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Diplom- Psychologen - Psychotherapeutenjournal

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Der Wegbereiter aus politischer Sicht<br />

Interview mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer<br />

Nikolaus Melcop, Heiner Vogel<br />

Bayerische Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder und Jugendlichenpsychotherapeuten<br />

Bis das Psychotherapeutengesetz von allen<br />

Beteiligten politisch abgesegnet wurde, gab<br />

es jahrzehntelange Diskussionen. Mehrfach<br />

gab es von verschiedenen Regierungen Gesetzesinitiativen,<br />

die im Dschungel der Abstimmungs-<br />

und Entscheidungsmodalitäten<br />

auf politischer und verbandspolitischer<br />

Ebene gekippt wurden. Viele Jahre feilten<br />

die Verantwortlichen an den Details des Gesetzes,<br />

bis es in der jetzigen Form in Kraft<br />

trat. Einer, dessen Einfluss für den letztlich<br />

erfolgreichen Abschluss des Gesetzgebungsprozesses<br />

maßgeblich war, war der<br />

damalige Bundesgesundheitsminister Horst<br />

Seehofer, seit Oktober 2008 Ministerpräsident<br />

des Freistaates Bayern. Als Bundesgesundheitsminister<br />

setzte sich Seehofer<br />

beharrlich für das Psychotherapeutengesetz<br />

ein. Die auch von ihm mit vertretene Forderung,<br />

das Gesetz müsse unverzichtbar eine<br />

Regelung zur Einbindung in die vertragsärztliche<br />

Versorgung enthalten, bedeutete<br />

zunächst eine erhebliche Hürde für die Einigung<br />

auf einen konkreten Gesetzesentwurf,<br />

sie hat diesem Gesetz und der damit erreichten<br />

Integration der Psychotherapeuten<br />

in das Gesundheitswesen jedoch dann bis<br />

heute ihre Prägung gegeben.<br />

Die beiden bayerischen Redaktionsbeiräte<br />

des PTJ und Mitglieder des Vorstandes der<br />

PTK Bayern, Nikolaus Melcop und Heiner<br />

Vogel, sprachen mit Horst Seehofer über<br />

den langen Weg bis zum Inkrafttreten des<br />

Gesetzes.<br />

Melcop: Mehrere Jahre lang haben<br />

Sie sich für das Gesetz eingesetzt.<br />

Welche Gründe waren für<br />

Ihr Engagement gerade für dieses<br />

Gesetz ausschlaggebend?<br />

236<br />

Das Psychotherapeutengesetz hatte bis zu<br />

seiner Verabschiedung fast 20 Jahre kontroverser<br />

Diskussion hinter sich. Es war dabei<br />

immer klar, dass die qualifizierte und<br />

für unsere Gesellschaft bedeutende Tätigkeit<br />

der nichtärztlichen Psychotherapeuten<br />

endlich auf eine rechtlich solide Basis<br />

gestellt werden sollte. Der Teufel steckt<br />

aber wie so oft im Detail und es war nicht<br />

einfach, alle Interessen unter einen Hut<br />

zu bringen. Ich habe seinerzeit mit allem<br />

Nachdruck darauf hingewirkt, dass es zu<br />

diesem Gesetz kommt. Es war überfällig.<br />

Die nichtärztlichen Psychotherapeuten<br />

waren damals mit einer Heilpraktikererlaubnis<br />

tätig und haben ihre Leistungen<br />

durch die Krankenkassen nur ausnahmsweise<br />

vergütet bekommen. Im sogenannten<br />

Delegationsverfahren durften die<br />

Psychotherapeuten nicht einmal selbstständig<br />

Patienten behandeln, sondern<br />

nur auf Grund der ärztlichen Delegation.<br />

Diese Situation war unbefriedigend und<br />

wurde der Bedeutung des Berufsstandes<br />

nicht mehr gerecht.<br />

Vogel: Was war das Erfolgsrezept,<br />

um das Gesetz letztlich verabschieden<br />

zu können?<br />

Die damalige Regierungskoalition aus<br />

Union und FDP hatte letztlich einen<br />

ausgewogenen und durchdachten Gesetzestext<br />

vorgelegt, dem ein breiter<br />

Konsens sowohl in der Politik als auch<br />

in den Fachkreisen zugrunde lag. Der<br />

Vermittlungsausschuss hat dann den<br />

Weg im parlamentarischen Verfahren frei<br />

gemacht. Er hat das Gesetz im Wesentlichen<br />

bestätigt und nur einige kleinere<br />

Änderungen vorgenommen.<br />

Horst Seehofer<br />

Melcop: Hat das Gesetz rückblickend<br />

das bewirkt, was Sie sich vorgestellt<br />

haben?<br />

Ja. Die wichtigsten Ziele wurden erreicht.<br />

Die Psychologischen Psychotherapeuten<br />

und die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten<br />

sind nun berufsrechtlich<br />

den anderen Heilberufen, wie Ärzten und<br />

Zahnärzten, gleichgestellt. Die Psychotherapeuten<br />

besitzen eine Approbation und<br />

ihre Berufsbezeichnung ist gesetzlich geschützt.<br />

Auch krankenversicherungsrechtlich<br />

ist eine Gleichstellung mit den Ärzten<br />

erfolgt. Psychotherapeuten können nun<br />

wie Ärzte mit der Kasse abrechnen, die<br />

Höhe der Vergütung für psychotherapeutische<br />

Leistungen ist bei ärztlichen und<br />

nichtärztlichen Psychotherapeuten gleich.<br />

Gleichzeitig hat sich auch die Situation für<br />

die Patienten verbessert. Da das Gesetz<br />

die Grauzonen auf dem „Psychomarkt“ be-<br />

<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 3/2009

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