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Ausgabe 7-2006 - Goethe-Universität

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15. November <strong>2006</strong>MAGAZIN9Der PuppenmörderDeutsche Gesellschaft für Mykologie e. V. (DGfM) wählt Pilz desJahres 2007 – und eine neue Vorsitzende aus Frankfurt!Orange-gelb leuchtet ein keulenförmigerPilz im Grün der Wiese. Nurwenige Zentimeter ist er groß, fasthätte man ihn übersehen. Ist es eineKeule aus der Familie Clavariaceae,also ein Ständerpilz? Nein, denn essind Öffnungen von dicht unter derOberfläche liegenden Kammern zuerkennen, die angefüllt sind mit mikroskopischkleinen Sporenschläuchen.Demnach handelt es sich umeinen Schlauchpilz. Vielleicht einHolzkeulenpilz? Die sind jedoch normalerweiseschwarz und leben, wieder Name schon sagt, auf Holz.Aber vielleicht wächst der Pilz aufeinem im Boden vergrabenen Holz?Auch das trifft nicht zu.Der Pilz, das unbekannte Wesen: PilzforscherinProf. Meike Piepenbringwurde jetzt zur Präsidentin der DeutschenGesellschaft für Mykologie gewählt;ebenfalls gewählt: der Pilz desJahres – die faszinierende, räuberischePuppenkernkeuleMehr oder weniger gut erkennbarist allerdings an der Basisdes Stiels im Boden verborgeneine tote, durch Fäden des Pilzes mumifizierteSchmetterlingspuppe! Es istalso ein parasitischer Pilz, der als kleine,Pilzfäden bildende Spore in lebendeInsekten eindringt, die Tiere abtötetund die Kraftstoffe des Insektenkörpersfür die Entwicklung keulenförmigerFruchtkörper nutzt: die Puppenkernkeule(Cordyceps militaris)!Die Puppenkernkeule, dieser kleine,Tod bringende Pilz, der auch in denheimischen Wäldern nicht selten ist,wurde jetzt von der Deutsche Gesellschaftfür Mykologie (DGfM) zum ›Pilzdes Jahres 2007‹ bestimmt.Die Puppenkernkeule zeigt die wichtigeRolle gerade kleiner Pilze in denÖkosystemen; in diesem Fall als natürlicherRegulierer der Schmetterlingspopulationen.Als Erreger einer Insektenkrankheitmit Todesfolge, der alsSpore zufällig seine Opfer findenmuss, entwickelt sich die Puppenkernkeulebesonders zahlreich, wenn dieInsektenpopulation besonders dichtist, also gerade wenn eine Schmetterlingsplageherrscht. Durch die Pilzkrankheitwird die Anzahl der Insektenschnell reduziert, es gibt wenigerWirte für den Pilz, der Pilz wird wenigerhäufig und die Überlebenschancender Insekten sind wieder günstiger. Soist für ein natürliches Gleichgewichtzwischen Insekten und Pilzen gesorgt.Hinweise auf medizinisch interessanteSicherheit und StadtNeue Arbeitsgruppe in der HumangeographieKooperation mit der Universität MainzFoto: PrivatFoto: DGfMInhaltsstoffe der Cordyceps-Arten liefernangeblich Yaks, die zottigen Rinderder Hochebenen Tibets, die zurBrunftzeit die Chinesische Kernkeule(Cordyceps sinensis) ausgraben, fressenund dadurch richtig heiß werden!Für den Menschen interessante Heilkräftedieser Pilze sind in chinesischenKräuterbüchern dokumentiert, die biszu 2.000 Jahre alt sind. Cordyceps-Artenwerden nicht nur als Aphrodisiakumempfohlen, sondern auch zurStärkung von Lunge, Nieren und Spermienproduktion,gegen Husten, Erkältungund Blutungen. Die beste Wirkungzeigen die mumifizierten Insektenlarvenmit ihren keulenförmigenPilz-Fruchtkörpern als heißer wässrigerExtrakt, also als Tee. Die ChinesischeKeule zählt übrigens zu den teuerstenPilzen weltweit, da sie nicht so häufigvorkommt; indes als Heilmittel geschätztwird.Pilze bilden mit geschätzten 1,5 MioArten ein eigenes Organismenreichzwischen Pflanzen und Tieren. Nichtnur aufgrund ihrer Artenzahlen, sondernauch ihrer Funktionen