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Ausgabe 7-2006 - Goethe-Universität

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10 MAGAZIN15. November <strong>2006</strong>Das Tongji-ModellDie Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) setzt in einem Transfer-Projektin Shanghai auf Hans-Henning KappelIntensive Kontakte mit China undder internationale Austausch nichtnur von Wirtschaftsgütern, sondernauch von Know-how mit diesem bevölkerungsreichstenLand der Weltsind zurzeit en vogue. So ist derAustausch gerade im Wissenschaftsbereichin den letzten Jahrenum ein Vielfaches gewachsen. Hattedie Friedrich-Ebert-Stiftung noch imJahr 2003 einen Handlungsbedarfdiesbezüglich festgestellt – übersichtlichereund mehr englischsprachigeStudiengänge in Deutschland,bessere Betreuung chinesischerStudierender und ein besseresHochschulmarketing – so stellenheute die Chinesen mit etwa 26.000Studierenden an deutschen Hochschulenmit weitem Abstand dasgrößte Kontingent aller ausländischenStudierenden, nämlich knapp14 Prozent der Bildungsausländer.Auch bei den Forschungsstipendienvon Wissenschaftlern haltendie Chinesen die Spitzenpositionvor Indien, Russland, USA und Japan.In den zurückliegenden dreiJahren hatte auch das Zentrumfür Weiterbildung derUniversität häufiger chinesischeDelegationen zu Gast.Besonderes Interesse fandendeutsche Fernstudiensystemeund -einrichtungen sowiedas Thema wissenschaftlicheWeiterbildung.Aus diesen Kontakten rührte eine Einladungder Tongji-Universität, Shanghai,an Dr. Hans-Henning Kappel, Leiterdes Zentrums für Weiterbildung.Sein Thema: Unter dem Label ›Inter-nationalität‹ über hochschulische Bildungsstandards,wissenschaftlicheWeiterbildung und E-Learning zu referierenund mit den Lehrenden zu diskutieren.Die Themen erstreckten sichvom deutschen Hochschulsystem, dessenUmgestaltung durch den Bologna-Prozess, über den internationalen Vergleichder hochschulischen Weiterbildungbis zur Didaktik des E-Learningund aktuellster Instrumentarien imRahmen neuer mediengestützterLehr- und Lernmethoden. Das ganze,von der GTZ getragene Projekt dientdazu, das zu erwartende Defizit vonakademisch ausgebildeten Lehrern fürberufliche Schulen abzubauen.An der Tongji-Universität als einer derbeiden großen Universitäten vonShanghai – zur anderen lokalen Fudan-Universitätsind ja bereits partnerschaftlicheBeziehungen geknüpft –gibt es ein starkes deutsches Engagement:Zahlreiche Firmen sponserenEinrichtungen und Professuren, die imdeutsch-chinesischen Gebäude aufdem Campus untergebracht sind. DieGesellschaft für Technische Zusammenarbeit(GTZ) fördertden Aufbau des Instituts fürBerufsbildung. Das Besonderedaran: Im sogenanntenTongji-Modell, das der deutscheProf. Diethelm inShanghai seit Jahren betreutund weiterentwickelt,wird erarbeitetes Wissenund Know-how gezielt überein Netzwerk von Partneruniversitätenin strukturell schwächerentwickelte chinesische Provinzentransferiert. Ziel ist es, Chinas Politikeiner Modernisierung beruflicherQualifikationen zu unterstützen. DieRaum für GedankenAStA und Studentenwerk suchenUnterkünfte für StudierendeAuch vier Wochen nach Vorlesungsbeginn ist das Thema noch aktuell: dieSuche nach (bezahlbarem) Wohnraum für Studierende. Anfang Oktoberstartete der AStA gemeinsam mit dem Studentenwerk Frankfurt eine Plakataktion,um auf den Mangel an Wohnraum für Studierende aufmerksamzu machen. Viele Studierende bekommen erst einige Wochen vor Vorlesungsbeginndie Nachricht, dass sie in Frankfurt studieren können undstehen somit unter erheblichem Zeitdruck, eine Wohnung zu finden. Siesoll Vermieter dazu animieren, dem Studentenwerk freien Wohnraum zumelden, im übrigen aber alle Frankfurter Bürger für das Thema sensibilisieren.Der zweite Vorsitzende des AStA, Mike Josef, sieht die Kampagne als Elementzur Verbesserung der Studienbedingungen in Frankfurt: »Frankfurtist für Studierende die teuerste Stadt in Deutschland. Dies ist vor allemdurch die hohen Mietkosten bedingt. Bezahlbarer Wohnraum ist in Frankfurtein großes Problem. Viele Studierende sind dadurch gezwungen,mehr zu arbeiten, was sich natürlich auch negativ auf die Studiendauerauswirkt.