01.12.2012 Aufrufe

Diplom- Psychologen - Psychotherapeutenjournal

Diplom- Psychologen - Psychotherapeutenjournal

Diplom- Psychologen - Psychotherapeutenjournal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schleswig-<br />

Holstein<br />

Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer<br />

Gravierender würde sich aber eine vom<br />

G-BA zusätzlich beschlossene 2-jährige<br />

Übergangsregelung auswirken, nach der<br />

Planungsbereiche innerhalb der KV, in<br />

welchen bereits ein Versorgungsanteil von<br />

10% ausgeschöpft ist, solange außer Betracht<br />

bleiben für die Ausschöpfung des<br />

Versorgungsanteils von 20%, bis in den<br />

übrigen Planungsbereichen des Bezirks ein<br />

Versorgungsanteil von mindestens 10% erreicht<br />

wird. Da aktuell nur im Planungsbereich<br />

Kiel der Versorgungsanteil unter 10%<br />

liegt, dürften nach dem G-BA-Beschluss<br />

zusätzliche Zulassungen in den übrigen<br />

Planungsbezirken erst erfolgen, wenn die<br />

10 % in Kiel erreicht sind.<br />

Nun ist zu erwarten, dass das kein langwieriges<br />

Problem sein wird, dennoch führt<br />

der G-BA-Beschluss hier zu einer weiteren<br />

vom Gesetzgeber sicher nicht beabsich-<br />

tigten Verzögerung. Wir unterstützen daher<br />

ausdrücklich die von der BPtK vorgetragenen<br />

Beanstandungen des G-BA-Beschlusses!<br />

Aus unserer Sicht wird darüber hinaus an<br />

dieser Stelle aber wieder einmal sehr deut-<br />

336<br />

lich, dass die entscheidendenProbleme<br />

bezüglich<br />

einer angemessenenVersorgung<br />

psychisch<br />

kranker Kinder<br />

und Jugendlicher<br />

(gleiches<br />

gilt aber genauso<br />

für Erwachsene),<br />

in der Grundsystematik<br />

der<br />

Bedarfsplanung<br />

liegen. Durch die<br />

gut gemeinte Gesetzesänderung<br />

wird entgegen<br />

bekundeter politischerAbsichten<br />

gerade keine<br />

Verbesserung der<br />

Versorgung in besonders<br />

schlecht<br />

versorgten ländlichen<br />

Regionen<br />

erreicht, sondern<br />

nur in den relativ<br />

besser versorgten städtischen Regionen!<br />

So würde sich an der schlechten Versorgung<br />

z. B. in Nordfriesland mit durchschnittlich<br />

aktuell 1,0 KJP auf ca. 55.500 Einwohner<br />

wegen eines rechnerischen KJP-Anteils<br />

von ca. 41% nichts verbessern, während<br />

im relativ besser versorgten Kiel mit durchschnittlich<br />

ein KJP auf ca. 36.000 Einwohner<br />

wegen eines rechnerischen KJP-Anteils<br />

von ca. 9% die Versorgungsdichte mit ca.<br />

neun zusätzlichen Zulassungen mehr als<br />

verdoppelt würde. Dies hängt damit zusammen,<br />

dass die sogenannten „allgemeinen<br />

Verhältniszahlen“ bestimmen, auf wie viel<br />

Einwohner ein Psychotherapeut für eine angemessene<br />

Versorgung vorzusehen ist. Die<br />

allgemeinen Verhältniszahlen differieren extrem<br />

zwischen Planungsbereichen für städtische<br />

und ländliche Regionen. In Kiel und<br />

Lübeck ist danach ein Psychotherapeut auf<br />

3.203, in Nordfriesland oder Dithmarschen<br />

hingegen erst auf 23.106 Einwohner vorzusehen/zuzulassen.<br />

Aufgrund der 20%-Mindestquote<br />

umgerechnet ergibt sich entsprechend<br />

1,0 KJP auf 16.015 bzw. 115.530<br />

Einwohner. So kommt es, dass nach den<br />

Bedarfsplanungsrichtlinien die 20%-KJP-<br />

Quote erfüllt wäre, wenn auf ca. 137.000<br />

Einwohner im gesamten Kreis Dithmarschen<br />

1,2 KJP, aber auf die ca. 237.000 Einwohner<br />

in Kiel 14,8 KJP zugelassen wären.<br />

Damit führen allein schon die allgemeinen<br />

Verhältniszahlen dazu, dass die Versorgungsdichte<br />

(KJP/Einwohner) in Städten wie Kiel<br />

und Lübeck 7,2-mal höher wäre, als z. B.<br />

in ländlichen Regionen wie Dithmarschen<br />

oder Nordfriesland, ohne dass unbedingt<br />

von einer wesentlich höheren Erkrankungshäufigkeit<br />

auszugehen wäre. Diese Systematik<br />

mag für bestimmte Facharztgruppen<br />

sinnvoll sein, da hier Arztkontakte zumeist<br />

sporadisch und nicht über einen längeren<br />

Zeitraum regelmäßig wöchentlich erfolgen,<br />

wie dies aber für Psychotherapien nun einmal<br />

typisch ist. Aufgrund der geringeren<br />

Bevölkerungsdichte in ländlichen Regionen<br />

wären die regelmäßigen Anfahrtswege zur<br />

Psychotherapie hier selbst bei gleicher Versorgungsdichte<br />

(KJP/Einwohner), d. h. gleicher<br />

„allgemeiner Verhältniszahl“ in der aktuellen<br />

Systematik, ohnehin schon deutlich<br />

größer als in städtischen Regionen. Die kritisierte<br />

Systematik der Versorgungsplanung<br />

vervielfacht diesen Effekt und ist wesentlich<br />

verantwortlich für die aus unserer Sicht<br />

schlechte Versorgungslage in ländlichen Regionen.<br />

Hier sind nicht selten mehr als 50<br />

km Anfahrt zur/zum nächsten Kinder- und<br />

Jugendlichenpsychotherapeutin/-therapeuten<br />

zu bewältigen, längere Wartezeiten in<br />

Kauf zu nehmen bzw. keine Ausweichalternativen<br />

gegeben, wenn, aus welchen<br />

Gründen auch immer, eine angemessene<br />

tragfähige Beziehung zu der/dem einen<br />

verfügbaren Therapeutin/Therapeuten nicht<br />

möglich erscheint. Zur wirklichen Verbesserung<br />

einer flächendeckenden Versorgung<br />

erscheint uns daher eine grundsätzlichere<br />

Veränderung der Systematik der Bedarfsplanung<br />

notwendig.<br />

(Die Berechnungen erfolgten auf Basis der<br />

Daten der KVSH, Stand 28.04.2009.)<br />

Geschäftsstelle<br />

Alter Markt 1-2, 24103 Kiel<br />

Tel. 0431/66 11 990<br />

Fax 0431/66 11 995<br />

Mo bis Fr: 09 – 12 Uhr<br />

zusätzlich Do: 13 – 16 Uhr<br />

Mail: info@pksh.de<br />

Homepage: www.pksh.de<br />

Detlef Deutschmann<br />

<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 3/2009

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!