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Die Arzt-Patient-Beziehung in der modernen Medizin

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Hans-Christian Deter, <strong>Die</strong> <strong>Arzt</strong>-<strong>Patient</strong>-<strong>Beziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Mediz<strong>in</strong><br />

22 Grundlegende Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Arzt</strong>-<strong>Patient</strong>-<strong>Beziehung</strong><br />

Richtl<strong>in</strong>ien wie die Calgary-Cambridge Guides s<strong>in</strong>d aus dem Bedürfnis<br />

entstanden, die <strong>in</strong>haltliche Ebene des <strong>Arzt</strong>-<strong>Patient</strong>-Gesprächs<br />

enger mit <strong>der</strong> Prozessebene zu verknüpfen (Kurtz et al., 2003). Angehende<br />

Mediz<strong>in</strong>er sollen anhand dieser Richtl<strong>in</strong>ien nicht mehr die<br />

Struktur e<strong>in</strong>es <strong>Arzt</strong>gesprächs (z. B. Vorstellungsgrund – Symptomanamnese<br />

– psychischer Befund – somatischer Befund) getrennt vom<br />

Kommunikationsprozess (z. B. aktiv zuhören, offene Fragen stellen,<br />

Emotionen spiegeln) erlernen, son<strong>der</strong>n von Anfang an die enge Verknüpfung<br />

zwischen Struktur und Prozess erlernen und ver<strong>in</strong>nerlichen.<br />

In gängigen Lehrbüchern (Fritzsche u. Wirsch<strong>in</strong>g, 2006) werden<br />

diese Ebenen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel getrennt behandelt, so dass angehende<br />

Mediz<strong>in</strong>er zwar e<strong>in</strong>erseits über die Wichtigkeit von offenen Fragen,<br />

Paraphrasieren und Spiegeln von Emotionen aufgeklärt s<strong>in</strong>d, an<strong>der</strong>erseits<br />

aber das <strong>Arzt</strong>gespräch eher an <strong>in</strong>haltlichen »E<strong>in</strong>kaufslisten« ausrichten.<br />

<strong>Die</strong> künstliche Trennung <strong>der</strong> Prozess- von <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen<br />

Ebene kann gerade bei Mediz<strong>in</strong>studenten Verwirrung stiften: »Wenn<br />

Lernende mit diesen beiden Modellen [dem <strong>in</strong>haltlichen und dem<br />

prozessorientierten] des mediz<strong>in</strong>ischen Interviews konfrontiert werden,<br />

ist es all zu leicht für sie, diese Modelle als Alternativen aufzufassen<br />

[…] zu oft kommt es vor, dass Lernende ihr Kommunikationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

ignorieren und das traditionelle mediz<strong>in</strong>ische Anamnesegespräch als<br />

Richtl<strong>in</strong>ie nicht nur für die Inhalte, son<strong>der</strong>n auch für den Prozess des<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Gesprächs anwenden« (Kurtz et al., 2003).<br />

Kommunikationsfähigkeiten wie die <strong>in</strong> dem Calgary-Cambridge Guides<br />

beschriebenen Dimensionen können nachgewiesenermaßen gelehrt<br />

und e<strong>in</strong>geübt werden, was sich <strong>in</strong> messbaren Steigerungen <strong>der</strong> ärztlichen<br />

Kommunikationskompetenz auswirkt. In e<strong>in</strong>er multizentrischen Studie<br />

an drei amerikanischen Mediz<strong>in</strong>hochschulen konnten z. B. mittlere bis<br />

große Effektstärken e<strong>in</strong>es an diesen Pr<strong>in</strong>zipien ausgerichteten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramms<br />

nachgewiesen werden (Yedidia et al., 2003). Noch bessere<br />

Effekte könnten erreicht werden, wenn dem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g kommunikativer<br />

Fähigkeiten e<strong>in</strong> noch höherer Stellenwert <strong>in</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Ausbildung<br />

beigemessen würde. In erweiterten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogrammen wären<br />

neben dem Erlernen <strong>in</strong>haltlicher und prozessorientierter Kommunikationsfähigkeiten<br />

auch noch weitere Elemente denkbar, wie z. B. e<strong>in</strong> Fokus<br />

auf das Erlernen emotionaler Kompetenzen (Flowers, 2005).<br />

Studien bezüglich <strong>der</strong> Wirksamkeit verschiedener Kommunikationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramme<br />

litten allerd<strong>in</strong>gs jahrzehntelang unter mangeln<strong>der</strong><br />

konzeptueller Klarheit sowie problematischer Erhebung <strong>der</strong> Outcome-<br />

© 2010, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Gött<strong>in</strong>gen<br />

ISBN Pr<strong>in</strong>t: 978-3-525-40168-2

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