8 MAGAZIN15. November <strong>2006</strong>Frauenschaft – SchwesternschaftEine Explorationsstudie zur Identitätssuche muslimischer Frauen in Bosnien und HerzegowinaDie ›Förderung kleinerer Projektezur Frauen- und Genderforschung‹der Universität Frankfurt ermöglichtees der Autorin, einen Forschungsaufenthaltin Bosnien undHerzegowina zu verbringen. Zielwar es, Erkenntnisse zu gewinnen,welche neuen und alten Identitätsbilderund -räume von Frauen miteinem muslimischen sozio-kulturellenHintergrund genutzt werden.Von allen post-sozialistischen Staatendurchlebte und durchlebt Bosnienund Herzegowina noch heutedie blutigste Form der Transformation.Foto: DelalicBepackt mit Laptop, Kamera undAufnahmegerät trat ich meineReise an. Hin und her gerissenzwischen einem Gefühl der Vorfreudeund einem Gefühl der Unsicherheit,die dem Antreten einer jeden Reise innewohnen.Noch aus einem anderenGrunde gibt es eine mich stets begleitendeSpannung: Es ist die Ethnologin,deren Forschungsprojekt mit den eigenenkulturellen Wurzeln zu tun hat.Im Vorfeld hatte ich Informationenüber die Standorte religiöser Institutionen,wie Medresen, Oberschulenin Internatsform mit Hochschulabschluss,Tekie – Derwischhäuser – undDaten über religiöse Feste, wie derAjvatovica, eine Pilgerung zum Felsenvon Ajvaz Dedo, eingeholt. Im Laufedes Aufenthalts kamen Non GovernmentalOrganisations (NGOs) hinzu,die von Mualimas geleitet wurden.Mualimas sind Frauen, die entwedereine religiöse Fachschul- oder Universitätsausbildunghaben. Die Organisationenboten Weiterbildungsprogrammean, die von EDV und Englisch biszu modernem Familienmanagementeiner muslimischen Frau reichten. DerAnteil an Frauen in allen Institutionenund Veranstaltungen machte meistenszwei Drittel oder mindestens die Hälfteaus. Aus dieser Beobachtung herausrichtete sich mein Forschungsinteressebesonders auf religiöse Frauen innerhalbdes Islams und dessen Institutionen.Dabei entstanden biographisch-narrativeInterviews (Audioaufnahmen)und Gespräche, die nicht aufgezeichnet,sondern in Tagebuchform festgehaltenwurden. Die Interviewpartnerinnenwaren in den 1960er, 70er und80er Jahren geboren worden. Bei Gesprächen,die locker in der Tekie stattfandenund nicht aufgezeichnet wurden,waren auch Frauen der Jahrgänge20er und 30er Jahre dabei. DieseErzählungen waren sehr interessant,da sie von historischen Ereignissenhandelten, dem II. Weltkrieg und dergesetzlichen ›Entschleierung der muslimischenFrau‹ 1950 unter dem Sozialismus.Die Erzählungen der jüngerenJahrgänge bewegten sich in der Erinnerungan die Mütter und deren religiöseGepflogenheiten bis hin zu dentragischen Ereignissen im Krieg zwischen1992 und 1995.Die Gespräche zeigen eindringlich, wiebosnische Frauen, die sich als Musliminnenim religiösen Sinne verstehen,nach Identitätsräumen zwischen einergebrochenen Tradition und dem Versucheiner Revitalisierung der Traditionunter neuen gesellschaftlichen, politischenund geschichtlichen Voraussetzungensuchen. Die schon seit den1930er Jahren geführte Kontroversedarüber, ob Musliminnen ihr Gesichtbedecken sollen oder nicht, wurdenach dem II. Weltkrieg und der Entstehungdes Föderativen SozialistischenStaates Jugoslawien 1950 ersteinmal durch ein Gesetz beendet: Aufder Volksversammlung der NR Bosnienund Herzegowina in Sarajevo wurdeein Gesetz zum ›Verbot des Tragensder feredza (Burgha) und des zar (Gesichtbedeckung)‹erlassen. Diese›Zwangs-Entschleierung‹, getragendurch die sozialistischen Arbeiterverbände,führte zu einer gewaltsamenEntreißung von Frauen aus dem gewohntensozio-kulturellen und religiösenLeben. 