in denÖkosystemen wie Abbau von totemorganischem Material oder der Versorgungvon Pflanzen mit Wasser und Mineralienin unseren natürlichen Lebensräumen,sind Pilze für das ökologischeGleichgewicht enorm wichtig. Dabeiwerden sie in der Regel kaumwahrgenommen, da sie meist nur mikroskopischklein im Verborgenen arbeiten.Die im Herbst im Wald gesammeltenPilze sind übrigens nur dieoberirdischen Fruchtkörper von imBoden lebenden Pilzfäden.Die Deutsche Gesellschaft für Mykologiehat im Oktober übrigens nicht nurden Pilz des Jahres bestimmt, sondernauch Prof. Meike Piepenbring von derUniversität zu ihrer neuen Präsidentingewählt. Damit wird in Frankfurt dieSichtbarkeit der Pilzforscher nachhaltiggestärkt; beispielsweise im Rahmen desForschungsverbundes BioFrankfurt.URInformationen: www.dgfm-ev.deEnge Verbindung mitKatalonienUnterzeichnung eines Kooperationsvertrages/ Buchmesse 2007 wirft ihreSchatten voraus.Die Katalanistik an der UniversitätFrankfurt ist weiter gestärkt worden.Anfang Oktober unterzeichnetender katalanische KultusministerFerran Mascarell, der Direktor deskatalanischen Kulturinstituts RamonLlull, Emili Manzano, und PräsidentProf. Rudolf Steinberg einen weitreichendenKooperationsvertrag.Die Vereinbarung mit dem katalanischenKulturinstitut RamonLlull bringt der UniversitätFrankfurt im neuen akademischenJahr 71.000 Euro Drittmittel für katalanischeForschung und Lehre ein.Weiterhin wird aus diesen Mitteln dieelektronische Katalogisierung der BibliotecaCatalana in Frankfurt finanziert,der größten Bibliothek katalanischsprachigerBücher außerhalbKataloniens mit 40.000 Bänden, sowiedas Lektorat für das Katalanische ander Universität Frankfurt. Auch dasErstellen eines ›Who is who‹ der Katalanistikim deutschsprachigen Raumund die Erfassung katalanischer Übersetzerin Deutschland werden durchdie neue Kooperation unterstützt. DieserSchritt vertieft eine langjährige Beziehungdes Instituts Ramon Llull mitder Katalanistik in Frankfurt, das seit1993 das Lektorat finanziert. Jetztwird auch die Forschung, die Konsolidierungder katalanistischen Infrastrukturund die Komplettierung einerDatenbank katalanischer Präsenz imdeutschen Sprachraum unterstützt.Auf Basis der vertieften Zusammenarbeitsieht der Professor für Katalanistik,Tilbert Stegmann, die Möglichkeiteiner Stiftungsprofessur für die Zeitnach seinem Ausscheiden 2009 gegeben,finanziert vom Institut RamonLlull. Zu dem Vertrag sagte er: »DieserVertrag ist ein Meilenstein in der Geschichteder Katalanistik in Frankfurt.«Mit Blick auf die Buchmesse 2007, beider Katalonien Gastland sein wird, gewanndie Vertragsunterzeichnung amTag der Buchmesseneröffnung einebesondere Bedeutung. Die katalanischenLänder – Katalonien, das LandValència und die Balearen – werdensich nicht nur im Oktober 2007 inFrankfurt, sondern das ganze Jahrüber in ganz Deutschland präsentieren.Bereits Mitte Oktober <strong>2006</strong> wirdin Frankfurt ein katalanischesTouristikbüro gegründet.Die ForschungsstelleKatalanistik an derUniversität Frankfurtstellt in diesem Zusammenhangeinen wichtigenStützpunkt und Informationspartnerfür dieRepräsentanz Kataloniensim Jahr 2007 dar.Die Unterzeichnung wurdevon einem musikalischenund künstlerischen Abendprogrammim Casino des IG Hochhausesauf dem Campus Westend umrahmt.Die Uraufführung einer Auftragskompositionvon Prof. Gerhard Göbel alsHommage an den katalanischen CellistenPau Casals und eine Kunstausstellungder Pyrenäenbilder von Prof. TilNeu verwiesen dabei auf fruchtbarekatalanisch-deutsche Bezüge. Außerdemwurde das neue 1.000 