Diplom- Psychologen - Psychotherapeutenjournal

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„zusammengeschustert“, die DozentInnen mehr nach dem Partnerschafts- als nach dem Qualitätsprinzip ausgesucht worden zu sein. Es zeigte sich auch inhaltliche Redundanz. So kam es vor, dass PiA von (Uni-)DozentInnen Seminare vorgetragen bekamen, die sie von den gleichen DozentInnen bereits während des Studiums gehört hatten. Nicht selten wurde die Ausbildung zusätzlich dadurch erschwert, dass die Ausbildungsinstitute für Supervision, Praktische Ausbildung und Tätigkeit nicht die personellen oder institutionellen Voraussetzungen erfüllen konnten. Des Weiteren fiel der Überblick innerhalb der Ausbildungslandschaft schwer. Häufige Fragen der PiA lauteten: Wie ist die Qualität einzelner Institute einzuschätzen? Wie laufen Auswahlgespräche ab? Welche Kosten werden für die Ausbildung anfallen? In wie vielen Jahren lässt sich die Ausbildung (v. a. TP/PA) unter realen Lebens- und Arbeitsbedingungen absolvieren? Die klinischen Einrichtungen hingegen hatten bereits in den 90er Jahren erkannt, dass die Nachfrage von Diplom-PsychologInnen und -PädagogInnen (KJPiA) das Angebot an klinischen Stellen übertraf. In dieser Zeit begann bereits das Lohndumping. Statt den bis dato üblichen BAT IIa Stellen für AkademikerInnen wurden immer häufiger sogenannte Postgraduiertenstellen angeboten, die mit etwa 60% BAT IIa vergütet wurden. Durch die Psychotherapieausbildung erhielt diese Entwicklung eine weitere negative Steigerung. Durch die 1.800 PiA-Pflichtstunden Praktische Tätigkeit stieg die Nachfrage weiter an. Eine ganze Reihe von Kliniken stellten daraufhin den PiA unentgeltlich � �� Psychotherapeutenjournal 3/2009 � so genannte „Praktikumsplätze“ zur Verfügung. Ein solcher Status ist weder durch das PsychThG noch die PsychTh-APrV gestützt. Die Landesprüfungsämter (LPA) erschwerten den PiA zum Teil die Ausübung der Ausbildung durch unklare, uneinheitliche und oft auch nachteilige Auslegungen der gesetzlichen Vorgaben. So wurde beispielsweise eine Einrichtung der Rehabilitation für Patienten mit psychischen/psychosomatischen Störungen für die Praktische Tätigkeit von einem LPA anerkannt. Ein anderes LPA verweigerte jedoch die Anerkennung für die gleiche Einrichtung. Die Fach- und Berufsverbände sowie die Psychotherapeutenkammern befanden sich in dieser Zeit ebenfalls in Bildung bzw. Neuorientierung. Impulse zur PiA-Unterstützung gab es in dieser Zeit kaum. PiA halfen in den ersten Jahren der Psychotherapieausbildung mit vieles zu strukturieren und organisieren. Es herrschte zum Teil große Unsicherheit, weil die Klärung wichtiger Fragen seitens der LPA und der Ausbildungsinstitute viel Zeit in Anspruch nahm. So kam es vor, dass PiA über Monate warteten, ehe Kooperationsvereinbarungen mit Kliniken zustande kamen. Hilfreiche Orientierung für die Psychotherapieausbildung (Lindel et al., 2007) oder Bücher als Kompaktkurse zur Vorbereitung auf die Approbationsprüfung (Rettenbach, 2005, 2006), gab es in den ersten Jahren nicht. In dieser Phase spielte die Vernetzung der PiA keine bedeutende Rolle. Fazit: Die notwendige Einarbeitung in neue Strukturen und Prozessabläufe wurden �� M. Mösko, K. Sude von einigen Akteuren mit großem Engagement verfolgt. PiA der ersten Generation haben in dieser Zeit sehr viel zusätzlichen Aufwand betreiben müssen, um die zahlreichen Unklarheiten und Hürden der Psychotherapieausbildung zu meistern. Phase 2: Stagnation Nach dem Adaptionsprozess geschieht etwas vollkommen Unerwartetes. Statt die Ausbildungsbedingungen für PiA weiter zu verbessern, konnte man den Eindruck gewinnen, dass sich die meisten Einrichtungen und