WISSENSCHAFTS JOURNAL
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scientia halensis 2/2004<br />
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Fachbereich Physik<br />
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die man sich als kleine Fässer vorstellen<br />
34 kann, wird die Einschränkung des Raumes,<br />
die der ungefalteten Aminosäurekette zur<br />
Verfügung steht, vermutet. Auf diese Weise<br />
wird die Zahl möglicher Konformationen<br />
verringert, so dass leichter die native Konformation<br />
gefunden werden kann. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Max-Planck-Institut<br />
für Mikrostrukturphysik und der Max-<br />
Planck-Forschungsstelle Enzymologie der<br />
Proteinfaltung werden künstliche Nanoporen<br />
– künstliche Fässer gewissermassen –<br />
auf ihre Eignung untersucht, Chaperonin-<br />
Eigenschaften nachzubilden, indem sie<br />
ebenfalls den Konformationsraum einschränken.<br />
Die Experimente zur Faltung werden an<br />
dem oben erwähnten grün fluoreszierenden<br />
Protein (GFP) der Aequorea Victoria (siehe<br />
Abb. 1) durchgeführt. Dabei macht man<br />
sich zu Nutze, dass das GFP nur im gefalteten<br />
Zustand fluoresziert, im entfalteten –<br />
auch als denaturiert bezeichneten – Zustand<br />
jedoch nicht. Man kann also die Faltung/Entfaltung<br />
einfach anhand des<br />
Fluoreszenzsignals verfolgen. Abb. 2 zeigt<br />
eine mikroskopische Aufnahme einzelner<br />
GFP-Moleküle in nanoporösem Aluminiumoxid.<br />
Da die Auflösung des Mikroskops<br />
begrenzt ist, sind die Moleküle (ein Molekül<br />
ist etwa eine Million mal kleiner als ein<br />
Haar) lediglich als helle Flecke sichtbar.<br />
Eine detaillierte Untersuchung der Änderung<br />
der Fluoreszenzintensität mit der Zeit<br />
lässt dann Rückschlüsse auf das Faltungsverhalten<br />
zu. Die starke Wechselwirkung<br />
zwischen der Porenwand und dem GFP<br />
führt zu einer raschen Entfaltung des GFP.<br />
Durch gezielte Modifikation der Porenwand,<br />
zum Beispiel durch Beschichtung<br />
mit Polymeren, soll dieser ungewünschte<br />
Effekt ins Gegenteil verkehrt werden.<br />
Moleküle als Zeiger<br />
Bei der Untersuchung nanostrukturierter<br />
Polymerwerkstoffe stellt sich oft die Frage<br />
nach der Ausrichtung von Polymerketten.<br />
Dabei können isolierte Fluorophore als Reporter<br />
der Orientierung hilfreich sein. Man<br />
kann einen solchen Fluorophor nämlich<br />
recht gut als winzig kleine Antenne (eine<br />
Milliarde mal kleiner als eine UKW-Antenne)<br />
beschreiben. So, wie der Empfang des<br />
Radios davon abhängt, wie man die Antenne<br />
zum Sender ausrichtet, kann man durch<br />
clevere Experimente die Ausrichtung der<br />
Abb. 2 (a) Fluoreszenz einzelner GFP-Moleküle in nanoporösem Aluminiumoxid. Jeder helle<br />
Fleck entspricht einem GFP-Molekül. (b) Schematische Darstellung der Aluminium-Oxid-Poren<br />
mit dem GFP (nicht maßstabsgetreu).<br />
»Einzelmolekül-Antennen« in der Probe<br />
feststellen. Abb. 3 zeigt ein Bild, das ähnlich<br />
wie in Abb. 2 die Fluoreszenz einzelner,<br />
in einen Polymer-Film (in diesem Fall<br />
das vielen bekannte Plexiglas) eingebetteter<br />
Moleküle. Durch einen speziellen Trick ist<br />
das Bild eines Moleküls nicht, wie in Abb.<br />
2, eine heller Fleck, sondern ein ganz charakteristisches<br />
Muster. Für jede Orientierung<br />
des Moleküls gibt es ein spezielles<br />
Muster. In Abb. 3 haben die Moleküle zufällige<br />
Orientierung, so dass es auch zufällige<br />
Muster gibt. In einem nanostrukturierten<br />
Polymer erwartetet man, dass zum<br />
Beispiel ein bestimmtes Muster regelmäßig<br />
wiederkehrt. Diese Methode ist natürlich<br />
auch hervorragend geeignet, geordnete<br />
Strukturen in natürlichen »Nanomaterialien«<br />
zu untersuchen.<br />
■<br />
Johannes Hohlbein studiert Medizinphysik<br />
am Fachbereich Physik der Martin-Luther-<br />
Universität. Zur Zeit arbeitet er an seiner<br />
Diplomarbeit.<br />
Christian Hübner studierte von 1989 bis<br />
1994 Physik in Halle und wurde hier 1998<br />
auf dem Gebiet der Festkörperphysik promoviert.<br />
Von 1998 bis 2001 war er Assistent<br />
am Physikalisch-Chemischen Institut<br />
Anzeige<br />
der Eidgenössischen Technischen Hochschule<br />
in Zürich. Die dort begonnenen Arbeiten<br />
zur Einzelmolekülspektroskopie<br />
führte er an der Universität Mainz am Institut<br />
für Physikalische Chemie fort. Seit<br />
2003 ist er Juniorprofessor für Biophysik<br />
am Fachbereich Physik der Martin-Luther-<br />
Universität.<br />
Abb. 3 Fluoreszenz einzelner Farbstoffmoleküle<br />
in einem dünnen Plexiglas-Film. Die unterschiedlichen<br />
Muster spiegeln die verschiedenen<br />
Ausrichtungen der Moleküle in dem<br />
Polymerfilm wider.