seitige katalanisch-deutscheWörterbuch präsentiert.Der Präsident der Vereinigungdeutscher Katalanisten, Prof. JohannesKabatek von der Universität Tübingen,sprach im Namen der 33 deutschsprachigenUniversitäten, an denen zurZeit Katalanisch gelehrt wird, einGrußwort.URFoto: HofmannInformationen:www.katalanistik.uni-frankfurt.deANZEIGEOb es um ›Angsträume‹, ›Problemviertel‹,›No-go-areas‹ oder ›nationalbefreite Zonen‹ geht – Sicherheitund Unsicherheit in den Städtensind in den vergangen Jahren weltweitin den Fokus medialer und politischerAuseinandersetzungengerückt. Der Begriff ›Sicherheit‹nimmt in aktuellen Debatten eineSchlüsselstellung ein. Eine neue Arbeitsgruppeum Prof. Robert Pützsetzt sich nun am Institut für Humangeographiewissenschaftlichmit den vielfältigen Zusammenhängenvon Sicherheit und Stadt auseinander.Neue Sicherheitspolitiken, die vontechnischen Überwachungsmaßnahmenüber (städte-)baulicheVeränderungen bis zur Organisationvon verstärkter sozialer Kontrolle reichen,tragen dazu bei, dass die ›Intensivierungräumlicher und sozialer Kontrolle‹als eines der zentralen Themenzeitgenössischer Stadtforschung identifiziertwerden kann. Kennzeichnendfür die sicherheitsorientierte Stadtentwicklungist vor allem, dass sie sich aufeinzelne Raumausschnitte konzentriert,die als ›Problemzonen‹ definiertwerden und so zum Interventionsfeldverschiedenster Programme werden.Pütz und seine MitarbeiterInnen VerenaSchreiber, Nadine Marquardt undHenning Füller wollen vor allem diestrategische Funktion des LeitbegriffsSicherheit und daran gekoppelte Steuerungsregimeanalysieren. Die Arbeitensind eingebettet in eine intensive Kooperationmit der Arbeitsgruppe vonDr. Georg Glasze am GeographischenInstitut der Universität Mainz. Zwei gemeinsameForschungsprojekte, die vonder DFG und der Volkswagenstiftunggefördert werden, beschäftigen sich ininternationalen Vergleichen (Polen,USA, Frankreich, Deutschland) mit urbanenSicherheitspolitiken. Im Rahmendieser Projekte werden auch neueanalytische Konzepte diskutiert, um diesoziale Konstruktion von ›Wirklichkeit‹theoretisch zu fassen und für empirischeArbeiten methodisch umzusetzen.Ein vieldiskutierter Ansatz, der in verschiedenenProjekten Anwendung findet,ist die Diskursforschung. DiskursanalytischeZugänge bieten der Hu-Foto: Privatmangeographie enormes heuristischesPotenzial, denn in den Auseinandersetzungenum neue Sicherheitspolitikenwird verhandelt, wie die Stadträumeder Zukunft aussehen sollen. Damitwerden grundlegende Ordnungskonzeptefür Raum und Gesellschaft geschaffen.Neben eher grundlagenorientiertenForschungen führt die Arbeitsgruppeeiner Vergleichsstudie zur kommunalerKriminalprävention inDeutschland und mit Sicherheitsumfragen,etwa in Mainz, auch stärker anwendungsbezogeneArbeiten mit einemFokus auf die Rhein-Main-Regiondurch.Im kommenden Wintersemester bietendie beiden Institute ein gemeinsamesKolloquium zum Thema ›Stadt und Sicherheit‹an.Zwei der vier Vorträge finden am Institutfür Humangeographie der UniversitätFrankfurt statt. Am 21. Novemberreferiert Dr. Thomas Kunz (ISS, Frankfurt)über Möglichkeiten diskursanalytischerZugänge zur Politik der InnerenSicherheit. Eine architektursoziologischePerspektive auf Sicherheitstechnik,Architektur und Stadtplanungstellt Dr. Michael Zinganel (TU Graz)am 28. November vor. Die Vorträge findenjeweils 16 Uhr, Raum 302, CampusBockenheim, Robert-Mayer-Straße6-8, 60325 Frankfurt, statt. URInformationen:www.humangeographie.de/puetz;www.stadtundsicherheit.de

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