01.12.2012 Aufrufe

Coverstory - Sonnenzeitung

Coverstory - Sonnenzeitung

Coverstory - Sonnenzeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Coverstory</strong><br />

22<br />

Die methode<br />

Die Erschließung des in Schiefergestein<br />

eingeschlossenen Gases erfolgt in mehreren<br />

Schritten:<br />

Um die Gesteinsstruktur aufzubrechen, werden im<br />

Abstand von mehreren hundert Metern vertikale<br />

Bohrlöcher eingebracht, um durch das Wasser,<br />

das unter hohem Druck in die Tiefe gepresst wird,<br />

Klüfte zu erzeugen, durch die das Gas in die Rohrleitung<br />

gelangt. Je nach Lage der Gasschicht ist es<br />

notwendig, in Tiefen von bis zu 6 000 Meter zu<br />

bohren. Ist die gewünschte Tiefe erreicht, wird in<br />

bis zu sechs Richtungen auch horizontal gebohrt.<br />

Ein kreisförmiger Bereich mit einem Radius von<br />

etwa einem Kilometer wird dabei erschlossen.<br />

Um möglichst viel Gas zu fördern, muss immer<br />

tiefer gebohrt werden. Dabei wird bis zu 15 Millionen<br />

Liter Wasser („Frackwasser“) pro Bohrloch<br />

benötigt. Je weitläufi ger die Bohrungen sind,<br />

umso mehr Wasser ist notwendig.<br />

Damit sich die Klüfte nicht wieder schließen, wird<br />

dem Wasser ein Stützmittel beigemengt. CO und 2<br />

weitere zwei Prozent an chemischen Zusätzen<br />

sollen Bakterien abtöten, die die Klüfte möglicherweise<br />

verschließen könnten. Bei Untersuchungen<br />

der Zusätze wurden mehr als 600 verschiedene<br />

Chemikalien und Biozide identifi ziert, die zum Teil<br />

in Verdacht stehen Krebs zu erregen, die Fruchtbarkeit<br />

zu beeinträchtigen und für Wasserorganismen<br />

letal sind.<br />

Sind ausreichend Klüfte erzeugt, wird der Druck<br />

reduziert und die Flüssigkeit aus dem Bohrloch zurückgespült.<br />

Zwischen 20 und 50 Prozent der eingepressten<br />

Frackfl üssigkeit mitsamt den gelösten<br />

Inhaltsstoffen, Chemikalien und Verunreinigungen<br />

kommen an die Oberfl äche zurück, die in Abwasserteichen<br />

oder Containern zwischengelagert und<br />

schlussendlich in Kläranlagen behandelt werden<br />

müssen. Ein Teil des Wassers wird aufbereitet<br />

und für neuerliche Frackprozesse eingesetzt. Die<br />

meisten kommunalen Kläranlagen sind für derartig<br />

belastete Abwässer nicht ausgelegt und eine<br />

fachgerechte Behandlung ist nur in geeigneten<br />

Industriekläranlagen möglich.<br />

Schwellenwert liegt, entfällt diese<br />

Pfl icht. In der aktuellen Überarbeitung<br />

sollte daher das Verfahren des<br />

Hydrofrackings mitaufgenommen<br />

werden, und zwar ohne Schwellenwert.<br />

Weiters müsste eine Rechtsvorschrift<br />

über die Erklärungspfl icht<br />

der verwendeten Chemikalien und<br />

deren Grenzwerte erstellt werden.<br />

Da ein Teil der chemischen Mischung<br />

im Boden verbleibt, sollten diese<br />

Chemikalien auch in Bezug auf deren<br />

Langzeitwirkung genehmigungspfl<br />

ichtig sein.<br />

Fazit<br />

Die Förderung von Schiefergas ist<br />

ein Schritt in die falsche Richtung<br />

und keine adäquate Lösung zur<br />

Aufstockung der schwindenden<br />

fossilen Energiereserven. Der schnelle<br />

Förderabfall der Einzelbohrungen innerhalb<br />

weniger Monate führt dazu,<br />

dass immer mehr Bohrungen vorgenommen<br />

werden müssen. Mit der<br />

Ausweitung der Bohrungen rücken<br />

diese immer näher an Wohngebiete<br />

Die Schiefergasförderung benötigt<br />

eine Menge Platz. Abgesehen von der<br />

Verschmutzung von Luft und Wasser<br />

kommt es zum Schaden vieler, vormals<br />

unberührter Landstriche auch zu<br />

einer hochgradigen Flächennutzung.<br />

© http://www.marcellus-shale.us<br />

heran. Neben der Gefährdung der<br />

Grund- und Trinkwasservorkommen<br />

müssten die jeweiligen Anrainer hier<br />

auch mit einer massiven Beeinträchtigung<br />

durch Lärm- und Schadstoffemissionen<br />

rechnen.<br />

Bis zu acht Prozent des gewonnenen<br />

Gases entweicht in die Atmosphäre<br />

im Vergleich zu maximal sechs Prozent<br />

bei der konventionellen Gasförderung.<br />

Im Vergleich zur Kohlenutzung<br />

ist der ökologische Fußabdruck<br />

von Shale-Gas um 20 bis 50 Prozent<br />

größer. Ausschlaggebend ist hier vor<br />

allem das Methan, das bis zu 25 Mal<br />

klimaschädlicher ist als Kohlendioxid.<br />

Auch wenn die umweltschädigenden<br />

Wirkungen gegen Null reduziert<br />

werden könnten, ist es die mangelnde<br />

Effi zienz, die das Schiefergas auf<br />

seinen Platz verweist. Befände sich<br />

zum Beispiel auf einer etwa 10 000<br />

Quadratmeter Schiefergasfl äche eine<br />

Photovoltaik-Anlage, so könnten pro<br />

Jahr etwa 400 000 Kilowattstunden<br />

Strom erzeugt werden, ausreichend<br />

Strom für 100 Haushalte.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!