100 - Zeidner Nachbarschaft
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Geburtstag vor 400 Jahren:<br />
Petrus Mederus – ein <strong>Zeidner</strong> Bauernsohn<br />
wird Kronstädter Stadtpfarrer<br />
Vielen <strong>Zeidner</strong>n unbekannt, gilt Petrus Mederus als<br />
einer der größten Söhne Zeidens. Mit besonderen<br />
geistigen Gaben und Fähigkeiten ausgestattet, hat<br />
Mederus sich im 17. Jahrhundert über die Grenzen<br />
seines Heimatortes hinaus Ansehen erworben und<br />
„sich einen Namen gemacht“.<br />
2006 jährt sich der 400. Geburtstag dieses Mannes,<br />
der sowohl als Lyriker in die siebenbürgischsächsische<br />
Literaturgeschichte, als auch als Stadtpfarrer<br />
von Kronstadt in die Kirchengeschichte des<br />
Burzenlandes und Siebenbürgens eingegangen ist.<br />
Petrus Mederus kam als Sohn armer Bauersleute<br />
im Jahr 1606 in Zeiden zur Welt. Beseelt von ungeheurer<br />
Lernbegierde, besuchte er in jungen Jahren<br />
als „medicant“ (Armenschüler) die große Schule<br />
des Honterus in Kronstadt, wo er als „Schütz“ älteren<br />
Studenten allerlei kleinere Dienstleistungen<br />
(z.B. Bettenmachen, Kammerkehren, Wasserbringen,<br />
Stiefelputzen) besorgte. Als gefällige Gegenleistung<br />
durfte Peter Med – das war damals (wahrscheinlich)<br />
sein <strong>Zeidner</strong> Name – die Schlafstätte<br />
seines Studenten (dominus) mitbenützen, die<br />
Überbleibsel seiner Speisen essen, den Unterricht<br />
unentgeltlich besuchen und von wohlhabenden Studenten,<br />
die ihm gut gesonnen waren, besonderen<br />
Unterricht in lateinischer Sprache erwarten und in<br />
Anspruch nehmen.<br />
Durch seinen unbändigen Fleiß und seine Begabung<br />
hatte sich Peter Med an der Lateinschule in<br />
Kronstadt so viele großmütige Gönner erworben,<br />
dass er mit ihrer Hilfe ein Auslandsstudium ins Auge<br />
fassen konnte. Sein „unbezwingbarer Drang“ zu<br />
studieren ging somit in Erfüllung.<br />
Peter Med verließ seine Heimat und kam über<br />
Thorn und Danzig (teilweise legte er weite Strecken<br />
zu Fuß zurück) an die Universität in Rostock<br />
an der Ostsee. Unterwegs hielt er sich eine Zeit<br />
lang immer dort auf, wo er Schulen antraf – indem<br />
er die Freundlichkeit der dort lebenden Menschen<br />
in Anspruch nahm oder sich durch Dienstleistungen<br />
weiteres Reisegeld verdiente.<br />
Im Alter von 29 Jahren ließ sich Peter Med 1635<br />
an der Universität in Rostock immatrikulieren. Hier<br />
betrieb er eifrig theologische und philosophische<br />
Studien und widmete sich mit einer besonderen<br />
Hingabe der Dichtkunst. Anfangs lebte er in Rostock<br />
in dürftigen, ja kümmerlichen Verhältnissen.<br />
Der glückliche Zufall führte ihn in das Haus eines<br />
reichen Müllers, der ihn als Lehrer seiner beiden<br />
Söhne beschäftigte. Eine weitere Anstellung bei<br />
einem benachbarten, reichen Edelmann folgte.<br />
Unter sehr vorteilhaften Bedingungen nahm Mederus<br />
diese Stellung als Erzieher an und sicherte sich<br />
damit die notwendigen Geldmittel für die Fortführung<br />
seines Auslandstudiums.<br />
Mit Fleiß und Eifer widmete er sich weiter den<br />
Wissenschaften und errang 1637 in Rostock den<br />
Magistergrad der Weltweisheit (heute würde man<br />
Dr. phil. sagen).<br />
Bereits ein Jahr später – seine Gedichte in<br />
lateinischer Sprache fanden zwischenzeitlich Verbreitung<br />
– verlieh ihm der Pfalzgraf Hadrian von<br />
Mynsicht eine Ehrenauszeichnung und würdigte seine<br />
Leistung als Dichter am 25. April 1638 mit dem<br />
kaiserlichen Dichterkranz.<br />
Eine glänzende Stellung, die man ihm in Rostock<br />
anbot, schlug er aus. Nach erfolgreich abgeschlossener<br />
Studienzeit zog es ihn heim ins Vaterland und<br />
zu seiner greisen Mutter.<br />
Als gekrönter Dichter kehrte Petrus Mederus –<br />
so nannte er sich jetzt – 1638 nach siebenjähriger<br />
Abwesenheit in die Heimat zurück, wo er, nach<br />
kurzer Verweildauer im elterlichen Haus in Zeiden,<br />
zunächst als „Lektor“(Lehrer) und zwei Jahre<br />
später als Rektor des Kronstädter Honterus-Gymnasiums<br />
wirkte. Im Verzeichnis der „rectores“ des<br />
Honterus-Gymnasiums steht heute noch zu lesen<br />
„1640-1644 Peterus Mederus, Czeidinensis, Magister<br />
phillosophiae et poeta laureatus“.<br />
personen und persönlichkeiten<br />
Stadtpfarrer Petrus Mederus<br />
mit seiner zweiten Frau Margaretha<br />
geb. Forgatsch, die er<br />
am 26. Oktober 1556 ehelichte.<br />
Sie brachte zwei Stiefsöhne und<br />
eine Tochter mit in die Ehe.Ausschnitt<br />
aus einem Ölgemälde,<br />
das sich im Kapitelzimmer der<br />
Honterusgemeinde in Kronstadt<br />
befi ndet. Das Foto schickte uns<br />
Thomas Şindilariu, der zur Zeit<br />
das <strong>Zeidner</strong> Kirchenarchiv katalogisiert.<br />
zeidner gruß 2006 nr. <strong>100</strong> 45