Pauschal krank? - St. Vincenz Krankenhaus Limburg
Pauschal krank? - St. Vincenz Krankenhaus Limburg
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ehrliche <strong>St</strong>rukturen:<br />
im <strong>Krankenhaus</strong><br />
ganz gleich in welcher Abteilung er liegt. Zusätzlich wird dieser<br />
Basiswert in einem hochdifferenzierten Bewertungssystem mit<br />
dem individuellen Schweregrad der Er<strong>krank</strong>ung multipliziert.<br />
Deshalb läßt sich ein Tag in Frauenklinik oder Innerer Medizin<br />
in 2004 nicht einfach pauschal mit einem Tag aus 2005 in derselben<br />
Abteilung vergleichen. Heute kostet beispielsweise<br />
die Behandlung eines Patienten wegen Bluthochdrucks die<br />
Krankenkassen bei Patienten ohne schweren Nebener<strong>krank</strong>ungen:<br />
1.408,- €uro bei Patienten mit schweren Nebener<strong>krank</strong>ungen:<br />
1.995,- €uro<br />
Die Behandlung eines Patienten wegen Schlaganfall kostet<br />
die Krankenkassen 3.547,- €uro<br />
Die Behandlung eines Patienten wegen virusverursachter<br />
Hirnhautentzündung kostet die Krankenkassen 2533,- €uro<br />
Eine komplexe Wirbelsäulen-Operation kostet die Kassen<br />
bei Patienten ohne schwere Nebener<strong>krank</strong>ungen 10.565,- €uro.<br />
vorgehalten werden, wenn diese<br />
über ein entsprechendes Behandlungsaufkommenfinanzierbar<br />
werden. Solch ökonomische<br />
Gesichtspunkte werden<br />
Entscheidungen zunehmend<br />
mitbeeinflußen.<br />
Sie stehen also trotz mancher<br />
Kinder<strong>krank</strong>heiten auch als<br />
Arzt durchaus hinter dem<br />
System?<br />
<strong>St</strong>ark vereinfacht gesagt hatten<br />
wir ja früher auch ein <strong>Pauschal</strong>system.<br />
Es gab für jeden<br />
Behandlungstag je nach Fachabteilung<br />
pauschal einen bestimmten<br />
Betrag - in der Regel<br />
unabhängig davon, welche Leistungen<br />
der Patient erhalten<br />
hatte. Da wurde zunächst allein<br />
über die Tage gesteuert, jetzt<br />
wird es deutlich patientenbezogener,<br />
nämlich über die Er<strong>krank</strong>ungen<br />
und Leistungen<br />
berechnet. In diesem Sinne ist<br />
das neue System ehrlicher. Es<br />
geht um transparenterer, wahrhaftigerer<br />
<strong>St</strong>rukturen, um Aufrichtigkeit:<br />
Gleiches Geld für<br />
gleiche Leistung.<br />
Man darf also hoffen, dass es<br />
sich bei entsprechender Ausdifferenzierung<br />
tatsächlich zu<br />
einem gerechten System entwickeln<br />
kann?<br />
Jedenfalls wird ein eher planwirtschaftlicher<strong>St</strong>euerungsprozeß<br />
durch ein deutlich wettbewerbsorientierteres<br />
System abgelöst.<br />
Wenn die Rahmenbedingungen<br />
stimmen, können<br />
Wirtschaftlichkeit und Qualität<br />
weiter gesteigert werden. Mit<br />
dieser Zielsetzung ist dieses<br />
System wesentlich besser geeignet<br />
und effizienter als die<br />
früheren Tagessätze.<br />
Was darf sich der medizinische<br />
Laie denn ganz konkret<br />
unter Med.Controlling vorstellen?<br />
Med.Controlling sieht in jedem<br />
Haus anders aus, die Aufgabenschwerpunkte<br />
verschieben<br />
sich auch im hausindividuellen<br />
Verlauf der DRG-Einführung.<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> uns <strong>St</strong>. Anna rechnen<br />
die DRG-Fallpauschalen<br />
seit 1. Dezember 2004 im<br />
Echtbetrieb ab. Voraussetzung<br />
dafür ist die korrekte EDV-Erfassung<br />
von Diagnosen und<br />
medizinischen Massnahmen<br />
nach verschiedenen Schlüsselsystemen<br />
(Kodierung). Aus<br />
diesen Daten wird über ein<br />
entsprechendes Computerprogramm<br />
(Grouper) dann die<br />
DRG-Fallpauschale berechnet.<br />
Eine wichtige Aufgabe ist daher,<br />
mit den behandelnden<br />
Ärzten sichere, effiziente Arbeitsabläufe<br />
zur Erfassung der<br />
nötigen Abrechnungsdaten zu<br />
definieren und deren Umsetzung<br />
zu begleiten. Wird im<br />
hektischen Klinikalltag die Kodierung<br />
bestimmter Nebener<strong>krank</strong>ungen<br />
oder Massnahmen<br />
vergessen, so bedeutet dies unter<br />
Umständen, dass durch den<br />
Grouper nicht die richtige, die<br />
leistungsgerechte Fallpauschale<br />
ermittelt und den Krankenkassen<br />
eine zu niedrige Rechnung<br />
ausgestellt wird.<br />
In zunehmendem Umfang prüfen<br />
die Krankenkassen, ob<br />
nicht auch der umgekehrte<br />
Fall, nämlich durch fehlerbehaftete<br />
Kodierung eine zu hohe<br />
Rechnung ausgestellt wurde.<br />
Entsprechende Anfragen müssen<br />
bearbeitet und geklärt werden.<br />
Weitere wichtige Aufgaben liegen<br />
in der Bereitstellung von<br />
Analysen der DRG-Daten für<br />
Geschäftsführung und Chefärzte.<br />
Hier wird die betriebswirtschaftliche<br />
Abteilung durch das<br />
Medizincontrolling unterstützt.<br />
Sind Sie also der „Erlös-Manager“<br />
der <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft?<br />
Hm, mit diesem Begriff kann<br />
ich nicht allzuviel anfangen.<br />
Meiner Auffassung nach kann<br />
es hier nicht nur einen Erlös-<br />
Manager geben alle Abteilungen<br />
müssen solche Managementaufgaben<br />
übernehmen. In<br />
jeder Abteilung muß jeder an<br />
seinem Platz dafür arbeiten,<br />
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