Revier) zu erahnen.

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