Aktives Alter - Landesseniorenvertretung NRW e.V.
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<strong>Aktives</strong> <strong>Alter</strong><br />
bestätigen die Ergebnisse einer Literaturrecherche,<br />
die im Vorfeld der Tagung „<strong>Alter</strong>diskriminierung<br />
– <strong>Alter</strong>spotentiale - Wie sieht<br />
der Alltag aus?“ im Jahr 2005 in Köln<br />
durchgeführt wurde. Sie zeigt, dass Probleme<br />
der Benachteiligung und Diskriminierung<br />
alter Menschen unter dem Stichwort „Diskriminierung“<br />
bzw. „<strong>Alter</strong>sdiskriminierung“<br />
bislang kaum eine Resonanz in der deutschen<br />
Fachliteratur gefunden haben. Darüber hinaus<br />
wird der Begriff „<strong>Alter</strong>sdiskriminierung“ je<br />
nach sozialem, kulturellem und politischem<br />
Umfeld unterschiedlich verstanden, verwendet<br />
und bewertet.<br />
Mit der Umsetzung europäischer Antidiskriminierungsrichtlinien<br />
in die deutsche Gesetzgebung<br />
hat das Thema „<strong>Alter</strong>sdiskriminierung“<br />
zwar an mehr Aufmerksamkeit gewonnen,<br />
doch die Diskussionen sind auf Aspekte wie<br />
Antidiskriminierungsgesetz, Erwerbstätigkeit<br />
und Gesundheitswesen reduziert. Parallelen<br />
sind dabei zur Diskussion um Diskriminierungen<br />
wegen des Geschlechts zu<br />
erkennen, die in Deutschland ebenfalls<br />
zeitverzögert begann und erst unter dem<br />
Einfl uss des Europäischen Gemeinschaftsrechts<br />
ein Thema wurde.<br />
Fehlendes Bewusstsein für<br />
Benachteiligungen aufgrund des<br />
<strong>Alter</strong>s<br />
Im Unterschied zu Diskriminierung wegen<br />
des Geschlechts fehlt es beim Thema „Diskriminierung<br />
wegen des Lebensalters“<br />
jedoch häufi g am Bewusstsein dafür, dass<br />
hier Benachteiligung vorliegt. Vielfach wird<br />
die Existenz von <strong>Alter</strong>sdiskriminierung unterschätzt<br />
oder gar geleugnet – auch von den<br />
betroffenen Menschen selbst. Verstärkt wird<br />
dies dadurch, dass in Deutschland nur wenig<br />
aussagekräftige Daten über das Ausmaß, die<br />
Motive, die Wirkungsweisen und die Folgen<br />
von Diskriminierungen vorliegen.<br />
Diskriminierung aufgrund des Lebensalters<br />
ist keine Randerscheinung, die vernachlässigt<br />
werden kann. Es ist ein wichtiges Thema<br />
für jeden Einzelnen, der Diskriminierung<br />
aufgrund des <strong>Alter</strong>s erfährt. Es ist aber auch<br />
für die Gesellschaft ein bedeutendes Thema,<br />
die sich nicht damit abfi nden darf, dass<br />
eine bestimmte Gruppe aufgrund eines besonderen<br />
Merkmals diskriminiert wird.<br />
Das Thema gewinnt vor dem Hintergrund<br />
der demografi schen Veränderungen zudem<br />
an Bedeutung. Die Gruppe der älteren<br />
Menschen steht für einen Bevölkerungsteil,<br />
der sich durch eine Vielzahl an Interessen,<br />
Fähigkeiten, Bedürfnissen und Belangen<br />
auszeichnet und einen wichtigen sozialen<br />
und wirtschaftlichen Beitrag zur Gesellschaft<br />
leistet. Doch angesichts tief verwurzelter<br />
negativer Einstellungen und Vorurteile gegenüber<br />
alten Menschen wird dieser gesellschaftliche<br />
Wert vielfach angezweifelt.<br />
Diskriminierungen im <strong>Alter</strong><br />
– Beispiele<br />
<strong>Alter</strong>sdiskriminierung ist in den verschiedensten<br />
Lebensbereichen zu fi nden: bei der Arbeit,<br />
im Gesundheitswesen, bei Banken und<br />
Versicherungen, im öffentlichen Leben und in<br />
den Medien:<br />
1. Ein 55-jähriger Mann sucht eine neue<br />
Arbeitsstelle und schaut sich Stellenanzeigen<br />
an. Er stellt fest, dass für<br />
Menschen mit diesem Lebensalter keine<br />
(oder nur sehr vereinzelt) Arbeitsplätze<br />
anboten werden.<br />
2. Eine 75-jährige Frau braucht eine kostenintensive<br />
OP. Ihr wird die Frage gestellt,<br />
ob sich das bei ihr überhaupt noch<br />
„lohne“ ohne Prüfung ihrer individuellen<br />
gesundheitlichen Situation.<br />
3. Eine Bausparkasse lehnt einem langjährigen<br />
Kunden mit Beginn des 65.<br />
Lebensjahres den Abschluss einer Restschuldversicherung<br />
ab.<br />
4. Eine ältere Frau geht auf die Straße und<br />
wird plötzlich als „Alte” beschimpft,<br />
vielleicht weil sie in der Wahrnehmung<br />
derjenigen, die sie beschimpfen, nicht<br />
schnell genug läuft oder einfach nur weil<br />
sie alt ist und man es ihr ansieht.<br />
5. In einer Fernsehsendung spricht ein Sozialrichter<br />
mehrfach von der „Altenlast”<br />
und unterstreicht es mit dem Zitat: „Die