1993, mit dem Krieg,tauchten wieder vermehrt verhüllteFrauen in den Straßen Bosniens auf:Von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllteFrauen, importiert durch einen globalisiertenIslam. Nach Kriegsende verschwanddieses Phänomen allmählichwieder. Es entstand aber eine bis dahinnicht gekannte Vielfalt an ›Verhüllungen‹,die von bosnischen muslimischenFrauen getragen wurden. Vonder ganzheitlichen Verhüllung desKörpers in Farbtönen wie Schwarzoder Braun – wie es in den bürgerlichenund adligen Gesellschaftsschichtenvor 1950 üblich war –, über eineVerkleidung in paradiesisch anmutendenPastelltönen, die das Kopftuch mitdem Gesicht der Frau zu einer würdevollenund königlichen Bedeckungwerden lassen, bis hin zu europäischgekleideten Frauen, die das Kopftuchlediglich locker um den Kopf geschwungenhalten. So bietet sich einganz neues Bild: Die religiöse bosnischeFrau gibt sich emanzipatorisch,modern und selbstbewusst. Durch alleBerufsfelder hindurch, die Intellektuelle,die Studentin, die Hausfrau, auchdie Geschäftsführerin.Zu den Hintergründen dieser Entwicklungbieten die biographisch narrativenInterviews einen guten Einblick.Die soeben geschilderte Imaginierungeiner religiösen Schwesternschaftkann in Verbindung mit Hingabe gebrachtwerden, die durch das Kopftuchdas weibliche Gesicht zum Aktionsfeldwerden lässt und gleich einerMaske zu einer abstrakten Einheit desGesichtes, die – wie Baudelaire sagt –das menschliche Wesen der Statue, dasheißt, einem göttlichen, höheren Wesennäher bringt. Ob damit eine ArtKatharsis für das erlebte Leid und dienoch lebendigen Wunden durch denKrieg erreicht werden soll? Oder obdurch die Verhüllung die physischenund psychischen Verletzungen durchdie Massenvergewaltigungen der bosnischenMusliminnen und damit auchder bosniakischen Kultur und der gesamtenbosnischen Gesellschaft verhülltwerden sollen, bleibt eine offene,aber schwer zu beantwortende Frage.Ein anderer wesentlicher Aspekt inden biographischen Erzählungen istder Kampf um das Tragen oder Ablegendes Kopftuches. Dieser Kampfwird mit der Familie, insbesondere mitden Müttern und der Gesellschaft geführt.Hier offenbaren sich Visionenund Träume als helfende Orientierungsangebote.Der Kampf um dasKopftuch beinhaltet ›traditionelle Erfahrungsspuren‹und ist häufig als einKorrektiv an den Eltern und an derGesellschaft zu verstehen. Dabei werdenpersönliche Entscheidungen zwischenTraditionalität und Moderne getroffen,die neue Handlungsräumeund Wege zur individuellen Entfaltungeröffnen. Hier kann Sinngebungsowie persönliche Problembewältigungstattfinden und eine individuelleDynamik gefunden werden.Insbesondere vor dem Hintergrund,dass Bosnien und Herzegowina zu denassoziierten Staaten der europäischenGemeinschaft zählt, ist das Thema Islamund die Stellung der Frau in diesemLand von großem