streifzug - Gießener Allgemeine
streifzug - Gießener Allgemeine
streifzug - Gießener Allgemeine
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
po-Nummern und ganz normale Schlagertitel<br />
mit schönen Harmonien und Gesangslinien,<br />
gepaart mit einer Video-Laser-Show<br />
und ein paar Pyros zwischendurch. Zukunftsvision<br />
ist, dass sich das Konzept<br />
Antonia und Band von<br />
den ganzen Mallorcaund<br />
Party-Gigs entfernt.<br />
Was ja auch verständlich<br />
ist. Die gute Frau hat dieses<br />
Jahr schon 120 Auftritte<br />
gemacht. Das ist nicht durchzuhalten.<br />
Und das wäre auch nichts für Sie?<br />
OR: Ich hab mal eine Karnevalsaison bei<br />
den Höhnern ausgeholfen. In zwei<br />
Monaten über 200 Konzerte. Danke, aber<br />
danach reicht es. Das Heftigste waren elf<br />
Konzerte an einem Tag – jeweils 35 bis 45<br />
Minuten live durch die Kölner Karnevalshochburg.<br />
Das ist der echte Rock ‘n’ Roll.<br />
Höhner war bisher der größte Rock-’n’-<br />
Roll-Faktor im eigentlichen Sinne – kommen,<br />
aufbauen, spielen, abbauen, weiterfahren.<br />
Es war eine gute Zeit, wobei ich die<br />
Band vorher überheblicher Weise belächelt<br />
hatte.<br />
Apropos Schunkelmusik. Sie spielen mit<br />
Gottwald doch auch bei den Lahntalern<br />
zusammen. Wie ist das entstanden?<br />
OR: Der Frieder ist ein uralter Bekannter<br />
von mir. Aus einer musikalischen Freundschaft<br />
ist eine richtige geworden. Seitdem<br />
sind wir in fast allen Projekten oder Bands<br />
immer nur im Doppelpack anzutreffen. Seit<br />
drei Jahren sind wir am Umsetzen der Idee<br />
mit den Lahntalern. Musikerkollege Ralf<br />
Erkel meinte immer, lass uns doch mal<br />
Volksmusik machen. Lass uns mal wieder<br />
Titel schreiben, die uns Spaß machen und<br />
nicht nur anderen gefallen oder in eine<br />
Schublade passen. Eher so wie es uns einfällt:<br />
einfache Melodien und Harmonien.<br />
Das war der Grundstock für die Lahntaler.<br />
Da gab es doch zunächst noch einen<br />
anderen Bandnamen?<br />
OR: Weil wir am Anfang progressiver<br />
waren, hießen wir »Lahntal Guerilla«. Das<br />
hatte aber bei manchen Veranstaltern<br />
Assoziationen mit Punk geweckt. Und es<br />
gab einige Leute, die das nicht aussprechen<br />
konnten. Deshalb jetzt »Lahntaler«. Wir<br />
kommen ja auch aus dem Lahntal. Außerdem<br />
schreiben wir auch thematisch darüber,<br />
was uns in der Region so begegnet<br />
und was uns gefällt. Es muss ja nicht immer<br />
aus den Alpen kommen.<br />
Von den »Lahntalern« gibt es auch bald<br />
ein Album, richtig?<br />
»Die Höhner – das war<br />
echter Rock ’n’ Roll«<br />
OR: Ja, unser erstes richtiges Album ist gerade<br />
fertigproduziert worden und heißt<br />
»Heimat«. Das Release-Konzert findet am<br />
28. Mai im Marburger »Knubbel« statt.<br />
Darüber hinaus treten wir am 17. Juni beim<br />
Hessentag auf.<br />
Wird man von den<br />
Kollegen aus der Rockund<br />
Pop-Branche nicht<br />
belächelt, wenn man<br />
auf Volksmusik macht?<br />
OR: Man wird belächelt, aber nur bis sie es<br />
einmal gehört haben. Ich kenne nur runterfallende<br />
Kinnklappen. Aber es ist schon<br />
polarisierend, weil es auch für den reinen<br />
Volksmusik-Betrieb zu rockig ist. Für das<br />
»Herbstfest der Volksmusik« wären wir zu<br />
hart.<br />
Wer hört sich dann Ihre Musik an?<br />
OR: Im Publikum sitzt ein 60-jähriges Ehepaar,<br />
das grinst und schunkelt. Und wir<br />
haben 13- und 14-Jährige, oder 20-jährige<br />
Punks, Metaller, Banker. Die singen unsere<br />
Melodien nicht nach, wenn sie nach Hause<br />
gehen, aber sie freuen<br />
sich, weil sie einen guten<br />
Tag hatten. Wir sprechen<br />
alles an und es funktioniert.<br />
Sollen die Lahntaler ein festes Standbein<br />
werden?<br />
OR: Das ist eine feste Instanz, die daraus<br />
entstanden ist, dass wir Lust drauf hatten.<br />
Alle, die mitspielen, sind jahrelang Dienst-<br />
»Für das Herbstfest<br />
der Volksmusik zu hart«<br />
Ein Team – Der Pohlheimer Ole Rausch und Antonia aus Tirol.<br />
RAMPENLICHT<br />
leister bei irgendwelchen Kapellen gewesen.<br />
Das ist auch eine schöne Sache, und<br />
es liest sich auch gut in der Vita: Mit wem<br />
man so alles gespielt hat. Man ist aber<br />
auch immer abhängig von diesen Künstlern.<br />
Wenn Paul Young sagt, ich mache<br />
zehn Jahre Pause, oder wenn man von<br />
Laith Al-Deen zwei Jahre nicht so viel hört,<br />
bin ich als Bandmitglied direkt betroffen<br />
und zwei Jahre ohne Job von diesen Künstlern.<br />
Plötzlich hat man Leerlauf. Das muss<br />
man als Tourneemusiker wissen. Uns ging<br />
das allen so. Statt den Kopf in den Sand zu<br />
stecken, haben wir uns aus unserem riesigen<br />
Pool etwas aufgebaut. Das ist schon<br />
eine Cliquen-Wirtschaft. Bis auf mich waren<br />
die anderen alle mal Orthopädische<br />
Strümpfe von Guildo Horn. Oder mit<br />
Tic Tac Toe unterwegs.<br />
Wo sind Sie derzeit noch aktiv?<br />
OR: Ich habe jetzt ein paar Sachen für Edo<br />
Zanki gemacht. Die Stelle teile ich mir mit<br />
einem anderen Gitarristen. Bei Julia Neigel<br />
bin ich live dabei. Im Studio werde ich die<br />
nächste Platte von Antonia mit einspielen.<br />
Außerdem habe ich<br />
eine Unterrichts-CD mit<br />
einer Live-Band eingespielt,<br />
bei der ohne<br />
Noten Themen und<br />
Bilder aus der Inspiration<br />
heraus umgesetzt wurden. Für einen Eisenacher<br />
Pianisten habe ich in ähnlicher Weise<br />
eine Platte eingespielt. Der ist großer<br />
Island-Fan. Vorher gab es als Briefing eine<br />
Diashow, die dann tonal umgesetzt wer-<br />
Foto: Lademann<br />
5/2011 <strong>streifzug</strong> 15