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innere medizin<br />

Sabrina Mohrs<br />

Sabrina Mohrs hat an der Justus-Liebig<br />

Universität in Giessen studiert und arbeitet<br />

seit April 2011 an der Klinik für Kleintiere,<br />

Innere Medizin in Giessen als Doktorandin.<br />

Ihre Dissertation befasst sich mit der Untersuchung<br />

von Entzündungsparametern bei<br />

hyperthyreoten Katzen nach einer Radiojodtherapie.<br />

Vorkommen und Symptome<br />

Die Hyperthyreose ist eine multisystemische<br />

Erkrankung, die durch eine gesteigerte<br />

Produktion von Schilddrüsenhormonen<br />

gekennzeichnet ist. Das Alter der betroffenen<br />

Tiere liegt zwischen vier und 22 Jahren;<br />

erkrankte Katzen sind jedoch selten<br />

unter acht Jahre alt. Die Symptome sind<br />

sehr vielseitig, am häufigsten tritt Gewichtsverlust<br />

trotz eines gleich bleibenden, oft<br />

sogar gesteigerten Appetits auf. Zusätzlich<br />

werden vor allem Verhaltensänderungen<br />

wie erhöhte Stressanfälligkeit, Hyperaktivität<br />

und Aggressivität gesehen. Ursächlich wird<br />

vermutet, dass hohe Konzentrationen der<br />

Schilddrüsenhormone direkten Einfluss auf<br />

das adrenerge System haben. Zur Linderung<br />

der Symptomatik kann daher der adrenerge<br />

Antagonist Atenolol herangezogen<br />

werden. Weiterhin berichten Besitzer häufig<br />

von gastrointestinalen Symptomen wie<br />

Diarrhoe oder Vomitus. In einigen Fällen<br />

treten zudem vermehrter Haarausfall und<br />

ein stumpfes Haarkleid auf. Hecheln oder<br />

Dyspnoe kann in den meisten Fällen auf<br />

eine zu Grunde liegende Herzerkrankung<br />

sowie eine Schwäche der Atemmuskulatur<br />

zurückgeführt werden.<br />

In der klinischen Untersuchung ist eine<br />

palpable Schilddrüse bei ca. 96 % der Katzen<br />

feststellbar. Diese ist jedoch nicht patho-<br />

Reto Neiger ist Fachtierarzt für Innere<br />

Medizin der Klein- und Heimtiere, PhD, Dipl.<br />

ACVIM, Dipl. ECVIM-CA. Seit 2003 ist er in<br />

Gießen und dort Inhaber der Professur „Innere<br />

Medizin“ sowie Leiter der Inneren Medizin der<br />

Klinik für Kleintiere. Seine Forschungsschwerpunkte<br />

sind Endo krinologie und Gastroenterologie.<br />

gnomisch, da auch bei über 50 % der<br />

älteren euthyreoten Katzen eine <strong>zum</strong>eist<br />

kleinere, aber palpable Schilddrüse detektiert<br />

werden kann, sodass der Palpationsbefund<br />

als alleiniges Diagnostikum nicht<br />

aussagekräftig ist. Herzgeräusche und Galopprhythmus<br />

sind weitere häufige Befunde<br />

bei hyperthyreoten Katzen.<br />

Labordiagnostik<br />

Labordiagnostisch ist bei 39 % der Katzen<br />

eine Erythrozytose nachweisbar, das Differenzialblutbild<br />

zeigt entweder ein typisches<br />

Stressleukogramm oder eine Eosinophilie<br />

mit oder ohne Lymphozytose. Eine Erhöhung<br />

der Serumkonzentrationen der Alaninaminotransferase<br />

(85 %), alkalische Phosphatase<br />

(62 %) oder <strong>zum</strong>indest eines dieser<br />

Enzyme (>90 %) ist der häufigste Befund im<br />

Chemieprofil.<br />

Als labordiagnostische Methoden stehen<br />

zwar die Bestimmung der Serumkonzentrationen<br />

von Gesamtthyroxin, freiem<br />

Thyroxin und endogenem TSH, der T3-<br />

Suppressionstest sowie TSH- und TRH-<br />

Stimulationstests zur Verfügung. Aufgrund<br />

ihrer einfachen Anwendbarkeit sowie der<br />

hohen Sensitivität (90,0 %) und Spezifität<br />

von beinahe 100 % gilt die Bestimmung des<br />

Gesamtthyroxins als Methode der Wahl.<br />

Genauere Informationen im Hinblick auf<br />

das Vorhandensein ektopen Schilddrüsengewebes<br />

kann nur mittels Schilddrüsenszintigrafie,<br />

der Goldstandardmethode aller<br />

Diagnostika, gewonnen werden. Andere<br />

bildgebende Verfahren wie Ultraschall, CT<br />

oder MRT spielen keine Rolle.<br />

Medikamentelle Therapie<br />

Die für Katzen zugelassenen Medikamente<br />

Thiamazol (Synonym: Methimazol) oder<br />

Carbimazol (Prodrug von Thiamazol) stehen<br />

als lebenslange orale Dauertherapie<br />

zur Verfügung. Diese Medikamente blockieren<br />

die Schilddrüsenhormonsynthese,<br />

nicht jedoch die Freisetzung der Schilddrüsenhormone<br />

oder das Wachstum der<br />

Schilddrüse. Die Erfolgsrate unter medikamenteller<br />

Therapie liegt bei 85 – 90 % innerhalb<br />

von vier Wochen. Die mittlere Überlebenszeit<br />

wird mit zwei Jahren (1 – 3,9)<br />

angegeben. Nebenwirkungen sind vor<br />

allem Anorexie, Durchfall oder Erbrechen<br />

(10 %). In 3 – 9 % treten zudem Neutropenien<br />

oder Thrombopenien auf. Neben der<br />

oralen Applikationsform stehen nach Umwidmung<br />

zudem transdermal sowie subkutan<br />

zu applizierende Formulierungen<br />

zur Verfügung. Diese Formulierungen sind<br />

in Deutschland nicht zugelassen und dürfen<br />

nur nach Umwidmung bei fehlender<br />

Wirksamkeit der oralen Medikation eingesetzt<br />

werden.<br />

Chirurgische Behandlung<br />

Bei der chirurgischen Behandlung unterscheidet<br />

man die Hemithyreoidektomie<br />

von der vollständigen Resektion beider<br />

Schilddrüsenanteile. In 70 – 91 % der Fälle<br />

sind beide Schilddrüsenlappen verändert,<br />

was bei einer bilateralen Resektion mit klinischen<br />

Symptomen einer Hypothyreose<br />

eine lebenslange Substitution von Schilddrüsenhormonen<br />

zur Folge hat. Als postoperative<br />

Komplikationen treten außerdem<br />

das Horner-Syndrom, Larynxparalysen,<br />

Stimmveränderungen und Hypokalzämie<br />

durch Schädigung der Nebenschilddrüse<br />

auf. Die erhöhte Stoffwechsellage und das<br />

gehäufte Auftreten sekundärer kardialer<br />

Erkrankungen muss bei der Wahl der geeigneten<br />

Narkose bedacht werden.<br />

Radiojodtherapie<br />

Die Therapie der Wahl ist die Radiojodtherapie<br />

mit radioaktivem Jod-131. Dieses<br />

wird von überaktiven Schilddrüsenzellen<br />

10 <strong>hundkatzepferd</strong> 05|12

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