Coverstory - Sonnenzeitung
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THEma<br />
30<br />
Der jährliche CO 2 -Ausstoß der weltweiten<br />
Handelsschifffahrt beträgt 1,12 Mrd. Tonnen.<br />
Das entspricht einem Anteil von 4,5 Prozent der globalen<br />
Treibhausgas-Emissionen. Allein das weltgrößte Containerschiff,<br />
die Emma Maersk, pustet auf den Fahrten zwischen<br />
China und Europa 300 000 Tonnen CO 2 pro Jahr in die Luft –<br />
etwa so viel wie ein mittelgroßes Kohle-Kraftwerk.“<br />
Konsistenz zuerst erwärmt werden<br />
muss. Ein Problem, mit dem sich nun<br />
ein Spezialunternehmen aus Holland<br />
beim Wrack der Costa Concordia<br />
plagen muss.<br />
Schweres Schiffsöl =<br />
stinkender Sondermüll<br />
Es gibt keine einzige Kreuzfahrtlinie,<br />
die nicht mit dem giftigen schweren Öl<br />
fährt, meint NABU-Verkehrsreferentin<br />
Julia Balz. Der Grund dafür ist einfach:<br />
Das Schweröl ist zwischen 30 und<br />
40 Prozent billiger als herkömmliches<br />
Dieselöl. Die modernen Schiffe haben<br />
natürlich auch Dieselöl gebunkert,<br />
sie könnten auch damit fahren, allein<br />
aus Kostengründen wird das aber im<br />
Normalfall nicht praktiziert. „Eingesetzt<br />
wird das umweltfreundlichere<br />
Dieselöl nur in einigen Regionen und<br />
den Häfen, wo Gesetze den Betrieb<br />
mit dem schweren Öl verbieten. Zu<br />
den ausgewiesenen Schutzgebieten<br />
gehören etwa die Antarktis, aber auch<br />
die Nord- und Ostsee“, ergänzt Meeresbiologin<br />
Helms.<br />
In der havarierten Costa Concordia<br />
befi nden sich noch 2 400 Tonnen<br />
Treibstoff. 17 der 21 Tanks enthalten<br />
Schweröl, die anderen Dieselöl.<br />
„Das Unglück macht deutlich, wie<br />
viel Treibstoff diese Schiffe brauchen.<br />
Der nach außen zur Schau getragene<br />
saubere, weiße Schein trügt. Kreuzfahrtschiffe<br />
zählen punkto Emissionen<br />
zu den schmutzigsten Verkehrsmitteln,<br />
die es gibt“, stellt VCÖ-Expertin Ulla<br />
Rasmussen dazu fest. Doch die Costa<br />
Concordia ist bei Weitem nicht das<br />
größte dieser Schiffe. So hat die 345<br />
Meter lange Queen Mary II insgesamt<br />
rund 4 400 Tonnen Öl in ihren Tanks.<br />
Pro Tag werden rund 438 Tonnen<br />
verfeuert. Damit entspricht der tägliche<br />
Spritverbrauch dieses Schiffes dem<br />
Jahresverbrauch von 550 heimischen<br />
Autos.<br />
Keine Abgas- oder Partikelfi lter<br />
In den meisten Häfen müssen die<br />
Schiffe zur Aufrechterhaltung der<br />
bordeigenen Energieversorgung mit<br />
Hilfe von Dieselaggregaten Strom er-<br />
Europameister unter den Kreuzfahrern sind<br />
die Briten (1,6 Millionen Passagiere 2010), gefolgt von den<br />
Deutschen (1,2 Millionen Passagiere). Die Zahl der deutschen<br />
Passagiere stieg von 2009 auf 2010 um 19 Prozent, der Umsatz<br />
um 7 Prozent auf etwas mehr als 2 Milliarden Euro. Rund<br />
100 000 Österreicher buchten 2010 eine Kreuzfahrt. Im Jahr<br />
zuvor waren es rund 93 000.<br />
zeugen. Das bedeutet, dass die weißen<br />
Riesen auch im Ruhezustand Abgase<br />
emittieren.<br />
Julia Balz kritisiert, dass es im Seeverkehr<br />
generell keine Partikelfi lter<br />
gibt. Diese würden aber ohnehin nur<br />
bei der Verbrennung von Diesel und<br />
nicht beim schweren Öl funktionieren.<br />
Egal von welcher Seite man es auch<br />
betrachtet, die schicken Luxusliner sind<br />
in Sachen Emissionen eine Umweltkatastrophe.<br />
Das bestätigt auch Werner<br />
Cerutti, der bis 2006 rund 20 Jahre<br />
bei Carnival Cruises als Hoteldirektor<br />
beschäftigt war.<br />
Den Reedereien<br />
auf die Finger gesehen<br />
Der kanadische Professor für Sozialarbeit,<br />
Ross A. Klein von der Memorial<br />
Buch-Reportage über<br />
Kreuzfahrten: David Foster<br />
Wallace „Schrecklich amüsant – aber<br />
in Zukunft ohne mich“, mareverlag<br />
Hamburg 2011, 207 Seiten