Mitteilungen Nr. 72 Dezember 2005 - Stiftung Rüttihubelbad

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22 Sozialtherapeutische Gemeinschaft Rüttihubelbad Die Wohngemeinschaft (WG) Sans Souci, ein kurzes Portrait Ute Jakobi Heute hat die Zugehörigkeit der WG Sans Souci zur Sozialtherapeutischen Gemeinschaft einen anderen räumlichen als auch inhaltlichen Radius, als zu Beginn der sozialtherapeutischen Arbeit im Rüttihubelbad. Denn noch bevor die sozialtherapeutische Arbeit, sowohl im Quellenhaus als auch im Gärtnerhaus ihren Anfang nehmen konnte, wurde, nachdem man am 23. September 1992 die Betriebsbewilligung bekommen hatte, in den Räumen der jetzigen WG Sans Souci in einer mehr pionierhaften Ausgangssituation die erste betreute Wohngruppe für fünf Bewohner eingerichtet. So musste z.B. der Zugang zur Wohnung erst geschaffen werden, da um das Gebäude herum noch Baugrube war. Trotz aller Hindernisse hatte sich jedoch ein Team von Betreuer/innen und ersten Bewohner/innen bereit gefunden, die Idee der Sozialtherapeutischen Gemeinschaft umzusetzen. Selbst dem Umstand zum Trotz, dass es völlig offen war, ob ihre Arbeit im Rüttihubelbad wegen der allgemeinen desolaten Situation eine Zukunft haben würde. Dass es bezugsfähige Räume gab, hatte dazu geführt, dass man die Arbeit aufgenommen hat und sich in den Räumen der WG Sans Souci eine Kerngruppe bilden konnte, die wesentlich dazu beigetragen hat, die Sozialtherapeutische Gemeinschaft im Rüttihubelbad zu institutionalisieren. Nach der Inbetriebnahme erst des Wohnheimes Quellenhaus und später des Wohnheimes Gärtnerhaus hat sich zumindest die räumliche Situation der WG Sans Souci vom Zentrum an die Peripherie verschoben. Von den beiden Wohnheimen überragt ist die angemietete WG-Wohnung Teil des südlich vom Gärtnerhaus gelegenen Gebäudekomplexes, in dem weitere Privatwohnungen und andere Räumlichkeiten untergebracht sind. Damit ist die WG Sans Souci zwar weiterhin auf dem Gelände des Rüttihubelbads gelegen und zugehörig zur Sozialtherapeutischen Gemeinschaft, räumlich jedoch weder in das Quellenhaus noch das Gärtnerhaus integriert. Die Wohnform, die damit entstanden ist, bietet einerseits die Nähe und Zugehörigkeit zur Sozialtherapeutischen Gemeinschaft. Andererseits kann der Radius im Abstand zur Sozialtherapeutischen Gemeinschaft bewusst vergrössert werden. Dieser Wohnsituation entsprechend hat sich der Fokus der sozialtherapeutischen Arbeit auf die Bedürfnisse nach Autonomie bei den Bewohner/innen gerichtet. Momentan leben vier Bewohnerinnen in den Räumen der WG Sans Souci. Das Betreuungsangebot ist nicht wie in den Wohnheimen rund um die Uhr gegeben, sondern nur zu bestimmten Zeiten. Die Bewohnerinnen haben im Umgang mit sich und ihren Mitbewohner/ innen ein hohes Mass an Freiraum. Ziel der Betreuung ist, die Möglichkeiten der Selbständigkeit der Bewohnerinnen angemessen zu begleiten. Strukturell ist die WG Sans Souci nun seit gut zwei Jahren dem Gärtnerhaus angegliedert worden. Das Team von Mitarbeitern, das sich zu diesem Zeitpunkt zusammen gefunden hatte, bildete sich aus Mitarbeitern des Quellenhauses als auch des Gärtnerhauses, war also interdisziplinär zusammengesetzt. In dieser Mitarbeiterkonstellation wurde das Konzept für die WG Sans Souci neu überarbeitet. Wesentlicher Inhalt des nun