Interesse. DieInterviews bilden eine ermutigendeGrundlage für weiter gehende Forschung.Enida DelalicÜber den WolkenGanz oben gab es faszinierende neueErkenntnisseFoto: RuppFortsetzung von Seite 3 · FIAS – Ein Neubau setzt Zeichenro vorgesehen. Darüber hinaus fördertdas Land das FIAS von 2007 an institutionellmit rund 250.000 Euro jährlich.Prof. Carlo Giersch machte deutlich,dass ihm auch daran gelegen ist zu beweisen,dass es ein privater Investor imHochschulbau besser und schneller machenkann als die öffentliche Hand. SenatorGiersch hatte sich bereits vorzwei Jahren für das FIAS engagiert, alser und seine Frau ihr Privathaus inFrankfurt der Universität zur Verfügungstellten; es wird nach erfolgtem Umbaununmehr als Gästehaus genutzt.Mit dem Bau wurde unterdessen bereitsbegonnen. Das ehrgeizige Ziel: BisSommer 2007 soll das Gebäude fertiggestelltsein, so dass die Wissenschaftlernoch vor Beginn des Wintersemesters2007/2008 einziehen können.Vizepräsident Prof. Horst Stöcker, zugleicheiner der Direktoren des FIAS,wies auf die prominente Lage des neuenGebäudes hin: Der klar gezeichneteBau mit rund 4.000 QuadratmeternBruttogeschossfläche bildet die westlicheBegrenzung des künftigen zentralenPlatzes auf dem Campus Riedberg.Es wird damit Teil der neuen Mitte desnaturwissenschaftlichen Bereichs derUniversität. In unmittelbarer Nachbarschaftwerden das neue Hörsaal- undBibliotheksgebäude und das Biologicumder Universität sowie der Neubaufür das Max-Planck-Institut für Hirnforschungentstehen. Nur wenige Meterentfernt befindet sich das Max-Planck-Institut für Biophysik, in Sichtweitedas Frankfurter InnovationszentrumBiotechnologie (FIZ), das Institutsgebäudeder Physik und das Bio-zentrum. Derzeit ist das FIAS noch inRäumen des Neubaus Physik der Universität.Die Wissenschaftler befassensich allerdings nicht nur mit (Grundlagen)Forschungauf höchstem Niveau,sondern engagieren sich auch in erheblichemUmfang in der Lehre. Sie bietenVeranstaltungen im Programm derFrankfurter International GraduateSchool for Science (FIGSS) an und betreuendie Doktoranden internationalerHerkunft dieser Einrichtung. »Der hoheAnspruch einer engen Verzahnungvon Spitzenforschung mit Förderungdes wissenschaftlichen Nachwuchseswird auch in dieser Hinsicht in der räumlichenUnterbringung eine Entsprechungfinden«, sagte Minister Corts.Das FIAS ist eine von der UniversitätFrankfurt gegründete Stiftung des privatenRechtes, die als außeruniversitäreForschungseinrichtung Spitzenforschungin den theoretischen Naturwissenschaftenbetreibt. Finanziertwerden die Forschungsaktivitäten vonnicht-öffentlichen Zuwendungsgebern.Im Mittelpunkt der wissenschaftlichenArbeit steht die Erforschungkomplexer Systeme in der belebtenund unbelebten Natur, darunterder Struktur und Dynamik von elementarerMaterie, von neuronalenNetzwerken, Biomolekülen, atomarenClustern undNanostrukturen. Hat sichdie Wissenschaft in der Vergangenheitvornehmlich damit befasst, die Welt inihre Komponenten zu zerlegen undderen Eigenschaften immer intensiverzu untersuchen, geht es jetzt darum,die vielfach schon detailliert analysiertenEinzelbausteine in ihren Wechselwirkungenund ihren Zusammenhängenzu betrachten und besser verstehenzu