Coverstory - Sonnenzeitung
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THEma<br />
<strong>Coverstory</strong><br />
18<br />
Schiefergas –<br />
pilotprojekte in Europa<br />
einer routinemäßigen Überprüfung<br />
des Trinkwassers einen gefährlich<br />
hohen Methananteil fest. Einige<br />
Bürger berichteten, „dass sie ihr<br />
Leitungswasser mit einem Streichholz<br />
anzünden können“.<br />
Im Zuge einer Studie wurden die<br />
Unfälle bei Shale-Gas-Bohrungen<br />
im Bundesstaat Colorado gezählt:<br />
Zwischen 2003 und 2008 sind<br />
insgesamt 1 549 Zwischenfälle<br />
aufgetreten, bei denen Substanzen<br />
unkontrolliert ausgetreten sind. In<br />
den Pilotanlagen Europas gibt es bis<br />
dato zwar keine dokumentierten<br />
Umweltauswirkungen, diese sind im<br />
Laufe der weiteren Erschließungen<br />
aber naturgemäß zu erwarten.<br />
Anfang 2010 gab es in ganz Europa einige<br />
Demonstrationsprojekte zur Erschließung<br />
von unkonventionellem Erdgas, mit einer<br />
geringen Förderrate.<br />
ExxonMobil ist in Niedersachsen und<br />
Ungarn aktiv;<br />
Eurenergy Resource in Großbritannien<br />
und Frankreich;<br />
Shell in Südschweden;<br />
3Legs Resources in Polen.<br />
Viel Aufwand, wenig Ertrag<br />
Die Erschließung unkonventioneller<br />
Vorkommen (dazu zählen Gas aus<br />
Kohlefl özer, aus festem Gestein<br />
oder aus Schieferschichten) ist<br />
risiko-reicher und aufwändiger,<br />
als die Förderung konventioneller<br />
Gasvorkommen. Die Schiefergaslagerstätten<br />
erstrecken sich über<br />
große Flächen. Der Gasgehalt ist<br />
im Vergleich relativ niedrig, deshalb<br />
liegt die Förderrate pro Bohrung<br />
deutlich unter der konventionellen<br />
Erdgasgewinnung. Es sind daher<br />
mehr Bohrungen notwendig, um ein<br />
komplettes Reservoir zu erschließen.<br />
Ein weiterer gravierender Nachteil:<br />
Die Förderrate nimmt nach dem<br />
ersten Jahr rapide ab. So wurden im<br />
texanischen „Barnett Feld“ mittlerweile<br />
fast zwanzigtausend Bohrungen<br />
durchgeführt (im Vergleich<br />
dazu muss bei der Förderung von<br />
konventionellen Gasvorkommen<br />
je nach Fläche nur um die 50 Mal<br />
gebohrt werden). Gerechnet hatte<br />
man hier mit einer Gewinnung von<br />
700 000 Kubikmeter Schiefergas<br />
pro Monat und Bohrung. Bereits<br />
nach wenigen Wochen versiegte<br />
der Gasstrom jedoch wieder und<br />
nach einem Jahr lag die Förderrate<br />
bei 50 Prozent. Ende 2010 war man<br />
bei einer durchschnittlichen Fördermenge<br />
von nur mehr 3,4 Millionen<br />
Kubikmeter pro Jahr und Bohrung<br />
angelangt, daran konnten auch<br />
2 000 zusätzliche Bohrungen nichts<br />
ändern.<br />
Schiefergas in Europa wenig<br />
attraktiv<br />
Europa steht noch am Beginn der<br />
Shale-Gas-Thematik. Laut Dr. Ingo<br />
Kapp vom Geo Forschungszentrum<br />
sind die relevanten geologischen<br />
Strukturen in Europa kleinteiliger<br />
und liegen meist auch tiefer im<br />
Boden, wodurch die Ausbeutung<br />
der Schiefergas-Reservoirs aufwändiger<br />
und teurer wird. Hindernisse<br />
sind auch die verbreiteten lehmigen<br />
Böden, die die Klüfte, die beim Fracken<br />
entstehen, verstopfen können.<br />
Ökologische Bedenken und vor<br />
allem strengere Umweltgesetze sind<br />
weitere Hürden.<br />
Große Vorkommen in Polen<br />
Mehr als die Hälfte der Schiefergasvorkommen<br />
Europas konzentriert<br />
sich in Polen und Frankreich. Polen,<br />
zu fast 100 Prozent von Importen<br />
aus Russland abhängig, möchte<br />
durch die Förderung von Schiefergas<br />
zum Selbstversorger und sogar zum<br />
Exporteur von Erdgas werden. Der<br />
Erdölriese Shell sicherte sich übrigens<br />
schon jetzt mit einer Kooperationsvereinbarung<br />
und Investitionen<br />
in der Höhe von 800 Millionen US<br />
Dollar die Beteiligung an der pol-<br />
big player in Europa: Technisch förderbare Schiefergasmengen im Vergleich zu den vermuteten reserven<br />
Der durchschnittliche Ausbeutefaktor der vermuteten Schiefergasreserven beträgt nur 25 Prozent.<br />
Im Vergleich dazu: Der Ausbeutefaktor von konventionellem Erdgas beträgt bis zu 90 Prozent.<br />
PoLeN<br />
22.440<br />
5.300 5.100 2.350 1.160 650<br />
FrANKreICH<br />
20.390<br />
NorWeGeN<br />
9.440<br />
sCHWeDeN<br />
4.640<br />
DÄNeMArK<br />
2.610