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Coverstory - Sonnenzeitung

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KOmmENTarE<br />

12<br />

Vom „arabischen Frühling“<br />

in den europäischen Winter?<br />

Hans Kronberger<br />

Energieexperte<br />

und Journalist<br />

© Fotostudio Peter Kubelka<br />

Die Welt braucht unbedingt<br />

Schurken. Und die sind leicht<br />

zu finden und werden seit jeher<br />

nach Bedarf instrumentalisiert.<br />

So war etwa Saddam Hussein<br />

jahrelang ein „Freund des<br />

Westens“ und durfte als solcher<br />

im Norden des Irak massenhaft<br />

Kurden mit Giftgas töten. Die<br />

dafür erforderlichen Utensilien<br />

wurden ihm bereitwillig geliefert.<br />

Als Freund des Westens<br />

durfte er den Iran angreifen und in einen blutigen achtjährigen<br />

Krieg verwickeln. Auch die Taliban und Mullah<br />

Omar, ja sogar Osama bin Laden wurden vom sogenannten<br />

Westen finanziert und aufgebaut. Bei Muammar al<br />

Gaddafi standen die Staatschefs von Toni Blair bis Silvio<br />

Berlusconi sowieso Schlange. Alles schon vergessen?<br />

Der „Arabische Frühling“ von Tunesien über Ägypten<br />

und Libyen bis zum Jemen gilt schon jetzt als größte<br />

Aufbruchsbewegung des 21. Jahrhunderts, auch wenn er<br />

in Libyen zum Krieg ausartete, der in erster Linie von der<br />

NATO geführt wurde, und in Ägypten lediglich ein paar<br />

ersetzbare Köpfe wechselten. Es ist auch höchst voreilig in<br />

Jubel auszubrechen, wenn man bedenkt, dass die „Friedensbringer“<br />

im Irak und in Afghanistan vor verwüsteten<br />

Baustellen stehen. Momentan scheinen im „Bereinigungsprozess“<br />

auch noch Syrien und der Iran opportun zu sein,<br />

wohingegen Saudi Arabien ungestraft in Bahrain einmarschieren<br />

darf, ohne dass die NATO-Bomber aufsteigen.<br />

Bürgerkriege in den ölreichen Gebieten gefährden die<br />

noch vorherrschende fossile Versorgungsstruktur der<br />

Industrienationen massiv. So werden etwa die Begünstigten<br />

des libyschen Ölreichtums nach dem „Frühling“<br />

andere sein als zuvor. Der Versuch der europäischen<br />

Staaten, sich in einem (vorläufigen) Wirtschaftskrieg mit<br />

dem Iran zur Speerspitze (selektiver) Atomwaffengegner<br />

zu machen, indem sie ankündigen, iranisches Öl ab Juli<br />

dieses Jahres zu boykottieren, verkommt erst recht zur<br />

Lächerlichkeit, weil der Iran den Spieß umdreht und die<br />

Belieferung von Frankreich und Großbritannien zugunsten<br />

anderer Abnehmer einstellt. Davon abgesehen stellt sich<br />

die Frage, ob der „Atomstreit“ mit dem Iran tatsächlich<br />

nicht in den Griff zu bekommen ist oder ob der Westen<br />

die Situation bewusst eskalieren lässt. Es wäre nicht das<br />

erste Mal: Die behauptete irakische Atombombe vor dem<br />

Golfkrieg 1991 und die angeblichen irakischen Massenvernichtungsmittel<br />

vor dem Irakkrieg 2003 haben sich im<br />

Nachhinein als Propaganda kriegslüsterner Ölbeschaffer<br />

erwiesen. Die Frage muss erlaubt sein: Spielt Europa den<br />

nützlichen Idioten für andere? Denn eines ist jetzt schon<br />