lernen. Vergleichbare Einrichtungenauf dem Gebiet der Naturwissenschaftengibt es weltweit nur nochin Princeton (USA) und Shanghai(China).URWissen verketten –Wissen fördernAusführliche Informationenzum FIAS, seinenForschern und derenProjekten vermittelt diekürzlich erschienene,umfangreiche und ansprechendgestalteteBroschüre.Bezugsquelle:fias@uni-frankfurt.dewww.fias.uni-frankfurt.deDem Himmel ganz nah fühlten sich die Teilnehmer einer Exkursion derAbteilung Vor- und Frühgeschichte des Instituts für Archäologische Wissenschaftenim Brandberg, dem höchsten Gebirge Namibias. Im doppeltenSinn war dies der Höhepunkt der Studienreise. Fast 2600 Meter ragtder etwa 600 km 2 große Brandberg nämlich aus den flachen Ebenen derumgebenden Namib-Wüste. Wer ihn bei Hitze über steile Hänge ohnePfad besteigen will, muss wissen warum – heute wie in prähistorischenZeiten. Für Archäologen liegen die Gründe auf der Hand: Nirgendwosonst in Afrika ist eine größere Menge an prähistorischen Felsmalereienauf so engem Raum bekannt. In etwa 1.000 Fundstellen sind weit über40.000 Malereien im oberen Abschnitt des Gebirges verteilt. Die Bildersind zum Teil geradezu berühmt und touristische Attraktion, wie die›Weiße Dame‹ am Fuß des Brandbergs, die nach Vorstellungen aus derBlütezeit diffusionistischer Theorien des letzten Jahrhunderts ein Produktvon Reisenden aus der Mittelmeerwelt gewesen sein soll. Schöne Kunsttraute man damals afrikanischen Ureinwohnern nicht zu. Wer hat die TausendeBilder gemalt, zu welchem Zweck und warum ausgerechnet in derAbgeschiedenheit eines ariden Hochgebirges? Fragen, mit denen sich dieGruppe vor Ort beschäftigte. Genauso beschäftigte sie sich mit anderenSpuren menschlicher Existenz, die das Gebirge ebenfalls beherbergt:Steinartefakte, Keramik, Straußeneibruchstücke, Knochen, Hüttenringeaus Steinen – Reste eines einfachen Daseins am Rande der bewohnbarenWelt. Die ältesten sind mindestens 30.000 Jahre alt und die jüngsten – etwaeine Mundharmonika oder Patronen aus Gewehren der deutschenSchutztruppe – stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die Studienreisewurde mit Mitteln des Fachbereichs Sprach- und Kulturwissenschaftenund des DAAD unterstützt. Neben dem Brandberg standen noch andereFundstellen mit prähistorischer Felsbildkunst sowie Stätten kolonialundnaturgeschichtlicher Bedeutung auf dem Programm. Peter Breunig
15. November <strong>2006</strong>MAGAZIN9Der PuppenmörderDeutsche Gesellschaft für Mykologie e. V. (DGfM) wählt Pilz desJahres 2007 – und eine neue Vorsitzende aus Frankfurt!Orange-gelb leuchtet ein keulenförmigerPilz im Grün der Wiese. Nurwenige Zentimeter ist er groß, fasthätte man ihn übersehen. Ist es eineKeule aus der Familie Clavariaceae,also ein Ständerpilz? Nein, denn essind Öffnungen von dicht unter derOberfläche liegenden Kammern zuerkennen, die angefüllt sind mit mikroskopischkleinen Sporenschläuchen.Demnach handelt es sich umeinen Schlauchpilz. Vielleicht einHolzkeulenpilz? Die sind jedoch normalerweiseschwarz und leben, wieder Name schon sagt, auf Holz.Aber vielleicht wächst der Pilz aufeinem im Boden vergrabenen Holz?Auch das trifft nicht zu.Der Pilz, das unbekannte Wesen: PilzforscherinProf. Meike Piepenbringwurde