bestehenden Konzeptes ist, dass nun sowohl Menschen mit geistiger Behinderung als auch Menschen mit psychischer Behinderung in der WG zusammen leben können. Für die Bewohner bedeutet dies, dass sie gefordert sind, das Potenzial an Fähigkeiten zu geben, das ihnen im sozialen Umgang miteinander zur Verfügung steht. Soweit, dass die Einschränkungen des Einzelnen innerhalb der Gruppe ausgeglichen werden können und im Alltag eine gewisse Unabhängigkeit von Betreuung entsteht. Für mich ist die Arbeit in der WG Sans Souci eine spannende und faszinierende Herausforderung. So ist z.B. die Beziehungsarbeit zu den einzelnen Bewohnerinnen ein wichtiger Teil meiner Arbeit und bietet durch die Verschiedenartigkeit der Einzelnen bereits ein breites Spektrum an Inhalten. Als erfrischend erlebe ich, dass wir innerhalb der Sozialtherapeutischen Gemeinschaft ressortübergreifend zusammen arbeiten und sich am Beispiel der WG Sans Souci gezeigt hat, dass Strukturen nicht in ihrer bestehenden Form verharren müssen, sondern Veränderungen möglich sind. ■
Die Welt des Zirkus Wunderplunder Christoph Schmutz Wer hat nicht schon einmal einen Zirkus besucht? Dieser Faszination kann wohl fast niemand widerstehen. Kaum tritt man in das Zelt hinein, fühlt man sich wie verzaubert und kann den Beginn der Vorstellung fast nicht erwarten. Da taucht man dann in ein echtes Wechselbad der Gefühle ein, hält den Atem an beim Anblick der Trapezkünstler, die durch das Zelt zu fliegen scheinen, hat gewaltigen Respekt vor den Raubtieren, oder lacht sich krumm über die Scherze der Clowns. Bestimmt hat der eine oder andere während dem Schauen schon davon geträumt, einmal selber beim Zirkus dabei zu sein, wenigstens für kurze Zeit. Für uns Menschen der Sozialtherapeutischen Gemeinschaft Rüttihubelbad erfüllte sich so ein Traum. Vom 5. bis 9 September 2005 gestalteten wir zusammen mit dem Zirkus Wunderplunder aus Burgdorf unsere eigene Zirkusvorstellung. Beim Metzgerhüsi wurde das blau-gelbe Zelt aufgestellt. Hier und in den Räumen des Rüttihubelbades studierten wir dann mit Hingabe und Begeisterung verschiedene Nummern ein. Wir verwandelten uns in Feuerkünstler, Wasserwesen, Schlafakrobaten, Clowns und vieles mehr. Mit dem Wunderplunder-Team erlebten wir einmalige Stunden des Zusammenseins, verstanden uns wie eine grosse Familie und lebten nur noch für den Zirkus. Die Zeit eilte leider viel zu schnell davon, mit jedem Tag wuchs unsere Spannung und Stimmung auf das, was bald kommen würde. Am Mittwochabend erfreuten wir uns am Märchen „Der Zauberer von Oz”, fabelhaft gespielt vom Wunderplunder-Team. Auf einmal war der grosse Tag da, am Freitag zeigten wir unsere Vorstellung zweimal dem Publikum, am Nachmittag und Abend. Geduldig warteten wir vor dem Zelt unseren Auftritt ab, von Zeit zu Zeit beglückwünschten wir eine Gruppe, die erfolgreich aus dem Zelt zurückkehrte. Die ganze Vorstellung wurde übrigens begleitet von einer besonders talentierten Imitatorin von Kliby und Caroline. Der Tag wurde ein voller Erfolg, alle Zuschauer waren begeistert. Für uns ging eine eindrückliche Lagerwoche zu Ende, die jedem in Erinnerung bleiben wird. Wenn wir das nächste Mal einen Zirkus besuchen, sehen wir uns die Vorstellung sicher mit anderen Augen an. ■ 23
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