Coverstory - Sonnenzeitung
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THEma<br />
Graz: Fernwärme-<br />
Anschlusspfl icht<br />
sorgt für Aufregung<br />
34<br />
Zwang zum<br />
Anschluss?<br />
In weiten Gebieten<br />
von Graz und Linz<br />
müssen sich<br />
Haushalte ans<br />
Fernwärmenetz<br />
anschließen.<br />
Klaus Faißner<br />
Dient dieses Diktat nun wirklich der Gesundheit der Menschen<br />
oder der Fossillobby, die sich ein grünes Mäntelchen<br />
umhängen will? Die Aufregung in Graz war groß, als im Juli<br />
2011 die schwarz-grüne Stadtregierung die Anschlusspfl icht<br />
für Fernwärme in weiten Teilen des Stadtgebietes bekanntgab.<br />
Damit soll das Feinstaubproblem eingedämmt werden,<br />
so die offi zielle Begründung. Derzeit in Plan befi ndliche<br />
Neubauten würden mit solch einem Fernwärmeanschluss<br />
ab sofort zwangsbeglückt, erklärte die grüne Vizebürgermeisterin<br />
Lisa Rücker. Bewohner bestehender Gebäude der<br />
betroffenen Gebiete müssen in den nächsten zehn Jahren<br />
mit einem Bescheid zur Umstellung der Heizanlage rechnen.<br />
Ausgenommen sind Häuser, die ihren Wärmebedarf zu<br />
mindestens 75 Prozent aus Solarthermie decken.<br />
„Ostblock-Gedankenwelt“ und „unmoralisch“<br />
Alle Proteste im Vorfeld verhallten wirkungslos: „Diese Intention<br />
der Grazer Koalitionsregierung widerspricht zutiefst<br />
einer demokratisch intendierten und dem Wettbewerb<br />
und der Innovation verbundenen ökosozialen Weltsicht.<br />
Sie ist allein einer Ex-Ostblock-Gedankenwelt zuzuordnen“,<br />
erklärte etwa der parteilose Grazer Gemeinderat<br />
Gerhard Mariacher. Schlichtweg „unmoralisch“ nannte der<br />
Ökoenergie-Pionier und Gründer der Biomassekesselfi rma<br />
KWB August Raggam den Ausbau fossiler Fernwärme<br />
und Kraftwerke bei einem gleichzeitigen, weitgehenden<br />
Verbot dezentraler moderner Biomasseheizungen. In den so<br />
genannten „Beschränkungszonen für Raumheizungen“, die<br />
mehr als die Hälfte des Stadtgebietes ausmachen, dürfen<br />
nämlich Pelletsheizungen nur in Verbindung mit einer<br />
Wärmedämmung in Betrieb genommen werden. Moderne<br />
Stückholz- und Hackschnitzelheizungen sind gleich ganz<br />
tabu. Dabei sind in den vergangenen drei Jahrzehnten gerade<br />
im Feinstaub- und Kohlenmonoxidbereich die Emissionen<br />
der neuesten Holzheizungen um den Faktor zehn oder mehr<br />
gesunken, wie Untersuchungen zeigen. Inzwischen ist auch<br />
bekannt, dass Feinstaub nicht gleich Feinstaub ist. Bei der<br />
nahezu vollständigen Verbrennung von naturbelassenem<br />
Holz in modernen Kesseln entstehen vor allem wasserlösliche,<br />
salzartige Stäube. Diese sind um den Faktor fünf bis<br />
zehn weniger schädlich als Dieselruß. Das ergaben Untersuchungen<br />
im Auftrag der Schweizer Bundesämter für Energie<br />
und Umwelt (Klippel, Nussbaumer 2006).<br />
Enteignungen für Erdgas<br />
Das inzwischen 15 km südlich von Graz in Betrieb gegangene,<br />
neue 832-MW-Gaskraftwerk Mellach dient fast ausschließlich<br />
der (Spitzen-)Stromproduktion, auch für den Ex-<br />
(2x)<br />
Linz: Seit 2007<br />
der Fernwärme<br />
verpfl ichtet<br />
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