jetzt zur Präsidentin der DeutschenGesellschaft für Mykologie gewählt;ebenfalls gewählt: der Pilz desJahres – die faszinierende, räuberischePuppenkernkeuleMehr oder weniger gut erkennbarist allerdings an der Basisdes Stiels im Boden verborgeneine tote, durch Fäden des Pilzes mumifizierteSchmetterlingspuppe! Es istalso ein parasitischer Pilz, der als kleine,Pilzfäden bildende Spore in lebendeInsekten eindringt, die Tiere abtötetund die Kraftstoffe des Insektenkörpersfür die Entwicklung keulenförmigerFruchtkörper nutzt: die Puppenkernkeule(Cordyceps militaris)!Die Puppenkernkeule, dieser kleine,Tod bringende Pilz, der auch in denheimischen Wäldern nicht selten ist,wurde jetzt von der Deutsche Gesellschaftfür Mykologie (DGfM) zum ›Pilzdes Jahres 2007‹ bestimmt.Die Puppenkernkeule zeigt die wichtigeRolle gerade kleiner Pilze in denÖkosystemen; in diesem Fall als natürlicherRegulierer der Schmetterlingspopulationen.Als Erreger einer Insektenkrankheitmit Todesfolge, der alsSpore zufällig seine Opfer findenmuss, entwickelt sich die Puppenkernkeulebesonders zahlreich, wenn dieInsektenpopulation besonders dichtist, also gerade wenn eine Schmetterlingsplageherrscht. Durch die Pilzkrankheitwird die Anzahl der Insektenschnell reduziert, es gibt wenigerWirte für den Pilz, der Pilz wird wenigerhäufig und die Überlebenschancender Insekten sind wieder günstiger. Soist für ein natürliches Gleichgewichtzwischen Insekten und Pilzen gesorgt.Hinweise auf medizinisch interessanteSicherheit und StadtNeue Arbeitsgruppe in der HumangeographieKooperation mit der Universität MainzFoto: PrivatFoto: DGfMInhaltsstoffe der Cordyceps-Arten liefernangeblich Yaks, die zottigen Rinderder Hochebenen Tibets, die zurBrunftzeit die Chinesische Kernkeule(Cordyceps sinensis) ausgraben, fressenund dadurch richtig heiß werden!Für den Menschen interessante Heilkräftedieser Pilze sind in chinesischenKräuterbüchern dokumentiert, die biszu 2.000 Jahre alt sind. Cordyceps-Artenwerden nicht nur als Aphrodisiakumempfohlen, sondern auch zurStärkung von Lunge, Nieren und Spermienproduktion,gegen Husten, Erkältungund Blutungen. Die beste Wirkungzeigen die mumifizierten Insektenlarvenmit ihren keulenförmigenPilz-Fruchtkörpern als heißer wässrigerExtrakt, also als Tee. Die ChinesischeKeule zählt übrigens zu den teuerstenPilzen weltweit, da sie nicht so häufigvorkommt; indes als Heilmittel geschätztwird.Pilze bilden mit geschätzten 1,5 MioArten ein eigenes Organismenreichzwischen Pflanzen und Tieren. Nichtnur aufgrund ihrer Artenzahlen, sondernauch ihrer Funktionen in denÖkosystemen wie Abbau von totemorganischem Material oder der Versorgungvon Pflanzen mit Wasser und Mineralienin unseren natürlichen Lebensräumen,sind Pilze für das ökologischeGleichgewicht enorm wichtig. Dabeiwerden sie in der Regel kaumwahrgenommen, da sie meist nur mikroskopischklein im Verborgenen arbeiten.Die im Herbst im Wald gesammeltenPilze sind übrigens nur dieoberirdischen Fruchtkörper von imBoden lebenden Pilzfäden.Die Deutsche Gesellschaft für Mykologiehat im Oktober übrigens nicht nurden Pilz des Jahres bestimmt, sondernauch Prof. Meike Piepenbring von derUniversität zu ihrer neuen Präsidentingewählt. Damit