«Wohnungssuchenden Studierenden wird empfohlen, sich immer wiedereinmal die Schaukästen im ServiceCenter des Studentenwerks auf demCampus Bockenheim anzuschauen; dort sind die verfügbaren Wohnungsangebotefrei zugänglich ausgehängt. Natürlich besteht auch immer dieMöglichkeit, sich beim Studentenwerk um einen Wohnheimplatz zu bewerben.URInformationen: Vermieter, die Wohnraum zur Verfügung stellen wollen,werden gebeten, die 069/798-23050 zu wählen .Foto: DettmarUnser Mann in Shanghai: Dr. Hans-Henning (rechts) widmete sich im Auftrag derGTZ der Weiterqualifizierung chinesischer Professoren und Dozenten auf unterschiedlichenGebieten – von hochschulischen Bildungsstandards bis E-LearningWelche Rolle spielen fremde Sprachenbeziehungsweise fremdsprachlicherSchulunterricht in derIdentitätsentwicklung? Inwiefernkönnen korpuslinguistische Datenals Grundlage für den fremdsprachlichenLiteraturunterricht dienen?Was bedeutet es für das schulischeLernen von SchülerInnen, etwa mitTürkisch als Muttersprache, wennsie im deutschen Schulsystem inder Zweit- oder sogar in der Drittsprachelernen? Welche Effekte habenaktivierende Emotionen wieAngst und Freude auf Motivationund Erfolg beim Fremdsprachenlernen?Mit diesen und anderen faszinierendenund vielfältigenFragestellungen beschäftigensich junge WissenschaftlerInnen in derFremdsprachenforschung. Diesem facettenreichenWissenschaftsbereichsind fremdsprachendidaktische Fächerwie beispielsweise Englisch-, Russisch-,Spanisch- und Französischdidaktik,oder die Didaktik des Deutschen alsFremd- beziehungsweise Zweitspracheebenso zuzuordnen wie die Sprachlehr-und -lernforschung sowie die(angewandte) Sprachwissenschaft. DieKoordination und der regelmäßigeAustausch innerhalb des wissenschaftlichenNachwuchses in diesen Disziplinenwerden getragen durch die bundesweiteNachwuchsinitiative in derFremdsprachenforschung, die vonNachwuchswissenschaftlerInnen gemeinsammit ProfessorInnen organisiertwird. Diese Initiative wurde imOktober <strong>2006</strong> im Rahmen einerzweitägigen Veranstaltung an der Universitätfortgesetzt.Dabei kristallisierten sich sechs Themenkomplexeheraus, die momentanForschungsschwerpunkte junger WissenschaftlerInnenin diesem Bereichdarstellen. Neben literatur- und kulturdidaktischenFragestellungen spielendie Erforschung von Mehrsprachigkeit,Erkenntnisse des Instituts für Berufsbildung(IBB) sollen via Wissenstransferfür die schwächer entwickelten Gebietefruchtbar gemacht werden. Manbedient sich moderner elektronischerInformationsnetze und transferiertmittels einer E-Learning-Plattform denerreichten Wissensstand an die Partneruniversitätenin den westlichen ProvinzenYunnan, Guangxi und Gansu,die erst kürzlich die Berufspädagogikin ihr akademisches Qualifizierungsprofilaufgenommen haben. Außerdemgibt es auch im weiteren Stadtgebietvon Shanghai Pudong eine Partnerhochschule,die Shanghai SecondPolytechnic University (SSPU), an derdas Tongji-Seminar unmittelbar wiederholtund weitergeführt wurde.Dieses ›Tongji-Transfer-Modell‹ ist inhaltlichaus 10 Elementen zusammengesetzt,wie etwa Curricula, Lehrkräfte,Praxisbezug, Methodik, Interdisziplinaritätund – neben weiteren – ebenInternationalität. Auf Einladung undim Auftrag der GTZ hat Kappel das Seminarzur weiteren Qualifizierung derProfessoren und Dozenten an der Tongji-UniversitätEnde September abgehalten.Dabei ging es im einzelnenFremdsprachenforschungin FrankfurtFortsetzung der bundesweiten NachwuchsinitiativeWelche Effekte haben aktivierende Emotionen?insbesondere in multikulturellen