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WISSENSCHAFTS JOURNAL

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scientia halensis 2/2004<br />

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Fachbereich Physik<br />

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Maßgeschneiderte Eigenschaften<br />

32<br />

Ein zweites Beispiel aus dem Themenbereich<br />

organischer Moleküle an Oberflächen:<br />

Ungesättigte und insbesondere konjugierte<br />

organische Moleküle werden als aktive Elemente<br />

in diversen elektronischen und optoelektronischen<br />

Bauelementen, wie z. B.<br />

Leuchtdioden, Feldeffekttransistoren und<br />

photovoltaischen Zellen, verwendet. Zu<br />

den Vorteilen solcher »organic devices« gehören<br />

unter anderem einfache Präparation,<br />

mechanische Flexibilität und geringe Kosten.<br />

Mit kleiner werdenden Strukturen<br />

solcher Bauelemente werden die Eigenschaften<br />

der Grenzflächen der Molekülschicht<br />

zum Halbleitersubstrat bzw. zur<br />

Oxidschicht wesentlich, über die z. B. Ladungsträger<br />

injiziert oder elektrische Felder<br />

kontrolliert werden. Die Grenzfläche bestimmt<br />

auch die Qualität des Schichtwachstums.<br />

Die Forschungsarbeiten reichen<br />

von der Untersuchung der Oberflächen-Molekül-Wechselwirkung<br />

für kleine<br />

Moleküle mit isolierten funktionellen<br />

Gruppen (einzelne π-Bindung, konjugierte<br />

und aromatische π-Bindungen) – dies auch<br />

mit Blick auf Anwendungen in der heterogenen<br />

Katalyse – bis zum Schichtwachstum<br />

von großen organischen Molekülen<br />

mit einem ausgedehnten π-Elektronensystem,<br />

wie sie in der Optoelektronik eingesetzt<br />

werden. Die oben stehende Abbil-<br />

dung zeigt die Adsorptionsstruktur, die<br />

sich auf der Halbleiteroberfläche Si(100)<br />

für das kleinste Molekül mit aromatischen<br />

π-Bindungen, Benzol, ergibt. Mit Hilfe der<br />

UV-Photoelektronenspektroskopie und der<br />

hochaufgelösten Schwingungsspektroskopie<br />

konnten hier Adsorptionsstruktur und<br />

-mechanismus aufgeklärt werden. Solche<br />

Modellsysteme bilden die Basis für das<br />

Verständnis größerer organischer Moleküle.<br />

Laterale Strukturierung, die intrinsisch<br />

durch das Substrat bzw. extern kontrolliert<br />

durch Oberflächenterrassierung vorgegeben<br />

wird oder sich durch die Molekül-Molekül-Wechselwirkung<br />

selbst organisiert,<br />

kann zu modifizierten Eigenschaften führen.<br />

Hierzu zählt die Ausbildung von eindimensionalen<br />

Molekülketten mit sehr anisotropen<br />

elektronischen Eigenschaften. Solche<br />

und ähnliche Konzepte von selbst organisiertem<br />

Wachstum führen schon heute<br />

Ein Student an einer Ultrahochvakuum-Apparatur zur Charakterisierung einer Oxidoberfläche<br />

mit Rastertunnelmikroskopie.<br />

Modell und Schwingungsspektrum für Benzol adsorbiert auf einer Siliziumoberfläche. Die verschiedenen<br />

Bewegungen des schwingenden Moleküls sind durch Pfeile veranschaulicht. Berechnete<br />

Frequenzen sind unten als Balken dargestellt.<br />

zu maßgeschneiderten Materialeigenschaften<br />

dünner Filme.<br />

In der Fachgruppe Oberflächen- und<br />

Grenzflächenphysik des Fachbereichs<br />

Physik konzentrieren sich die Forschungsarbeiten<br />

auf Übergangsmetalloxid-Oberflächen<br />

bzw. die Metalloxid-Metall-Grenzfläche<br />

und auf die Adsorption von organischen<br />

Molekülen auf diesen Oberflächen.<br />

Das in der Fachgruppe eingesetzte methodische<br />

Instrumentarium reicht dabei von<br />

Rastertunnelmikroskopie und -spektroskopie<br />

über Photoelektronenspektroskopie<br />

mit Synchrotronstrahlung und Schwingungsspektroskopie<br />

bis zu geplanter Ultrakurzzeitspektroskopie<br />

und -mikroskopie.<br />

Letztere Methode, die zwei Femtosekunden-Laserpulse<br />

zur Zweiphotonen-Photoemission<br />

verwendet, kann mit Photoelektronenmikroskopie<br />

kombiniert eine extrem<br />

hohe Zeitauflösung bei Nanometer-Ortsauflösung<br />

erreichen. Dies erlaubt die Dynamik<br />

photoinduzierter elektronischer Anregungen<br />

an nanostrukturierten Oxidoberflächen<br />

und Adsorbatstrukturen in Echtzeit<br />

zu verfolgen. Mit diesem methodisch breiten<br />

Ansatz will die Fachgruppe ihren Beitrag<br />

zum materialwissenschaftlichen<br />

Schwerpunkt in Halle leisten. ■<br />

Der Autor absolvierte 1982–1988 ein Physikstudium<br />

an der Philipps-Universität<br />

Marburg, wurde dort und am Max-Planck-<br />

Institut für Kernphysik in Heidelberg 1991<br />

promoviert. Nach zwei Jahren Postdoc am<br />

Chemical Engineering Department der UC<br />

Santa Barbara, USA kam er 1994 als Assistent<br />

an die TU München. Nach Habilitation<br />

im Jahr 2000 nahm er 2001 einen Ruf<br />

der TU Berlin auf eine Professur für experimentelle<br />

Physik, verbunden mit der Abteilungsleitung<br />

am Max-Born-Institut für<br />

Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie<br />

an. 2003 folgte er dem Ruf an die<br />

Martin-Luther-Universität und leitet seither<br />

die Fachgruppe Oberflächen- und<br />

Grenzflächenphysik.

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