Fachwissen Gebäudereinigung
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Chemie der Inhaltsstoffe<br />
2.2 Tenside<br />
Fischtoxizität<br />
Die ersten in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts synthetisch<br />
hergestellten Tenside verursachten Schaumberge auf Flüssen und Seen. Die<br />
Gründe dafür lagen in der schlechten biologischen Abbaubarkeit dieser Syndets<br />
und in deren verschwenderischem, unkontrolliertem Einsatz in Wasch-<br />
und Reinigungsmitteln.<br />
Schaumberge sind nicht nur ein optisches Problem. Tenside sind tödlich für<br />
Fische und andere Wasserlebewesen. Fische filtern den im Wasser gelösten<br />
Sauerstoff mit Hilfe ihrer Atmungsorgane (Kiemen) heraus. Auf Grund ihrer<br />
Grenzflächenaktivität lagern sich die Tenside auf der Oberfläche des Fisches<br />
und dessen Kiemen an (Bild 1). Dadurch wird die Funktion der Atmungsorgane<br />
stark eingeschränkt. Der Fisch erstickt. Tenside gelten daher als fischgiftig<br />
(fischtoxisch).<br />
Biologischer Abbau von Tensiden<br />
Die ökologischen Schäden durch den Einsatz von Tensiden erforderten eine<br />
gesetzliche Regelung zum Umgang mit waschaktiven Substanzen. Das bundesdeutsche<br />
Wasch- und Reinigungsmittelgesetz (WRMG) lehnt sich an die<br />
im Oktober 2005 in Kraft getretene EU-Detergenzienverordnung an. Demnach<br />
dürfen im Gegensatz zum bisherigen Recht nur noch Wasch- und Reinigungsmittel<br />
in Verkehr gebracht werden, deren waschaktive Substanzen<br />
(Tenside) vollständig biologisch abbaubar sind.<br />
Um die Eigenschaften der Tenside zu zerstören, ist eine Trennung von hydrophilem<br />
und hydrophobem Teil erforderlich. Dadurch geht die Grenzflächenaktivität<br />
und damit auch die Fischtoxizität verloren.<br />
In der Natur werden organische Stoffe von Mikroorganismen abgebaut, die<br />
diese als Nahrung und Energiequelle verwerten. In einem begrenzten Maße<br />
kann die Natur auch vom Menschen produzierte Abfallstoffe im Wasser abbauen.<br />
Bei großen Mengen an Schmutz und Tensiden ist die Natur jedoch<br />
überfordert. Der Mensch setzt daher zur Reinigung von Abwässern die Kläranlagen<br />
ein.<br />
Den vom Menschen gesteuerten Abbauprozess übernehmen ebenfalls die<br />
Mikroorganismen in Form des Klärschlammes. Sie brauchen für diesen Stoffwechselprozess<br />
Sauerstoff. In natürlichen Gewässern ist dieser nur begrenzt<br />
vorhanden. Durch kontrollierte Sauerstoffzufuhr kann dieser Vorgang in der<br />
biologischen Stufe der Kläranlage beschleunigt werden (Bild 4).<br />
Die Aufspaltung in einen hydrophilen und einen hydrophoben Teil, bei der<br />
die Fischtoxizität verloren geht, wird Primärabbau genannt (Bild 3).<br />
Die beim Primärabbau entstandenen Zwischenprodukte (Metabolite) werden<br />
durch Mikroorganismen und mit Hilfe von Sauerstoff in mehreren Schritten<br />
weiter abgebaut. Dieser Prozess wird als Sekundärabbau, Totalabbau oder<br />
Mineralisierung bezeichnet. Dabei werden die Metabolite vollständig in Kohlendioxid,<br />
Wasser und Mineralsalze zerlegt (Bild 5).<br />
Bei manchen Tensiden können die während des biologischen Abbaus entstehenden<br />
Metabolite gefährlich für Mensch und Umwelt sein. Aus diesem<br />
Grund verzichtet die Industrie im speziellen Fall der APEO-Tenside (Nichtion-<br />
Tensid) freiwillig auf deren Einsatz, obwohl es sich dabei um sehr wirkungsvolle<br />
Tenside handelt.<br />
Der biologische Abbau der Tenside muss nach vorgeschriebenen Verfahren<br />
im Labor überprüft werden. In einer Modellkläranlage wird der Abbau des<br />
Tensids unter konstanten Bedingungen simuliert (OECD-Test).<br />
Detergenzien gelten als biologisch abbaubar (Mineralisierung), wenn die<br />
mit bestimmten Prüfverfahren gemessene Rate der biologischen Abbaubarkeit<br />
innerhalb von 28 Tagen mindestens 60% beträgt. Dies gilt für alle Tensidarten.<br />
Weitere gesetzliche Regelungen zum Gewässerschutz sind z. B. das Wasserhaushaltsgesetz<br />
(WHG), die Trinkwasserverordnung, die Direkt- und Indirekteinleiterverordnung,<br />
die Phosphathöchstmengenverordnung sowie kommunale<br />
Vorschriften.<br />
2.2.4 Biologischer Abbau von Tensiden<br />
Bild 1: Fischtoxizität<br />
Bild 2: Schaum auf Flüssen in den 50er Jahren<br />
Bild 4: Biologische Stufe - Kläranlage<br />
Metabolite<br />
Trennung in hydrophilen<br />
und hydrophoben Teil<br />
Bild 3: Primärabbau<br />
Mineralien, CO 2, H 2O<br />
Bild 5: Sekundärabbau (Totalabbau,<br />
Mineralisierung)