Schulkontexten,wie sie im FrankfurterRaum häufig vorzufinden sind, und bilingualemUnterricht, also dem Unterrichtin Sachfächern wie beispielsweiseBiologie, Geschichte oder Geographiein einer Fremdsprache, eine ebensowichtige Rolle wie die (Neuen) Medienim Fremdsprachenunterricht. AndereKernbereiche bilden die Individualitätder Lernenden und Lehrenden sowieder Ablauf von Spracherwerbsprozessen.Eine weitere Gruppe von Arbeitenbeschäftigt sich mit der Erforschungder Bedeutung einzelner sprachlicherSysteme wie beispielsweise Grammatik,Aussprache und Pragmatik, sowieverschiedener Fertigkeiten wie Hören,Lesen, Sprechen und Schreiben für dasLernen und Lehren von Fremdsprachen.In diesem Jahr wurde die Nachwuchsinitiative(in der Tradition vorangegangenerVeranstaltungen in Berlinund München in den Vorjahren) mitder interdisziplinären Dritten Arbeitstagungfür den wissenschaftlichenNachwuchs in der Fremdsprachenforschungerfolgreich fortgesetzt. Über100 NachwuchswissenschaftlerInnennutzten dieses Forum zur Präsentationihrer eigenen Forschungsarbeiten undzum (interdisziplinären) Dialog. Danebenerhielten junge WissenschaftlerInnendie Möglichkeit, sich mit zentralenthemenübergreifenden Fragestellungenauseinander zu setzen. In Ko-Fotos: Privatauch um die neuen nationalen und internationalenStudienstrukturen (Bachelor,Master, Modularisierung ) unddie Internationalisierung des Studiums(Mobilität, ECTS), Bedeutung undProblematik von Hochschulrankings,Austauschrelationen, Sprachen undSprachbarrieren, neue Methoden undTechnologien im Studium, Wandelakademischer Leistungen, Anforderungenan internationale Lehrkräfte.Neben den neuen elektronischenLehr- und Lernszenarien, die bis in dieMikrodidaktik hinein intensiv diskutiertwurden, waren die chinesischenHochschullehrenden insbesondere anden Entwicklungen in Europa, diedurch den Bologna-Prozess vorangetriebenwerden, interessiert. Es wurdesehr deutlich, dass diese neuen Strukturen,die ja in Deutschland noch keineswegsüberall etabliert sind, einenStandard darstellen, der nicht nur in45 europäischen Staaten zum erklärtenZiel gehören, sondern auch vonakademischen Einrichtungen weltweitmindestens zur Kenntnis genommenoder gar adaptiert werden muss, wennman sich international vergleichen will.Die Erträge von Kappels Arbeit werdendemnächst in aufbereiteter Formals Wissensmaterialien ins Netz gestellt,damit die im großen Flächenlandverstreuten chinesischen Tongji-Partner sich dieses Wissen jederzeitselbständig aneignen können. URoperation mit Experten wurden Einzelaspektetheoretischer und praktischerArt konsequent vertieft, etwa zur Forschungsmethodik,beispielsweise Fragenzur Methodentriangulation sowiezum Verhältnis von quantitativen undqualitativen Forschungsmethoden, zuBewerbungsstrategien während derPromotion und in der Postdoc-Phasesowie zum wissenschaftlichen Publizierenverschiedener Textsorten in unterschiedlichenMedien.Die aus Kurzvorträgen und Posterpräsentation,Expertenworkshops und Podiumsdiskussionenbestehende Tagungwurde von Prof. Sabine Doff, KatrinKollmeyer, Torben Schmidt (alle Institutfür England- und Amerikastudien),Almut Wilske sowie Giselle Zenga-Hirsch (Institut für Romanische Sprachenund Literaturen) organisiert. DieVeranstaltung wurde finanziell unterstütztvon beiden beteiligten Instituten,von der Deutschen Gesellschaft fürFremdsprachenforschung (DGFF),vom Max Hueber-Verlag sowie derVereinigung von Freunden und Förderernder Johann Wolfgang <strong>Goethe</strong>-Universität. Das lebhafte und einstimmigpositive Feedback zeigt, dass es mitder Fortsetzung der Nachwuchsinitiativegelungen ist, die Universität Frankfurtim bundesdeutschen Kontext alseinen wichtigen Standort für NachwuchswissenschaftlerInnenin derFremdsprachenforschung zu markieren.Sabine DoffFoto: Privat

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