Coverstory - Sonnenzeitung

THEma
Geteilte Schiene:
Der Ex-Monopolist
ÖBB hat ernstzunehmende
Konkurrenz
bekommen.
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Die neue
Bahn im
Praxistest
Sonnenzeitungs-Redakteur Lukas
Pawek ist fast täglich auf der
Westbahnstrecke unterwegs. Er hat
die Vor- und Nachteile des neuen
ÖBB-Mitbewerbers getestet.
Lukas Pawek
„Die Reisebuchung gestaltete sich völlig unkompliziert. Das
Ticket konnte bequem über die übersichtliche Homepage
gebucht werden. Die genauen Abfahrtstermine waren
jedoch schwieriger herauszufinden. Sowohl die mobile
Scotty-App als auch die ÖBB-Homepage zeigten die Westbahnabfahrten
nicht an. Da wollte es der Ex-Monopolist
der Konkurrenz wohl nicht zu leicht machen“, berichtet
Bahn-Tester Lukas Pawek. Laut Manfred Mader, dem
Pressesprecher der Westbahn, wurden diesbezüglich bereits
die Gerichte bemüht. Mit Erfolg: Mittlerweile sind sämtliche
Abfahrts- und Ankunftszeiten der Westbahn auch auf den
erwähnten Internet-Portalen abrufbar.
Volles Haus
Die Züge waren bereits zum ersten Testzeitpunkt voll
besetzt. Weniger erfreulich war daher die Suche nach
einem freien Platz, vorbei an stark verrauchten Plätzen im
ersten Waggon. (Mittlerweile haben mehrere Passagier-
© CI & M / Robert Deopito
© CI & M / Harald Eiseberger (2x)
Beschwerden dazu geführt, dass das Raucherabteil wieder
verschwunden ist.) Positiv aufgefallen ist dem Bahntester die
Sauberkeit der WCs: „Die sanitären Anlagen sind vorbildhaft
gewartet. Die nach Geschlechtern getrennten Toiletten
werden sogar stündlich gereinigt.“
Internet im Zug: Funktioniert tatsächlich
„Wir glauben, dass ein Internetzugang so etwas wie ein
Grundrecht ist.“ Mit diesem Slogan und dem dazugehörigen
kostenlosen Internetzugang für alle Passagiere wurde
eine Forderung vieler Pendler erfüllt. Obwohl der Handy-
Empfang genauso schlecht wie beim Konkurrenten ist,
funktioniert die Internet-Verbindung tatsächlich. Und: Damit
beim Surfen nicht der Akku ausgeht, gibt es direkt bei den
Sitzen sogar Steckdosen. Mit diesen beiden Features ist eine
Reise mit der neuen Westbahn einer Auto-Fahrt weit überlegen,
da die gesamte Fahrzeit zum Arbeiten genützt werden
kann. Vor allem die Sitze im 1. Stock der schallgedämmten
Wagons sind entsprechend (arbeitsfreundlich) leise.
Karten im Zug kaufen – ohne Aufpreis
Wer kennt das nicht? Der Zug fährt gleich ab, vor dem
Ticket-Automaten steht eine lange Schlange, weil der zweite
Automat kaputt ist – Stress pur. Ein wirklich beachtenswerter
Pluspunkt der Westbahn ist daher die Möglichkeit,
das Ticket direkt im Zug zu kaufen. Ohne Aufpreis. (Auch
mit Bankomat- bzw. Kreditkarte möglich.)
Fliegen statt Bahnfahren – oder doch nicht?
Wird das Westbahn-Ticket im Internet gekauft, können
sogenannte „Miles and more“-Punkte gesammelt werden.
Soweit die Theorie. Im Praxis-Test wurden die Bonus-Meilen
nicht gutgeschrieben.
Aber selbst wenn das System funktionieren würde: „Hardcore-Pendler“
benötigen viele Jahre, bis die Punkte für ein
einzelnes Flug-Ticket ausreichen. Dumm dabei ist nur, dass
diese Punkte ohnehin nach 36 Monaten verfallen. Ob dieses
System daher eine merkbare Ersparnis bringt, sei dahingestellt.
Auch wäre es aus ökologischer Sicht sinnvoller, wenn
statt Flug- z. B. Zug-Meilen gesammelt werden könnten.