Fachwissen Gebäudereinigung
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Chemie der Inhaltsstoffe<br />
2.2 Tenside<br />
Tenside sind auf vielfältige Art und Weise wirksam gegen<br />
Schmutz. Nachfolgend sind die wichtigsten reinigungstechnischen<br />
Eigenschaften beschrieben.<br />
Zerstörung der Oberflächenspannung<br />
Die Grenzflächenspannung des Wassers verhindert die<br />
vollständige Benetzung von zu reinigenden Oberflächen.<br />
Die Tenside schieben sich zwischen die Wassermoleküle.<br />
Dadurch werden die Wasserstoffbrückenbindungen,<br />
die für die Grenzflächenspannung verantwortlich sind,<br />
zerstört. Der Wassertropfen zerläuft. Das "entspannte"<br />
Wasser kann in Poren und Ritzen eindringen und reinigungstechnisch<br />
wirksam sein (Bild 1).<br />
Grenzflächenaktivität<br />
Feinste Partikel schwimmen auf dem Wasser. Sie werden<br />
von der Grenzflächenspannung getragen. Bei Zugabe von<br />
Tensiden lagern sich diese zuerst an der Grenzfläche Wasser-Luft<br />
an. Daher werden die Partikel verdrängt (Bild 2).<br />
Ist die Grenzfläche Wasser-Luft mit Tensiden vollständig<br />
besetzt, suchen sich diese weitere Grenzflächen, an die<br />
sie sich anlagern können. Sie besetzen unter anderem<br />
die Grenzflächen Gefäß-Wasser und Partikel-Wasser.<br />
Dabei sinken die Partikel zu Boden.<br />
Das Bestreben der Tenside, sich an Grenzflächen anzulagern,<br />
heißt Grenzflächenaktivität (Bild 2).<br />
Dispergiervermögen<br />
Sind alle möglichen Grenzflächen belegt, versuchen die Tenside,<br />
die Partikel aufzuspalten, um deren Oberfläche zu vergrößern<br />
und sich dadurch neue Grenzflächen zu schaffen.<br />
Die so eingehüllten Partikel werden vom Wasser als<br />
hydrophile Moleküle erkannt und können abgelöst, in<br />
der Schwebe gehalten und transportiert werden. Es entsteht<br />
eine Dispersion.<br />
Emulgiervermögen<br />
Handelt es sich bei dem dispergierten Schmutz um Fett<br />
oder Öl, entsteht eine Emulsion. Bild 3 zeigt im rechten<br />
Reagenzglas, dass Fettschmutz (Öl) und Wasser sich<br />
nicht mischen. Durch Zugabe von Tensiden wird das Öl<br />
in kleine Tröpfchen verteilt (emulgiert). Es entsteht ein<br />
trübes, milchiges Gemisch im linken Reagenzglas.<br />
Mizellenbildung<br />
Kommt kein neuer Schmutz hinzu und sind alle Grenzflächen<br />
belegt, bleibt den Tensiden noch die Möglichkeit<br />
der Mizellenbildung. Mizellen sind kugelförmige Gebilde,<br />
die dadurch entstehen, dass sich die hydrophoben<br />
Teile der Tenside aneinander lagern. Nach außen wirken<br />
die Mizellen wasserfreundlich. Sie dienen als "Vorratslager"<br />
(Bild 4).<br />
Kommt neuer Schmutz hinzu, sind weitere Grenzflächen<br />
vorhanden, an die sich die Tenside anlagern können. Ist<br />
dies nicht der Fall, haben sie keine reinigende Wirkung<br />
und belasten die Umwelt.<br />
Eine Überdosierung wirkt sich daher nur negativ auf das<br />
Reinigungsergebnis aus. Auf der Oberfläche bleiben die<br />
überflüssigen Tenside als Schlieren („Putzstreifen”) zurück.<br />
2.2.2 Wirkungsweise von Tensiden<br />
Bild 1: Wassertropfen ohne und mit Tensiden<br />
Bild 2: Verdrängung der Partikel an der Oberfläche<br />
Emulsion<br />
Fett<br />
Wasser<br />
Bild 3: Emulgiervermögen von Tensiden<br />
Senkung der Oberflächenspannung<br />
Mizellenbildung<br />
Bild 4: Mizellenbildung<br />
Öl