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Aktives Alter - Landesseniorenvertretung NRW e.V.

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<strong>Aktives</strong> <strong>Alter</strong><br />

Einige Erläuterungen dazu:<br />

• Für viele Ältere steht im Hinblick auf Lern-<br />

Aktivitäten zunächst einmal der Wunsch<br />

im Vordergrund, etwas für sich zu tun:<br />

Geistig fi t bleiben, eigene Interessen<br />

verwirklichen, endlich nachholen, wozu<br />

in der Berufs- und Familienphase keine<br />

Zeit blieb, sich mit Themen beschäftigen,<br />

die für die aktuelle Lebenssituation<br />

von Bedeutung sind – diese Interessen<br />

bestimmen die subjektive Dimension<br />

von Bildung und spiegeln sich auch in<br />

den Bildungs-Themen, die von Älteren<br />

am häufi gsten nachgefragt werden: Kunst,<br />

Musik, Konzert- und Museumsbesuche,<br />

Gesundheit/Ernährung, Sport, Umwelt<br />

und Ökologie, Rechts- und Rentenfragen,<br />

Gesellschaft, Geschichte, Politik (vgl.<br />

Sommer, Künemund & Kohli 2004).<br />

Neben dem themenbezogenen Lernen<br />

stehen aber auch offene Lernprozesse,<br />

in denen es um die Refl exion der eigenen<br />

Lern- und Lebensgeschichte geht.<br />

Insbesondere über Ansätze biografi schen<br />

Lernens kann <strong>Alter</strong>sbildung die<br />

vielfältigen Such- und Orientierungsprozesse<br />

der Älteren im Hinblick<br />

auf eigene Bedürfnisse und Ziele der<br />

Lebensgestaltung unterstützen (vgl. Kade<br />

1997, 737 ff.; Kade 2001, 41 ff.). Über die<br />

persönliche Orientierung hinaus bieten<br />

solche selbstrefl exiven Lernprozesse die<br />

Chance, aus dem eigenen Erleben heraus<br />

Bilder und Utopien vom <strong>Alter</strong>n und <strong>Alter</strong><br />

zu entwickeln in Auseinandersetzung<br />

mit und möglicherweise Durchbrechung<br />

von gesellschaftlich dominanten <strong>Alter</strong>sbildern.<br />

In diesem Sinne kann<br />

<strong>Alter</strong>sbildung zu einem identitätstherap<br />

eutischen, selbsterhellenden und Selbstbestimmung<br />

fördernden Instrument für<br />

die Älteren werden (vgl. Pfaff 2003).<br />

• Lernen ist aber nicht nur ein individueller,<br />

sondern auch ein sozialer Prozess,<br />

insofern er sich in sozialen Kontexten<br />

vollzieht. Bildung im <strong>Alter</strong> geht<br />

deshalb von einem Zusammenwirken<br />

des Individuums mit anderen aus und<br />

bezieht auch die gesellschaftliche Di-<br />

mension mit ein, wie es in der Bildungs-<br />

Defi nition zum Ausdruck kommt, dass<br />

derjenige gebildet wird, der in dem<br />

ständigen Bemühen lebt, sich selbst, die<br />

Gesellschaft und die Welt zu verstehen<br />

und diesem Verständnis gemäß zu<br />

handeln (Deutscher Ausschuss für das<br />

Erziehungs- und Bildungswesen 1960).<br />

In der Beziehungsdimension geht es um<br />

Austausch und gemeinsames Handeln<br />

mit anderen. Für viele Ältere sind<br />

Kontakt- und Kommunikationsmöglichkeiten<br />

wichtige Motive, an Bildungsveranstaltungen<br />

teilzunehmen. Und sicher<br />

gehört es zu den vorrangigen Aufgaben<br />

einer <strong>Alter</strong>sbildung, neue Formen der<br />

Vergemeinschaftung anzuregen und zu<br />

fördern, die jenseits berufl icher und<br />

familiärer Bindungen als neue soziale<br />

Netze wichtige Funktionen für die Lebensewältigung<br />

und die Erprobung neuer<br />

Lebensformen im <strong>Alter</strong> oder im intergenerationellen<br />

Kontext übernehmen<br />

können (z. B. Nachbarschaftsprojekte,<br />

Wohnprojekte etc.).<br />

• Der Austausch mit anderen dient aber<br />

auch dazu, sich gemeinsam neue Tätigkeitsfelder<br />

zu erschließen. Kade hat den<br />

Begriff des ‚refl exiven Milieus’ geprägt<br />

für selbstorganisierte Gruppen Älterer, in<br />

denen Lernziele, -inhalte und -methoden<br />

sowie Handlungsoptionen weitgehend<br />

selbstgesteuert erarbeitet werden (vgl.<br />

Kade 2001, 46 ff.).<br />

Solche selbstorganisierten Gruppen<br />

übernehmen mehr und mehr eine<br />

Brückenfunktion zwischen Lernen und<br />

bürgerschaftlichem Engagement und<br />

erschließen damit die dritte Dimension<br />

von <strong>Alter</strong>sbildung, die gesellschaftliche<br />

Dimension, in der es darum geht, gesellschaftliche<br />

Zusammenhänge zu verstehen<br />

und in einer mitverantwortlichen<br />

Weise an gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen<br />

teilzunehmen.<br />

Für eine <strong>Alter</strong>sbildung entstehen in diesem<br />

Zusammenhang vielfältige Aufgaben<br />

der Anregung, Förderung, Vermittlung<br />

und Vernetzung:

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