Aktives Alter - Landesseniorenvertretung NRW e.V.
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<strong>Aktives</strong> <strong>Alter</strong><br />
Handlungen und Bewegungen wurden bei<br />
den theoretischen Vorüberlegungen entsprechende<br />
Muskeln (Muskelgruppen) in einem<br />
Kräftigungsprogramm erfasst. Jede große<br />
Muskelgruppe wird im Training durch eine<br />
entsprechende Übung berücksichtigt.<br />
Im Sinne eines Muskelaufbautrainings werden<br />
alle Kräftigungsübungen mit angepassten<br />
Handgewichten durchgeführt:<br />
• Arme: Kleinhanteln von 250 g bis 2 kg<br />
• Beine: variable Gewichtsmanschetten<br />
von 250 g bis 5 kg pro Manschette<br />
Jede der zehn Übungen wird mit zehn<br />
Wiederholungen langsam und kontrolliert<br />
ausgeführt. Die Übungen werden mit beiden<br />
Armen oder beiden Beinen (z. B. Kniebeugen,<br />
Hacke-Zehenspitzenstand) gleichzeitig durchgeführt.<br />
Diejenigen Beinübungen, die nur mit<br />
einem Bein durchführbar sind (z. B. Training<br />
der Abduktoren beim seitlichen Beinheben),<br />
werden abwechselnd links und rechts (alternierend)<br />
trainiert, damit die Übungen für<br />
das Standbein nicht anstrengender werden<br />
als für das zu trainierende Bein.<br />
Die Gewichtsbelastung erfolgt individuell<br />
nach subjektivem Belastungsempfi nden und<br />
mit Rücksicht auf die jeweils vorhandenen<br />
Ressourcen der Teilnehmenden. Zwischen den<br />
einzelnen Übungen erfolgt eine einminütige<br />
aktive Pause. Der Trainingsumfang beträgt<br />
zwei Trainingseinheiten pro Woche mit ca.<br />
60 Minuten Dauer.<br />
Zur Einführung in das Programm werden<br />
zunächst nur wenige Übungen angeboten. In<br />
Abhängigkeit von der Leistungsfähigkeit und<br />
kognitiven Erreichbarkeit der Teilnehmenden<br />
kann das Programm schneller oder langsamer<br />
vervollständigt werden.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf vielfältigen<br />
Gleichgewichts- und Reaktionsübungen, ergänzt<br />
durch Spielformen und Aufgaben zur<br />
allgemeinen Aktivierung und Mobilisation.<br />
Die Übungen werden aus Sicherheitsgründen<br />
immer im Doppelstuhlkreis durchgeführt,<br />
wobei die Lehne des vorderen Stuhls dem<br />
Übenden Halt bei den Beinkraftübungen<br />
bietet, der hintere Stuhl bei Standunsicherheit<br />
Schutz gewährleistet. Ebenfalls werden<br />
auf dem hinteren Stuhl sitzend die Arm-<br />
kraftübungen ausgeführt. Die Kräftigungsübungen<br />
für die Beinmuskulatur erfolgen<br />
bewusst im Stehen. Auf diese Weise kann<br />
auch einer bestehenden Osteoporose entgegengewirkt<br />
werden, denn der Druck des<br />
Körpergewichts auf die großen Knochen regt<br />
den Knochenstoffwechsel an. Im Sinne der<br />
Sturzprävention wird parallel das Gleichgewicht<br />
geschult, wenn z. B. der Körperschwerpunkt<br />
– wie bei der leichten Kniebeuge<br />
– verlagert wird. Je nach Möglichkeiten<br />
der Teilnehmenden werden außerdem<br />
möglichst alle der Koordinations-übungen<br />
im Stehen durchgeführt. Arm- und Beinkraftübungen<br />
wechseln einander ab, so dass<br />
alle Teilnehmenden oft aufstehen müssen und<br />
sich wieder hinsetzen. Mit dem regelmäßigen<br />
Wechsel der Positionen ist ein bewusst<br />
gesetzter Trainingsreiz verbunden, der allen<br />
im Alltag zugutekommt.<br />
Selbstständig im Rollstuhl mobile Ältere<br />
profi tieren besonders von dem Angebot an<br />
<strong>Alter</strong>nativübungen für die Beine.<br />
Für viele praxiserfahrene Ältere bedeutet<br />
diese Vorgehensweise einen Abschied von<br />
der Hockergymnastik im herkömmlichen<br />
Sinne. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt,<br />
dass ein schneller Transfer zum Nutzen<br />
im Alltag erfolgt, auch wenn das Training<br />
als anstrengend empfunden wird. Mit<br />
dem Zutrauen in die eigenen Kräfte und<br />
Fähigkeiten wächst darüber hinaus das<br />
Aktionspotential der Teilnehmenden schnell.<br />
Bereits nach wenigen Wochen sind viele<br />
positive Auswirkungen deutlich spürbar.<br />
Der positive Effekt eines in dieser Form<br />
strukturierten Bewegungsprogramms auf das<br />
Kraftniveau und die Alltagskompetenz eines<br />
alten Menschen wurde bereits mehrfach<br />
wissenschaftlich nachgewiesen (Becker 2001,<br />
Möllenhoff et al. 2005, Oswald et al. 2002).<br />
Auch im Bereich der Bewegungsförderung<br />
für Demenzerkrankte wurden im Rahmen<br />
dieses Projekts neue Erkenntnisse gewonnen:<br />
So lässt sich das Bewegungsprogramm „fi t<br />
für 100“ trotz aller anfänglichen Bedenken<br />
auch mit dem Personenkreis der demenziell<br />
Erkrankten zwei Mal wöchentlich durchführen,<br />
denn sämtliche Übungen werden