Diplom- Psychologen - Psychotherapeutenjournal
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10 Jahre Psychotherapieausbildung aus PiA-Sicht – (noch) keine Erfolgsstory?<br />
mitgestalten. Darüber hinaus wurde eine PiA<br />
als stellvertretende Bundesdelegierte zum<br />
Deutschen Psychotherapeutentag gewählt.<br />
Auf dem 11. Deutschen Psychotherapeutentag<br />
konnte dann die Einrichtung einer PiA-<br />
Bundeskonferenz verwirklicht werden. Die<br />
Mitglieder der PiA-Bundeskonferenz treiben<br />
die konzeptionelle Einbindung von berufspolitischen<br />
PiA-Interessen voran.<br />
Die Finanzierung berufspolitischer Aktionen<br />
wurde anfänglich von den Hamburger<br />
PiA selbst getragen. Erfreulicherweise unterstützten<br />
einige der Ausbildungsinstitute<br />
die Aktivitäten des PiA-Netz-Hamburgs mit<br />
einem kleinen finanziellen Beitrag. Um<br />
langfristig die Aktivitäten von PiA-Netzwerken<br />
aufrecht erhalten zu können, bedarf es<br />
einer transparenten und geregelten finanziellen<br />
Unterstützung.<br />
Eine der zentralen Forderungen, die Einführung<br />
einer angemessenen Bezahlung für<br />
die praktische Tätigkeit in Hamburg, konnte<br />
weder durch die Aktivitäten des PiA-Netz-<br />
Hamburgs noch mit Hilfe der PTK Hamburg<br />
erstritten werden. Aus diesem Grund entschieden<br />
sich die hamburgischen PiA 2007,<br />
gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di gegen<br />
die Ausbeutung der klinischen Einrichtungen<br />
anzutreten. Bislang sind gemeinsam<br />
mit ver.di zahlreiche öffentlichkeitswirksame<br />
Aktionen durchgeführt worden. Neben diesen<br />
wurde bundesweit erstmalig auf Länderebene<br />
eine PiA-Tarifkommission gegründet<br />
und mit fünf PiA besetzt. Zu Beginn diesen<br />
Jahres wurde der Krankenhausarbeitgeberverband<br />
Hamburg (KAH) von ver.di und der<br />
PiA-Tarifkommission zu Tarifverhandlungen<br />
aufgefordert. Der KAH kam dieser Forderung<br />
nicht nach und stellte lediglich seine Teilnahme<br />
an den Tarifverhandlungen für 2010 in<br />
Aussicht. Die Aktionen wurden daraufhin intensiviert<br />
und dauern bis heute an.<br />
Das Erwirken einer angemessenen Bezahlung<br />
im Rahmen der Praktischen Tätigkeit<br />
bleibt eine der schwierigsten und zugleich<br />
dringendsten Herausforderungen. Nur mit<br />
der entschlossenen Gegenkraft aller Akteure<br />
ist diesem Machtgefälle beizukommen.<br />
Fazit: Die meisten Akteurinnen und Akteure<br />
haben erkannt, dass die derzeitigen Ausbildungsbedingungen<br />
die Zukunft der psychotherapeutischen<br />
Versorgung verbauen.<br />
268<br />
Die zurückliegenden Prozesse und Überwindung<br />
der Stagnation machen Mut, die<br />
begonnene Transformation fortzuführen<br />
und gemeinsam mit öffentlichkeitswirksamen<br />
Aktionen, berufspolitischen Diskussionen<br />
und Veranstaltungen auf bessere<br />
Ausbildungsbedingungen hinzuwirken.<br />
Ausblick<br />
Aktuell gibt es bundesweit ca. 11.000 PiA<br />
(Strauss et al., 2009). Nicht nur diese zahlenmäßige<br />
Bedeutung sollte Anlass genug<br />
sein, die Verbesserung der Ausbildung und<br />
deren gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
mit aller Kraft voranzutreiben. Die anstehende<br />
Novellierung und Reform des Psychotherapeutengesetzes<br />
auf der Grundlage<br />
des Forschungsgutachtens und deren<br />
politischen Diskussion wird sicherlich zu<br />
einer weiteren Verbesserung der Ausbildungssituation<br />
für PiA führen.<br />
Im Folgenden werden aus PiA-Sicht vier<br />
