02.12.2012 Aufrufe

Aktives Alter - Landesseniorenvertretung NRW e.V.

Aktives Alter - Landesseniorenvertretung NRW e.V.

Aktives Alter - Landesseniorenvertretung NRW e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

10<br />

<strong>Aktives</strong> <strong>Alter</strong><br />

bewältigen. Zu verschiedenen Zeiten und unter<br />

verschiedenen Regimen (= Herrschaftsform)<br />

stellen sich diese Konstruktionen oft auch<br />

als Gegensätze heraus. Es geht immer um<br />

Klassifi zierungen, Einteilungen und Abtrennungen,<br />

die der Erkenntnis der Welt als<br />

kategoriale Anschauungen und Beurteilungen<br />

der Realität zugrunde liegen. Sie basieren auf<br />

festen Dispositionen (= Anordnungen), die<br />

den verschiedenen Gruppierungen eigen<br />

sind, und sie variieren nach sozialen Klassen<br />

und historischen Lagerungen. Diese einverleibten<br />

geistigen Schemata erzeugen jene<br />

relativ verfestigten Vorstellungen oder Figurationen,<br />

mit deren Hilfe die Gegenwart Sinn<br />

annimmt, andere verstehbar werden und<br />

der soziale Raum erschlossen werden kann.<br />

Die auf solche Art gebildeten Vorstellungen<br />

der sozialen Welt entsprechen immer den<br />

Interessen jener Gruppen, die sie konstruiert<br />

haben, auch wenn sie im Gewand von<br />

vernünftigen Urteilen und allgemein verbindlich<br />

auftreten. Diese Vorstellungen über<br />

die soziale Welt sind keine neutralen Reden.<br />

Sie erzeugen Strategien und Praktiken, die<br />

Autorität beanspruchen – und zwar auf Kosten<br />

anderer, deren Vorstellungen zurückgewiesen<br />

werden, und sie sollen Reformen und<br />

Veränderungen rechtfertigen. An ihnen<br />

wird die grundsätzliche Polarisierung der<br />

Vorstellungen sichtbar. Sich mit ihnen auseinanderzusetzen,<br />

sie zu bekämpfen oder<br />

sie zu umgehen, setzt voraus, dass sie als<br />

wirkliche gesellschaftliche Institutionen aufgefasst<br />

werden, die in der Gestalt mentaler<br />

Kategorien und kollektiver Vorstellungen die<br />

gesellschaftliche Organisation verkörpern.<br />

(Chartier 1992: 13)<br />

Wirkungen der <strong>Alter</strong>sbilder –<br />

Zwei Beispiele<br />

• Diskriminierung<br />

Diskriminierung hat zwei Wirkungsweisen:<br />

Als ein System von Einstellungen, repräsentiert<br />

in gezielt vereinfachten Bildern, macht<br />

sie Menschen verächtlich, mindert ihre<br />

Wertschätzung und verweigert ihnen unvoreingenommenes<br />

Entgegenkommen (auch<br />

Stigmatisierung genannt); als ein System von<br />

Verhaltensweisen benachteiligt sie Menschen<br />

systematisch in ihren Lebenschancen. Alte<br />

Menschen als Last für die Gesellschaft zu<br />

bezeichnen, ist Stigmatisierung, ihnen medizinische<br />

Leistungen vorzuenthalten oder<br />

ihnen den Zugang zu ihnen zu erschweren,<br />

ist Diskriminierung.<br />

Solche Einstellungen und Verhaltensweisen<br />

zeigen charakteristische Muster, die empirisch<br />

nachgewiesen sind. Einstellungen<br />

gegenüber älteren Menschen sind desto diskri<br />

minierungsanfälliger, je jünger und je weniger<br />

gebildet die Urteilenden und je anonymer<br />

die Generationenbeziehungen sind. (Rosenmayr,<br />

Majce 2005) In der öffentlichen<br />

Diskussion gibt es eine extreme Position,<br />

der zufolge den Jüngeren, so heißt es, weder<br />

politische noch wirtschaftliche Gestaltungsmöglichkeiten<br />

blieben, da die Älteren auf<br />

Kosten der Jüngeren lebten und sie um ihre<br />

Chancen bringen würden. (Schmähl 2001)<br />

Während die erste Aussage, wie angemerkt,<br />

empirisch bestätigt ist, lässt sich die zweite

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!