Institutionen nach dem Erreichen einer bestmöglichen organisationsimmanenten Aufstellung weiteren für PiA relevanten Veränderungen zum Teil bis heute verschließen. Anhand einiger Beispiele der verschiedenen Akteure soll dies verdeutlicht werden. Die Verantwortlichen zahlreicher klinischer Einrichtungen beuten PiA bis heute unter dem Deckmantel „Praktikum“ weiter aus. Von angemessenen Ausbildungsstrukturen wie einem an Lernzielen orientierten Ausbildungscurriculum mit Einarbeitungs-, Betreuungs- und Supervisionsplänen kann in den allermeisten Einrichtungen nicht die Rede sein (Busche, Mösko, Kliche & Koch, 2006). Die Spitze zeigt ein tatsächliches Beispiel, von denen uns viele ähnliche berichtet wurden. In einer Psychiatrischen Ambulanz absolvieren sechs PiA ihre Praktische Tätigkeit. Zudem gibt es einen festangestellten Arzt. Die PiA führen selbständig die komplette Bandbreite der ambulanten �� 265
10 Jahre Psychotherapieausbildung aus PiA-Sicht – (noch) keine Erfolgsstory? psychotherapeutischen Versorgung durch (Erstgespräche, Diagnostik, Therapieplanung, Einzel- und Gruppenpsychotherapien). Die erbrachten Leistungen werden von den Krankenkassen bezahlt. Das Entgelt fließt jedoch mit keinem Euro in die Hände der PiA. Für den Berufstand führt dieser Prozess der Ausbeutung vergleichsweise in eine Rezession. So werden die Tätigkeiten von angestellten approbierten Psychologischen PsychotherapeutInnen und Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen in klinischen Einrichtungen zunehmend von PiA übernommen und führen vielfach dazu, dass Verträge von Festangestellten nicht verlängert oder die Stellen nach Ausscheiden nicht weiterbesetzt werden. In Ballungszentren wie Hamburg oder Berlin hat dies zur Folge, dass ein ganzer Berufszweig angestellter PP und KJP weggebrochen ist. Für PiA bedeutet dies wiederum, dass die Arbeitsmöglichkeiten im Anschluss an die Ausbildung stark eingeschränkt sind. Eingeschüchtert werden PiA in ihrem Widerstand durch Ängste, dass mit Entrichtung eines Entgelts sich die Stellen für die Praktische Tätigkeit reduzieren würden (Hölzel, 2006). An einen PiA-Streik war in dieser Zeit nicht zu denken. Nach den uns zugetragenen Berichten bleiben bis heute zahlreiche Ausbildungsinstitute weit hinter den möglichen Qualitätsverbesserungen zurück. Statt beispielsweise den Unterricht didaktisch und inhaltlich zu optimieren sowie Qualitätskriterien und eine routinemäßige Lehrevaluation einzuführen, passierte vielfach gar nichts. So gibt es Institute, die trotz Gebühren für die theoretische Ausbildung den Unterricht nicht von DozentInnen, sondern von den TeilnehmerInnen selber, meist anhand von Referaten und Zusammenfassungen durchführen lassen. Ein weiteres Problem für viele PiA stellt insbesondere in kleineren Einrichtungen die Abhängigkeitsproblematik dar. Es gibt Institute, in denen die Institutsleitung auch die Funktion des/r Supervisors/in und/ oder Dozenten/in hat. Nicht selten kam es aufgrund von Konflikten zu Benachteiligungen von PiA. In Einzelfällen wurden PiA daran gehindert, die Ausbildungsstätte zu 266 wechseln, indem bspw. Ausbildungsleistungen nicht anerkannt wurden. In vielen Bundesländern wird bis heute versäumt, Institute regelmäßig nach transparenten Strukturqualitätsmerkmalen zu überprüfen und für betroffene PiA adäquate Beschwerdeinstanzen zu schaffen, sowie auf diese öffentlich hinzuweisen. Die stagnierende Qualitätsverbesserung zeigte sich bei den Ausbildungsinstituten insbesondere beim Thema Geld. In teilweise verklausulierter Form werden die Ausbildungskosten heruntergerechnet. Zwischen den Ausbildungskosten und den möglichen Einnahmen, etwa durch ambulante Psychotherapien im Rahmen der 