Vorschläge skizziert, die bislang gar nicht<br />
oder kaum Beachtung gefunden haben,<br />
die die Qualität der Ausbildung jedoch<br />
nachhaltig verbessern und zum Teil in eine<br />
mögliche Gesetzesänderung integriert<br />
werden könnten.<br />
1. Vernetzung<br />
Vernetzung bedeutet, dass möglichst viele<br />
PiA einer Ausbildungsgruppe die Möglichkeit<br />
finden, sich regelmäßig auszutauschen (Treffen,<br />
E-Mail, Foren etc.). Im zweiten Schritt<br />
wäre die Vernetzung mit PiA anderer Ausbildungsinstitute<br />
erstrebenswert. Die schulenübergreifende<br />
Vernetzung von PiA dient<br />
der Förderung des Austauschs wichtiger regionaler<br />
und überregionaler Informationen<br />
und der Planung von Aktivitäten. Vernetzung<br />
kann eine sehr aufwendige und zeitintensive<br />
Arbeit sein. Es ist wichtig, insbesondere jüngere<br />
AusbildungsteilnehmerInnen in regelmäßigen<br />
Abständen für die ehrenamtliche<br />
Arbeit zu gewinnen. So können Kontinuität<br />
gewährleistet und Aufgaben auf möglichst<br />
viele Schultern verteilt werden.<br />
2. Partizipation<br />
Es sollte gewährleistet sein, dass zukünftig<br />
PiA-Interessen, ähnlich dem formalisierten<br />
Mitbestimmungssystem in Schule<br />
(Schülervertretung, SV) und Hochschule<br />
(Allgemeiner Studierenden-Ausschuss, AStA),<br />
von PiA selbst vertreten werden können.<br />
Für die Ausbildungsinstitute bedeutet<br />
dies, die Wahl von PiA-VertreterInnen auf<br />
Kurs- und Institutsebene durchzuführen.<br />
Neben Informationen seitens der Institutsleitung<br />
zu Neuerungen, die die Ausbildung<br />
betreffen, sollte es ein Mitsprache- und<br />
Mitbestimmungsrecht bei relevanten Entscheidungen<br />
geben. In den Ausbildungsverbänden<br />
sollte diese partizipative Struktur<br />
entsprechend fortgesetzt werden.<br />
Die PiA-Mitwirkung in den verschiedenen<br />
Landespsychotherapeutenkammern ist<br />
erst dann möglich, wenn sie kostengünstig<br />
(ggf. kostenlos) stimmberechtigte Mitglieder<br />
mit aktivem und passivem Wahlrecht<br />
werden können. Um PiA als Delegierte in<br />
die Delegiertenversammlung wählen zu<br />
können, müssen PiA entweder eine eigene<br />
Liste konstituieren oder sich als einzelne<br />
Personen auf Listen anderer Gruppierungen<br />
setzen lassen können.<br />
Um auch bei Fach- oder Berufsverbänden<br />
politisch mitgestalten zu können, sollten<br />
PiA zu vergünstigten Konditionen stimmberechtigte<br />
Mitglieder werden können.<br />
Um die Mitwirkung auch in Ausschuss-,<br />
Instituts- und Vorstandsarbeit zu ermöglichen,<br />
sollten die Fach- oder Berufsverbände<br />
die strukturellen Voraussetzungen<br />
hierfür einrichten.<br />
Neben der Investition von Zeit entstehen<br />
den ehrenamtlich tätigen PiA finanzielle<br />
Aufwände. Es bedarf daher einer fairen<br />
und transparenten Aufwandsentschädigung<br />
sowie einer Finanzierungsregelung<br />
für Sach- und Reisekosten.<br />
3. Verhaltenskodex<br />
Eine besondere Form der Qualitätssicherung<br />
für die in Deutschland existierenden<br />
170 Ausbildungsinstitute wäre die Erarbeitung,<br />
Verabschiedung, Veröffentlichung und<br />
Anwendung eines Verhaltenskodex („Code<br />
of Conduct“). Eine solche Selbstverpflichtung<br />
würde für die Ausbildungsinstitute<br />
zu einem deutlichen Wettbewerbsvorteil<br />
führen. Kernpunkte eines Code of Conduct<br />
könnten sein: Verbot von Doppelfunktionen<br />
(z. B. Institutsleiter und Supervisor), Zahlung<br />
<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 3/2009