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BEcEIdE | rondA | sIErrA nEvAdA | BArBArY shEEp AndErE rEIsEn

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Fachartikel<br />

Festschrift FUST: Bei einem Trakt von 100 m² können erst nach einem<br />

Beobachtungszeitraum von mindestens fünf Jahren verwertbare Aussagen<br />

über die Verbisssituation gemacht werden.<br />

erhebt das Verbissprozent, stellt aufgrund<br />

dieser Momentaufnahme eine Waldverwüstung<br />

gemäß § 16 FG fest, belegt mit einer<br />

einzigen Traktaufnahme die gesamte Waldfläche<br />

eines Jagdreviers mit Bann und fordert<br />

eine Abschusserhöhung um 50 %! Der<br />

prozentuale Verbiss einer Momentaufnahme<br />

hat jedoch keinerlei Aussagekraft über<br />

das tatsächliche Verjüngungspotenzial und<br />

ein einziger Trakt hat schon gar nicht eine<br />

Aussagekraft über den Verjüngungszustand<br />

auf 550 ha Wald, der kann nämlich auf 98 %<br />

der Fläche so vorbildlich sein, dass man<br />

mit einem Staatspreis für naturnahe Waldbewirtschaftung<br />

ausgezeichnet wird. 90 %<br />

Verbiss kann auf den ersten Blick eine Horrorzahl<br />

sein und hat sich konkret bei dem<br />

gerade beschriebenen Jagdrevier ergeben:<br />

Am 50 m² Trakt in einer Naturverjüngung<br />

waren von 118 Pflanzen 106 Pflanzen verbissen.<br />

Die 118 Pflanzen des Traktes bedeuten<br />

jedoch auf einen Hektar hochgerechnet<br />

23.600 Bäume! Da harrt noch ein aufwendiger<br />

pflegerischer Weg bis die ertragsmäßig<br />

optimale Stammzahl von 400 Bäumen<br />

pro ha erreicht ist. Derselbe Pflegeaufwand<br />

gilt für die 12 unverbissenen Pflanzen, die<br />

pro ha hochgerechnet 2.400 Bäume ergeben.<br />

Nicht das Verbissprozent, sondern die<br />

Anzahl der unverbissenen Pflanzen über<br />

einen längeren Beobachtungszeitraum erhoben,<br />

ist für die Zukunft des Waldes entscheidend,<br />

aber das wird in den Gutachten<br />

verschwiegen. Rechnerisch genügen bei<br />

einem Trakt von 100 m² vier unverbissene<br />

Pflanzen, um einen Endbestand von 400<br />

Bäumen pro ha sicherzustellen. Bei den<br />

vom Forstdienst verwendeten Trakten von<br />

50 m² reichen zwei! Ist eine der zwei unverbissenen<br />

Pflanzen eine Tanne, ergibt sich im<br />

Endbestand ein 50 %iger Tannenanteil und<br />

das wünscht sich kein Waldbesitzer, wenn er<br />

an den Holzerlös denkt. In der Spruchpraxis<br />

des Verwaltungsgerichtshofes wird immer<br />

wieder die Verhältnismäßigkeit einer Maßnahme<br />

einer strengen Überprüfung unterzogen.<br />

Es ist zu bezweifeln, dass eine einzige<br />

Momentaufnahme eines Traktes von 50<br />

m² ausreicht, um die Verjüngungssituation<br />

und das Verjüngungspotenzial auf 550 ha<br />

Wald schlüssig und damit nachvollziehbar<br />

darstellen zu können. Es sei noch auf einen<br />

wesentlichen Umstand bei den Traktverfahren<br />

hingewiesen: Beim Forschungsprojekt<br />

FUST wurde eine Traktgröße von 100<br />

m² (50x2 m) als kleinste Größe für eine<br />

objektive Erfassung der Verbisssituation ermittelt,<br />

der Forstdienst hat die Traktgröße<br />

ohne weitere belegbare Studien auf 50 m²<br />

reduziert. Es gilt jedoch, dass je kleiner man<br />

die Erhebungsfläche wählt, zwar die Aufnahmekosten<br />

vermindert werden, jedoch<br />

allein wegen der Kleinheit der Fläche einer<br />

subjektiven Darstellung eines gewünschten<br />

Ergebnisses Tür und Tor geöffnet wird. Eine<br />

Zielvorstellung über die Baumartenzusammensetzung<br />

im Altholz ist bei 50 m² realistisch<br />

nicht darstellbar, weil eine Pflanze auf<br />

einen Hektar hochgerechnet 200 Bäume ergibt,<br />

was einen 50 % Anteil bedeutet.<br />

Auch die Bundesversuchsanstalt untersucht<br />

beim Österreichischen Wildeinflussmonitoring<br />

auf einer Probefläche von 100<br />

m² die Beeinträchtigung der Verjüngung<br />

durch das Wild. Bei der Analyse des Wildeinflusses<br />

stehen nicht die durch Wildeinfluss<br />

beeinträchtigten Pflanzen, sondern die<br />

unbeeinträchtigten Pflanzen als Spiegelbild<br />

des tatsächlichen Verjüngungspotenzials<br />

im Mittelpunkt der Betrachtung. Nicht das<br />

Verbissprozent, sondern die Anzahl der unverbissenen<br />

Pflanzen über einen längeren<br />

Beobachtungszeitraum erhoben, ist für<br />

die Zukunft des Waldes entscheidend, das<br />

tatsächliche Verbissprozent bleibt berücksichtigt.<br />

Man konstatiert nie einen Schaden,<br />

sondern publiziert mit Abschluss der<br />

zweiten Erhebungsperiode nach 2-3 Jahren<br />

Trend-Ergebnisse bezüglich des Schalenwildeinflusses<br />

mit dem ausdrücklichen Hinweis,<br />

dass diese Trend-Ergebnisse für eine<br />

Wildschadensbeurteilung ungeeignet sind.<br />

Hausaufgaben<br />

Der hohe Zeitaufwand, den der Forstdienst<br />

in die Wildfrage investiert, erweckt<br />

den Eindruck, dass die Forstwirtschaft ihre<br />

Hausaufgaben längst erledigt hat. Bezirksförster<br />

und Waldaufseher beschweren sich<br />

jedoch längst ganz offen, und nicht mehr<br />

mit vorgehaltener Hand, dass sich jede<br />

Dienstbesprechung nur noch mit der Wildfrage<br />

beschäftigt. Die nachfolgenden Außenaufnahmen<br />

sind äußerst zeitaufwendig<br />

und es ist frustrierend, wenn Waldbesitzer<br />

einen festgestellten Wildschaden nicht einfordern<br />

oder gar, wie es unlängst im Unterland<br />

passiert ist, einen Preisnachlass von<br />

60 % anbieten. Die Frage der Hausaufgaben<br />

ist leicht zu beantworten, man braucht sich<br />

nur einen Waldwirtschaftsplan, der in der<br />

8 Foto: FUST, Messner<br />

Jagd in Tirol 04/2010

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