600 Stunden, wird leider nur selten unterschieden. Bisweilen wird der Eindruck erweckt, dass bei der Ausbildung sogar noch Geld herauskommt. Es wird dabei häufig übersehen, dass 40 Euro für eine geleistete ambulante Psychotherapiestunde keinen Nettoverdienst darstellen. In der Regel reduzieren oder beenden PiA ihre feste Arbeitsstelle und müssen diese Einkommensverluste sowie die fehlenden Einzahlungen in die Sozial- und Rentenversicherung zunächst ausgleichen. Auch eine andere gängige Praxis erscheint nicht nachvollziehbar: Einige Institutsambulanzen sind in der Lage bis zu 95% der Gelder, die sie von den Krankenkassen für eine Psychotherapiestunde erhalten, an ihre PiA weiterzuleiten, während andere Einrichtungen nur 15% davon auszahlen können. Hier wäre eine Transparenz der Kostenmodelle ein erster begrüßenswerter Schritt. PiA, so lässt sich vermuten, sind Studierenden an den Hochschulen nicht unähnlich. In Hochschulen gibt es jedoch ein formalisiertes Partizipationssystem. Während StudentInnen in Form der Fachschaftsarbeit oder AStA-Tätigkeit sowohl in den Fachbereichen als auch auf Hochschulebene bei Personal- und Inhaltesdebatten mitsprechen und mitentscheiden dürfen, fehlt ein solches System in der Psychotherapieausbildung völlig. Weder Ausbildungsinstitute noch Ausbildungs-, Berufs- oder Fachverbände haben in den Folgejahren und zum Teil bis heute ein formalisiertes Mitbestimmungssystem etabliert, in dem PiA nicht nur mitreden, sondern vor allem in den zentralen Gremien mitentscheiden können. Selbstkritisch ist festzustellen, dass auch die Mehrheit der PiA in der Phase der Stagnation zum Teil bis heute verharrt. Dies zeigt sich daran, dass immer noch die Mehrheit der PiA sich in keinster Weise aktiv an Veränderungsprozessen beteiligt. Zurückzuführen ist das neben einem allgemeinen Trend zur Entpolitisierung sicherlich auch auf die erheblichen finanziellen und psychosozialen Belastungen durch die Ausbildung. Zudem gibt es ein gewisses Maß an Resignation angesichts der oftmals mangelnden Unterstützung und Bereitschaft zum kooperativen Mitgestalten. Auch der fehlende Wille zur Weiterentwicklung in den Landesprüfungsämtern hat dazu geführt, dass sich über lange Zeit die divergierende und benachteiligende Auslegungspolitik für die PiA nicht spürbar verbessert hat. Ähnlich verhält es sich mit der Beurteilung der Berufs- und Fachverbände. Es dauerte zum Teil sehr lange, bis der Wille zur Veränderung deutlich sichtbar wurde. Fazit: Die Phase der Stagnation, d. h. die mangelnde qualitative Weiterentwicklung, umfasste einen großen Zeitraum in den vergangenen 10 Jahren. Leider hält diese Stagnation bei einigen Akteuren der Psychotherapieausbildung bis heute an. Es scheint, dass sich viele Akteure hinter den für sie bestmöglichen Vorteilen verschanzen und eine Weiterentwicklung blockieren, statt alleine oder gemeinsam mit PiA an verschiedensten Themen der Qualitätsverbesserung zu arbeiten. Die enormen Ausbildungsschwierigkeiten haben nicht dazu geführt, dass die Ausbildung an Attraktivität verloren hat. Die Quote an AusbildungsteilnehmerInnen ist keinesfalls rückläufig. Zwei beunruhigende Veränderungen sind dennoch in PiA- Kreisen zu beobachten. Zum einen führen die Ausbildungsbedingungen mitunter zu einem gesundheitsbeeinträchtigenden Ausmaß an psychosozialen Belastungen. Zum anderen begünstigen sie langfristig den Verlust der Diversität des Berufsstandes. Potentielle KandidatInnen streben aus finanziellen Gründen und mangelnder beruflicher Perspektive sowie familienunfreundlichen Rahmenbedingungen die Ausbildung erst gar nicht an. Die Versor- Psychotherapeutenjournal 3/2009
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