wird in Frankfurt dieSichtbarkeit der Pilzforscher nachhaltiggestärkt; beispielsweise im Rahmen desForschungsverbundes BioFrankfurt.URInformationen: www.dgfm-ev.deEnge Verbindung mitKatalonienUnterzeichnung eines Kooperationsvertrages/ Buchmesse 2007 wirft ihreSchatten voraus.Die Katalanistik an der UniversitätFrankfurt ist weiter gestärkt worden.Anfang Oktober unterzeichnetender katalanische KultusministerFerran Mascarell, der Direktor deskatalanischen Kulturinstituts RamonLlull, Emili Manzano, und PräsidentProf. Rudolf Steinberg einen weitreichendenKooperationsvertrag.Die Vereinbarung mit dem katalanischenKulturinstitut RamonLlull bringt der UniversitätFrankfurt im neuen akademischenJahr 71.000 Euro Drittmittel für katalanischeForschung und Lehre ein.Weiterhin wird aus diesen Mitteln dieelektronische Katalogisierung der BibliotecaCatalana in Frankfurt finanziert,der größten Bibliothek katalanischsprachigerBücher außerhalbKataloniens mit 40.000 Bänden, sowiedas Lektorat für das Katalanische ander Universität Frankfurt. Auch dasErstellen eines ›Who is who‹ der Katalanistikim deutschsprachigen Raumund die Erfassung katalanischer Übersetzerin Deutschland werden durchdie neue Kooperation unterstützt. DieserSchritt vertieft eine langjährige Beziehungdes Instituts Ramon Llull mitder Katalanistik in Frankfurt, das seit1993 das Lektorat finanziert. Jetztwird auch die Forschung, die Konsolidierungder katalanistischen Infrastrukturund die Komplettierung einerDatenbank katalanischer Präsenz imdeutschen Sprachraum unterstützt.Auf Basis der vertieften Zusammenarbeitsieht der Professor für Katalanistik,Tilbert Stegmann, die Möglichkeiteiner Stiftungsprofessur für die Zeitnach seinem Ausscheiden 2009 gegeben,finanziert vom Institut RamonLlull. Zu dem Vertrag sagte er: »DieserVertrag ist ein Meilenstein in der Geschichteder Katalanistik in Frankfurt.«Mit Blick auf die Buchmesse 2007, beider Katalonien Gastland sein wird, gewanndie Vertragsunterzeichnung amTag der Buchmesseneröffnung einebesondere Bedeutung. Die katalanischenLänder – Katalonien, das LandValència und die Balearen – werdensich nicht nur im Oktober 2007 inFrankfurt, sondern das ganze Jahrüber in ganz Deutschland präsentieren.Bereits Mitte Oktober <strong>2006</strong> wirdin Frankfurt ein katalanischesTouristikbüro gegründet.Die ForschungsstelleKatalanistik an derUniversität Frankfurtstellt in diesem Zusammenhangeinen wichtigenStützpunkt und Informationspartnerfür dieRepräsentanz Kataloniensim Jahr 2007 dar.Die Unterzeichnung wurdevon einem musikalischenund künstlerischen Abendprogrammim Casino des IG Hochhausesauf dem Campus Westend umrahmt.Die Uraufführung einer Auftragskompositionvon Prof. Gerhard Göbel alsHommage an den katalanischen CellistenPau Casals und eine Kunstausstellungder Pyrenäenbilder von Prof. TilNeu verwiesen dabei auf fruchtbarekatalanisch-deutsche Bezüge. Außerdemwurde das neue 1.000 seitige katalanisch-deutscheWörterbuch präsentiert.Der Präsident der Vereinigungdeutscher Katalanisten, Prof. JohannesKabatek von der Universität Tübingen,sprach im Namen der 33 deutschsprachigenUniversitäten, an denen zurZeit Katalanisch gelehrt wird, einGrußwort.URFoto: HofmannInformationen:www.katalanistik.uni-frankfurt.deANZEIGEOb es um ›Angsträume‹, ›Problemviertel‹,›No-go-areas‹ oder ›nationalbefreite Zonen‹ geht – Sicherheitund Unsicherheit in den Städtensind in den vergangen Jahren weltweitin den Fokus medialer und politischerAuseinandersetzungengerückt. Der Begriff ›Sicherheit‹nimmt in aktuellen Debatten eineSchlüsselstellung ein. Eine neue Arbeitsgruppeum Prof. Robert Pützsetzt sich nun am Institut für Humangeographiewissenschaftlichmit den vielfältigen Zusammenhängenvon Sicherheit und Stadt auseinander.Neue Sicherheitspolitiken, die vontechnischen Überwachungsmaßnahmenüber (städte-)baulicheVeränderungen bis zur Organisationvon verstärkter sozialer Kontrolle reichen,tragen dazu bei, dass die ›Intensivierungräumlicher und sozialer Kontrolle‹als eines der zentralen Themenzeitgenössischer Stadtforschung identifiziertwerden kann. Kennzeichnendfür die sicherheitsorientierte Stadtentwicklungist vor allem, dass sie sich aufeinzelne Raumausschnitte konzentriert,die als ›Problemzonen‹ definiertwerden und so zum Interventionsfeldverschiedenster Programme werden.Pütz und seine MitarbeiterInnen VerenaSchreiber, Nadine Marquardt undHenning Füller wollen vor allem diestrategische Funktion des LeitbegriffsSicherheit und daran gekoppelte Steuerungsregimeanalysieren. Die Arbeitensind eingebettet in eine intensive Kooperationmit der Arbeitsgruppe vonDr. Georg Glasze am GeographischenInstitut der Universität Mainz. Zwei gemeinsameForschungsprojekte, die vonder DFG und der Volkswagenstiftunggefördert werden, beschäftigen sich ininternationalen Vergleichen (Polen,USA, Frankreich, Deutschland) mit urbanenSicherheitspolitiken. Im Rahmendieser Projekte werden auch neueanalytische Konzepte diskutiert, um diesoziale Konstruktion von ›Wirklichkeit‹theoretisch zu fassen und für empirischeArbeiten methodisch umzusetzen.Ein vieldiskutierter Ansatz, der in verschiedenenProjekten Anwendung findet,ist die Diskursforschung. DiskursanalytischeZugänge bieten der Hu-Foto: Privatmangeographie enormes heuristischesPotenzial, denn in den Auseinandersetzungenum neue Sicherheitspolitikenwird verhandelt, wie die Stadträumeder Zukunft aussehen sollen. Damitwerden grundlegende Ordnungskonzeptefür Raum und Gesellschaft geschaffen.Neben eher grundlagenorientiertenForschungen führt die Arbeitsgruppeeiner Vergleichsstudie zur kommunalerKriminalprävention inDeutschland und mit Sicherheitsumfragen,etwa in Mainz, auch stärker anwendungsbezogeneArbeiten mit einemFokus auf die Rhein-Main-Regiondurch.Im kommenden Wintersemester bietendie beiden Institute ein gemeinsamesKolloquium zum Thema ›Stadt und Sicherheit‹an.Zwei der vier Vorträge finden am Institutfür Humangeographie der UniversitätFrankfurt statt. Am 21. Novemberreferiert Dr. Thomas Kunz (ISS, Frankfurt)über Möglichkeiten diskursanalytischerZugänge zur Politik der InnerenSicherheit. Eine architektursoziologischePerspektive auf Sicherheitstechnik,Architektur und Stadtplanungstellt Dr. Michael Zinganel (TU Graz)am 28. November vor. Die Vorträge findenjeweils 16 Uhr, Raum 302, CampusBockenheim, Robert-Mayer-Straße6-8, 60325 Frankfurt, statt. URInformationen:www.humangeographie.de/puetz;www.stadtundsicherheit.de