sicher: Die Europäer sitzen bei jeder gewaltsamen Auseinandersetzung<br />

– sei es nach dem „Arabischen Frühling“,<br />

sei es bei einem militärischen Konflikt mit dem Iran – auf<br />

der Verliererbank.<br />

2500 %<br />

2000 %<br />

1500 %<br />

1000 %<br />

500 %<br />

0 %<br />

12.12.2003<br />

Phönix aus der Asche –<br />

Solaraktien steigen um 31 Prozent<br />

Max Deml<br />

Co-Autor der Öko-Invest-<br />

Solaraktien-Studie 2012<br />

© Tobias Deml<br />

2011 haben die Solaraktien stark an Wert<br />

verloren, im Schnitt über 60 Prozent. Aber<br />

die Branche wächst: Die Zahl der Mitarbeiter<br />

der 30 größten Solarunternehmen<br />

im Solaraktienindex PPVX ist 2011 von<br />

117 000 auf fast 160 000 gestiegen. Der<br />

Jahresumsatz dieser 30 PPVX-Unternehmen<br />

hat sich 2010 von 16 Milliarden Euro auf<br />

über 37 Milliarden mehr als verdoppelt. Das<br />

Ergebnis drehte von 0,7 Milliarden Euro<br />

Verlust (2009) auf 5,1 Milliarden Gewinn<br />

(2010). Dennoch fiel der Börsenwert von<br />

über 41 Milliarden Euro auf unter 20 Milliarden. Im Vergleich zur „fossilen“<br />

Messlatte, dem Erdölaktien-Index NYSE Arca Oil, der seit 2003 um<br />

139 Prozent gestiegen ist, hat sich die „Outperformance“ des PPVX in<br />

den letzten Jahren zwar erheblich verkleinert, aber der PPVX lieferte den<br />

Investoren mit rund 323 Prozent Wertzuwachs immer noch rund 184<br />

Prozentpunkte mehr, im Schnitt jährlich rund 20 Prozentpunkte.<br />

Trotz immer billiger werdender Anlagen – die Preise für Wafer und Zellen<br />

fielen 2009 um rund 47 Prozent, 2011 um weitere gut 42 Prozent –, war<br />

im „Krisenjahr“ 2011 der Zubau Erneuerbarer Energien mit rund 260<br />

Milliarden Dollar rund 23 Prozent höher als im Jahr zuvor. Mehr als die<br />

Hälfte davon, rund 137 Milliarden Dollar, wurden in neue Solaranlagen<br />

investiert.<br />

Kleinere, eigenkapitalschwache beziehungsweise hoch verschuldete<br />

Solar-Unternehmen wie Evergreen Solar, Solar Millennium AG, Solon SE<br />

und Solyndra mussten 2011 Insolvenz anmelden. Die Traummargen der<br />

Pionierjahre gehören endgültig der Vergangenheit an. Auch 2012 wird es<br />

weitere Pleiten, Fusionen und Übernahmen geben. Den Anfang machte<br />

2012 die chinesische LDK Solar, die die deutsche Sunways AG mehrheitlich<br />

aufkauft.<br />

Neben dem riesigen chinesischen Markt wachsen künftig auch andere<br />

neue Märkte: Laut des 2012 herausgegebenen Berichts „Sunrise in the<br />

Desert“ ist in den meisten Ländern des Mittleren Ostens und Nordafrika<br />

(MENA) bereits „grid parity“ erreicht. Netzparität heißt, die Erzeugung<br />

von Strom aus Solarenergie ist dort im Vergleich zur Verstromung fossiler<br />

Energieträger nicht mehr teurer. Denn die Solarstrom-Gestehungskosten<br />

sind in der sonnigen MENA-Region auf rund 12 Eurocent je kWh gesunken<br />

und der Preis für ein Barrel Erdöl (159 Liter) hält sich über 80 Dollar.<br />

17.09.2004<br />

29.03.2005<br />

02.09.2005<br />

01.02.2006<br />

21.07.2006<br />

13.02.2007<br />

25.09.2007

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